Demokraten nehmen Silicon Valley ins Visier

Medientagebuch Andrew Yang kritisiert die Tech-Konzerne scharf. Im Bewerberfeld der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur 2020 ist er damit nicht allein
Ausgabe 11/2019
Die großen Technologiekonzerne im Visier: Andrew Yang
Die großen Technologiekonzerne im Visier: Andrew Yang

Foto: Joshua Lott/AFP/Getty Images

Vor gut einem Jahr traf sich Andrew Yang mit einem Reporter der New York Times und sprach über seine Überzeugung, dass die fortschreitende Automatisierung zu Massenarbeitslosigkeit und sozialen Unruhen führen wird. „Es braucht nicht mehr als selbstfahrende Autos, um die Gesellschaft zu destabilisieren”, so Yang. Binnen weniger Jahre „werden eine Million Trucker arbeitslos sein, zu 94 Prozent Männer, die im Schnitt einen mittelmäßigen Highschoolabschluss haben oder ein Jahr auf einer weiterführenden Schule waren.”

Diese Aussagen wären keine Nachricht wert, würde der New Yorker Unternehmer jetzt nicht in den USA für die Präsidentschaft kandidieren. Yang ist Teil des dicht gedrängten Bewerberfelds der Demokraten und nicht der Einzige, der das Silicon Valley ins Visier nimmt – ungeachtet der Tatsache, dass die großen Tech-Konzerne bisher die Kandidaten der Partei im großen Stil finanziell unterstützt haben.

In der vergangegen Woche stellte Senatorin Elizabeth Warren einer jubelnden Menge ihren Plan vor, die Monopole der Tech-Giganten zu zerschlagen, wobei sie explizit die FAANG-Firmen nannte: Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google. Den Tech-Monopolisten an den Kragen zu gehen – das hat Senatorin Amy Klobuchar aus Minnesota längst zum Markenzeichen ihrer Kampagne gemacht. Kürzlich schlug sie vor, eine spezielle Steuer von Tech-Unternehmen zu erheben, die von Nutzerdaten und nutzergenerierten Inhalten profitieren. Bernie Sanders, der Favorit der Linken, hält sich bei diesem Thema zurück, aber er hat Amazon für die niedrigen Löhne und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Lagerhallen kritisiert. (Zahlen der Federal Election Commission zufolge bekam Sanders 2016 die meisten Spenden von Google-Angstellten; Microsoft, Apple und Amazon folgten auf den Plätzen drei bis fünf). Auch Senatorin Kamala Harris aus Kalifornien fordert von den Tech-Unternehmen sich auf den Schutz der Privatsphäre der Nutzer zu verpflichten und setzte sich in der Vergangenenheit für Gesetze zur Regulierung von Gesichtserkennung ein.

Glaubt man den Medienberichten, dann hat der Ruf nach stärkeren Regulierungen und mehr Aufsicht das Silicon Valley in Angst versetzt. Die Konservativen fluten unterdessen die Kommentarspalten mit Kritik an den Vorschlägen und am Montag löschte Facebook Anzeigen von Elizabeth Warren, in denen sie zur Zerschlagen der Konzerne aufrief. (Nachdem Politico darüber berichtet hatte, ruderte Facebook schnell zurück).

Wie die Angestellten der Tech-Firmen zur Warrens Vorschlägen stehen, ist nicht ausgemacht. Dass sie politisch mit ihren Chefs nicht immer auf einer Linie sind, zeigte sich im Oktober, als Mitarbeiter von Amazon, Google und Microsoft öffentlich Druck auf ihre Arbeitgeber ausübten, damit sie sich aus einem 10-Milliarden-Dollar-Auftrag der Regierung zurückzogen für die Entwicklung von KI zu militärischen Zwecken. Angesichts ihrer Affinität zu progressiven Ideen und der Tatsache, dass sie langfristig von einer Zerschlagung der Konzerne profitieren könnten, ist es gut möglich, dass viele mit Warrens Vorschlägen teilweise d’accord gehen.

Jessica Loudis ist freie Autorin in New York und war Redakteurin des World Policy Journal

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