Ein Spieltag ohne Polizei

Stadionsicherheit Nordrhein-Westfalens Innenministier Ralf Jäger will die Polizei nicht mehr in die Veltins Arena schicken. Einen Versuch wäre es wert.

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Der Polizeieinsatz im Championsleauge-Qualifikationsspiel zwischen dem FC Schalke 04 und Poak Soliniki bewegt noch immer die Gemüter. Man will nicht ausschließen, dass fußballerische Ereignisse im nordrhein-westfälischen Landtag eine Rolle spielen, im Innenausschuss äußert sich der Innenminister doch wahrscheinlich eher selten dazu. Womit Ralf Jäger nun aufwartete, war ein Paukenschlag.

Als "nachhaltig gestört" bezeichnete der Innenminister das Vertrauensverhältnis zwischen der Polizei und dem Verein. Und seine Konsequenz ist drastisch: Die Polizei wird nicht mehr in der Veltins Arena vertreten sein. Man werde sich im Umfeld aufhalten und kommen, wenn man gerufen werde. Eine Kooperation wie bisher, bei denen sich auch Einheiten der Mannschaftspolizei im Stadion aufhalten, werde es jedoch vorerst nicht mehr geben.

Der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowksi , ein Parteifreund des Innenministers, verlegte sich in einer Stellungnahme darauf das Vorgehen Jägers als eine "Lex Schalke" zu bezeichnen und äußerte nach Angaben der WAZ: "Entweder zieht der Innenminiser die Polizei aus allen Fußballstadien in NRW ab oder gar nicht." Was in erster Linie als Aufruf zur Revision der Entscheidung gewertet werden sollte erscheint jedoch als lohnenswerter Versuch.

Jan-Henrik Gruzecki etwa, ein Vertreter der Faninitiative 12:12, sagte in einer Stellungnahme, die nordrhein-westfälische Polizei sei "eher ein Risikofaktor, als ein Sicherheitsfaktor". Er wolle sich aktuell nicht mit der Polizei an einen Tisch setzen, weil diese ihn als "Feind" ansehe. Harsche Worte sind dies seitens eines Fanvertreters, doch sie passen in das Bild, welches verschiedene Fanvertretungen aktuell von ihrem Verhältnis zur Polizei zeichnen.

Warum also nicht?, kann man fragen. Warum nicht einen Spieltag ohne Polizei im Stadion? Solange die Einsatzkräfte bereit stehen können sie immer noch eingreifen, wenn dies verlangt wird. Damit würden sich auch Unklarheiten klären, wie sie jetzt in Schalke entstanden sind. Nach Aussagen des Vereins war das Vorgehen der Polizei ohne Rücksprache erfolgt; ein Polizeibericht behauptet das Gegenteil. Wie viel Seriösität man beiden Quellen zuschreiben kann ist fraglich. Ein dokumentierter Notruf würde solche Fragen jedoch ausräumen.

Da seit einigen Jahren die polizeilichen Einsatzstunden im Rahmen von Fußballspielen sukzessive sinken, während die Zahl der Verletzten, vor allem durch den Einsatz von Reizgas, leicht steigt, wäre das Experiment des polizeifreien Spieltages durchaus überlegenswert. Am Ende des Tages müsste eine Seite nämlich klar einräumen, dass sie sich falsch verhält: Die Vereine, wenn sie die Stadionsicherheit nicht gewährleisten können oder die Polizei, wenn ihr Rückzug für weniger Agressionen und Verletzungen sorgt.

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