„Aftersun“ von Charlotte Wells: So wahr wie ergreifend

Kino Die schottische Regisseurin Charlotte Wells erzählt mit ihrem Filmdebüt „Aftersun“ unheimlich eindrucksvoll und bewegend von der vielleicht letzten Urlaubsreise einer Tochter mit ihrem jungen – und depressiven – Vater
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2022

Eigensinnig und bittersüß wie die Erinnerung ist alles im Fluss in Charlotte Wells’ Aftersun, ihrem furiosen, mehrfach ausgezeichneten und von der internationalen Kritik zu Recht gefeierten Langfilmdebüt. Hier ist jede Szene, jede Einstellung beides zugleich: sinnliches Erleben und melancholisches Zurückblicken. Großaufnahmen von Ellenbogen, die sich leicht berühren, weiße Socken, die auf dem Balkongitter trocknen, Paraglider, die am verführerisch blau leuchtenden Himmel ihre Runden ziehen, das Wasser im Pool, das glitzert und kleine Wellen wirft.

Urlaube sind Orte der Sehnsucht, die in der Erinnerung stärker aufgeladen werden durch sinnliche Eindrücke, durch Gerüche, Geräusche, durch dieses Außerhalb-des-Alltags-Sein. D