Carrillos Umarmung der Utopie

DAS SAKRILEG VON MADRID Vor 25 Jahren begann der kurze Frühling des Eurokommunismus
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Das Jubiläum bleibt heute fast unbemerkt. Dabei wurde das Ereignis Anfang März 1977 weltweit registriert und war in Teilen der westeuropäischen Linken mit einigen Erwartungen verbunden: die Konferenz von Madrid, auf der die drei größten kommunistischen Parteien Westeuropas die sakrosankte Führungsrolle der sowjetischen KP in Frage stellten und einen eigenständigen Weg zum Sozialismus proklamierten. Mitten im Kalten Krieg war dieser Dissens in der "kommunistischen Weltbewegung" gerade auch für deren Gegner eine Sensation.

Es war am 3. März 1977, knapp anderthalb Jahre nach dem Tod des spanischen Diktators Franco, als die eurokommunistische Troika in Madrid vor die Weltpresse trat: der Spanier Santiago Carrillo (PCE), der Franzose Georges Marchais