Im Schlafwagen

1922 König Vittorio Emanuele lädt Benito Mussolini ein, Italien zu regieren. Der braucht für seinen Aufstieg keinen "Marsch auf Rom". Es reicht ein Zugticket
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Obristen flankieren im Herbst 1922 Mussolinis Marsch zur Macht
Obristen flankieren im Herbst 1922 Mussolinis Marsch zur Macht

Foto: AFP/Getty Images

Ende 1918, als die Habsburger Monarchie und das deutsche Kaiserreich zusammenbrechen, zählt Italien zu den Siegern. Doch kursiert unter den Überlebenden der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges der Fluch vom „verstümmelten Sieg“. Besonders Offiziere und Unteroffiziere des Heeres haben sich mehr erhofft: Landgewinn, Ruhm, materielle Entschädigungen. Bald werden viele dieser Unzufriedenen zu Kadern der im März 1919 gegründeten faschistischen Kampfbünde (fasci di combattimento).

Zugleich findet Italiens Arbeiterschaft zu bis dahin nie gekannter Stärke und setzt noch 1919 in der Industrie den Acht-Stunden-Tag durch. Lohnerhöhungen werden erkämpft, die Gewerkschaften rekrutieren mehr Mitglieder als je zuvor. Dabei fasziniert die