Ein prekäres Land

Armut Dieser Artikel beschreibt die Armut im Land

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Ein prekäres Land

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat am Donnerstag (02.03.2017) seinen jährlichen Armutsbericht in Berlin vorgestellt. Demnach stieg bundesweit die Armutsquote im Jahr 2015 um 0,3 Prozentpunkte auf 15,7 Prozent an. Das sei ein neuer Höchststand, teilte der Verband mit. In Nordrhein-Westfalen ist die Quote gleichbleibend hoch. Wie im Vorjahr gelten hier 17,5 Prozent der Menschen als arm. Damit gilt das Land für den Wohlfahrtsverband als "besondere Problemregion" und belegt im Vergleich den letzten Platz unter den westdeutschen Flächenländern.

Im Zehnjahres-Vergleich stieg die Armutsquote in NRW deutlich von 14,4 Prozent auf 17,5 Prozent an - eine Zunahme um 21,5 Prozent. In keinem anderen Bundesland wurde eine solch hohe Zunahme verzeichnet. Bundesweit stieg der Wert im selben Zeitraum um 6,8 Prozent.

Nordrhein-Westfalen und das Ruhrgebiet bleiben entkräftet

Die Regionen Arnsberg (13,7 %), Bonn (13,5 %), Münster (14,6 %), Paderborn (15,1 %) und Siegen (14,4 %) sind laut Bericht nur unterproportional von Armut betroffen. Schlecht sieht es weiterhin für das Ruhrgebiet aus. Dort lag die Armutsquote bei 20,2 Prozent - vor zehn Jahren waren es noch 16,2 Prozent gewesen. Das Ruhrgebiet und Berlin gelten unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl und der längerfristigen Trends für die Verfasser der Studie als "die armutspolitischen Problemregionen Deutschlands, die besondere Aufmerksamkeit verdienen".

Kinderlose Singles mit 942 Euro im Monat gelten als arm

Die Definition der "relativen Armut", mit der der Paritätische Wohlfahrtsverband arbeitet, sagt, dass jemand arm ist, der über weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens in Deutschland verfügt. Dabei handelt es sich nicht um das "Durchschnittseinkommen", das entsteht, wenn man alle Haushalts-Einkommen addiert und durch die Zahl der Haushalte teilt. Vielmehr ist dieses mittlere Einkommen der Median. Der wird ermittelt, indem man alle Haushalte der Reihe nach ordnet und dann das Einkommen genau in der Mitte als Referenzgröße heranzieht. Daraus abgeleitet wird dann die Armutsschwelle, die also 60 Prozent dieses Einkommens beträgt. Für das Jahr 2015 sind das für Singles ohne Kind 942 Euro und für ein Paar mit zwei kleinen Kindern 1.978 Euro.

Am 14. Mai 2017 kann der Souverän die Kraftlosigkeit in Nordrhein-Westfalen abwählen.

Der aktuelle Armutsbericht ist online zu beziehen unter:

https://cloud.paritaet.org/1.1/?download=true&ticket=5661be40-fe94-11e6-be03-5254008b3c13

Jimmy Bulanik

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Jimmy Bulanik

Jimmy Bulanik ist ein international langjährig erfahrener Experte gegen Rechtsextremismus, Rechtsterrorismus sowie dem innerstaatlichen Handelns.

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