Eine Woche des Gedenkens

10 Jahre NSU Mordopfer Der Artikel erinnert an die NSU Morde an Mehmet Kubasik und Halit Yozgat.

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Eine Woche des Gedenkens

Am Sonntag, 03.04.2016, war in Dortmund eine Ausstellung in den Räumlichkeiten der DIDIF (Förderation demokratischer Arbeitervereine) Dortmund zum Thema NSU zu sehen. Ausstellerin ist die aus Nürnberg stammende Journalistin Birgit Mair (Diplom Sozialwirtin) von ISFBB e.V. Dies steht für Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung. Seit zwei Jahren existiert diese Ausstellung. Frau Mair beobachtet im Freistaat Bayern den dortigen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Thema "NSU". Die Fotos der Ausstellung stammen aus dem privaten Archiv der Familien, denen das rechtsterroristische Netzwerk geschadet hat.

Die Ausstellung der Frau Mair erzeugt bei den Betrachter/innen Betroffenheit. Inhaltlich ist die Ausstellung zu loben. Frau Mair ist von einem rechtsterroristischen Netzwerk überzeugt, welches nicht gänzlich aufgeklärt ist.

Der jetzige Strafprozess in München bezieht sich nicht auf das Netzwerk NSU als Ganzes. Bei der Roten Armee Fraktion wurde dies anders gehandhabt: Selbst mit analogen Lochkarten ist es dem damaligen Präsident des Bundeskriminalamtes, Horst Herold gelungen die Mitglieder/innen der RAF zu suchen und festnehmen zu lassen.

Die Stollendose, welche ein "vertrauenswürdiger" rechtsextremistischer Helfer beim NSU-Terroranschlag in er Kölner Probsteigasse verwendete, wurde durch die staatlichen Organe als Asservat vernichtet. Die Hintergründe dazu sind unbekannt.

Auch die Adressliste in der Garage in Jena im Rucksack wurde nicht der Zielfahandung des Landeskriminalamtes Thüringen übergeben. Weshalb ist eine ungeklärte Frage.

Enver Simsek und Günter Beckstein waren persönlich bekannte Nachbarn, so Birgit Mair. Der Angestellte von Enver Simsek steht mit dem Bluemenstand am selben Ort, an dem Enver Simsek durch das rechtsterroristische Netzwerk NSU ermordet worden ist. Dies lässt den NSU scheitern !

Bestehende Fotos der Beate Zschäpe, Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt in Nürnberg im Mordfall des Ismael Yasar wurden der Zeugin nicht gezeigt, welche sich gemeldet hatte und über auffällige Personen auf Fahrräder bei der bayrischen Polizei aussagte.

Mit den Gefährderansprachen im Jahr 2006 in Bayern hörte die Mordserie des rechtsterroristischen Netzwerkes NSU an Personen mit migrantischer Familienhistorie auf.

Durch die Pedgida Abwehr verfehlt das Ziel der Aufklärung des rechtsterroristischen Netzwerk NSU. Öffentliches Verlangen nach Aufklärung zum gesamten rechtsterroristischen Netzwerk ist nachhaltig vonnöten.

Albas Dogan aus dem Vorstand der DIDIF Dortmund sagte das DIDIF (Dortmund) setzt sich im Sinne eines Brückenkopfes für alle zivilgesellschaftlichen Segmente ein. Der Rassismus behindert alle Seiten im Land. Nach dem Kapitalverbrechen an Mehmet Kubasik hat DIDIF mittels Demonstrationen Aufmerksamkeit für den Mord an den Dortmunder Kioskbetreiber Mehmet Kubasik erzeugt. Leider waren keine Deutsche von Herkunft anwesend, haben zugehört und DIDIF im ihren Anliegen ernst genommen.

Am 04.04.2016 war der Tag der Solidarität. Über 500 Menschen kamen nach Dortmund um Mehmet Kubasiks zu gedenken. Darunter sowohl der Oberbürgermeister von Dortmund, als auch stellvertretend für Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frau Barbara John. Eine der Teilnehmenden Person war Oktay Demirel - ein unabhängiger Journalist. Hier wurde deutlich angesprochen: Einen NSU braucht der Staat in der BRD nicht mehr. Mit Pegida und AfD ist der bestehende Rassismus in der Gesellschaft sichtbar. Mehr als Symbolik ist dagegen nötig - nämlich eine aktive demokratische Zivilgesellschaft. Diese stellt das Immunsystem einer Gesellschaft dar. In unserer Gesellschaft darf es keinen nach unten Treten geben.

Ein Zitat von Jimmy Bulanik lautet: "Manche Erkenntnisse dauerten bis zur öffentlichen Ankerkennung. Diese Zeitspanne zu verkürzen, vitalisiert die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft in seiner Weiterentwicklung."

Am 06.04.2016 kamen über 450 Menschen in Kassel am Halitplatz zusammen, um an Halit Yozgat zu erinnern. Darunter ein Imam, die Eltern von Halit Yozgat, Vertreter/in der Stadt Kassel, der Generalkonsul der Republik Türkei Mustafa Celik, der stellvertretende Ministerpräsident von Hessen Tarik Al-Wazir und Hans Eichel, Bundesminister a.D.

Es begann der Imam mit einem Gebet. Es folgte Tarik Al-Wazir mit einer Entschuldigung für den Staat bei den Eltern des Halit Yozgat. Rassismus ist ein Problem der gesamten Gesellschaft. "Aus Worte können Taten werden" so ein Zitat des stellvertretenden Ministerpräsidenten von Hessen auf der Trauerveranstaltung des Halit Yozgat. Hetze im Internet gegen die Schwächeren ist gefährlich. Wir als Staat haben gegenüber der Familie Yozgat Wiedergutmachung nötig. Tarik Al-Wazir wünschte den Eltern die Kraft weiter zu leben und an ihren Sohn Halit zu erinnern.

Anne Janßen: Halit Yozgat war ein Sohn der Stadt Kassel. Es besteht keine Gewissheit, warum Halit Yozgat als Mordopfer ausgesucht worden ist. Die Rolle des ehemaligen hauptamtlichen Beamten beim hessischen Verfassungsschutz, Andreas Temme werde sowohl beim Prozess in München als auch im Hessischen Untersuchungsausschuss NSU ausgeblendet.

Die Botschaft des Generalkonsul der Republik Türkei, Mustafa Celik war kurz. Die Bundesrepublik Deutschland und sein Heimatland Türkei sind im Schicksal miteinander verbunden. Auch unterstützt der Generalkonsul die Forderung der Familie Yozgat, die Holländische Straße in Kassel zu Halitstraße umzubenennen.

Ismael Yozgat (der Vater des Mordopfers) bekräftigte das Verlangen nach der Aufklärung zu Andreas Temme und den Lebenswunsch der Änderung der Holländischen Strasse zu Halitstrasse. Jedes Jahr werden die Eltern des Halit Yozgat am 06. April an ihren Sohn Halit Yozgat erinnern. Halit Yozgat ist an der Holländischen Straße aufgewachsen, lernte für das Abendgymnasium während seines Mordes. "Entweder hat Temme den Mord an Halit selber begangen oder gesehen" so das Zitat des Vaters. Herr Yozgat erklärte: Temme war fünfzehn mal im Internet Cafe. Herr Yozgat gab als Geste der Gastfreundschaft Temme gratis Kaffee. Andreas Temme kannte das Internet Cafe von innen.

Der Tathergang des Mordes an Halit Yozgat wurde gefilmt. Jede Logik widerspricht der Temme-Aussage. Temme ist 1,94 cm lang. Die Familie Yozgat beantragte beim NSU Prozess in München vor einem Jahr die Ortsbesichtigung und Ortsbegehung in dem damaligen Internet Cafe beim Oberlandesgericht München. Falls dem Antrag nicht nachgekommen werden sollte, wird die Familie Yozgat das Urteil des OLG München nicht akzeptieren. Herr Yozgat lud alle Anwesenden dazu ein, das Süßgebäck zu verzehren, welches seine Frau, die Mutter des Ermordeten, selber gebacken hatte. "Wie viel Staat steckt im NSU ?" so das Zitat von Ismael Yozgat. Er forderte "Volker Bouffier muss zurücktreten !" und Niemand soll das Leid meiner Familie ertragen."

Barbara John richtete die Grüße der Bundeskanzlerin an die Anwesenden in Kassel aus und betonte: Halit hatte viele positive Eigenschaften, darunter eine zweihundert-prozentige Verlässlichkeit. Die Botschaft an die Familie Yozgat lautet: "Kassel darf sich glücklich schätzen das die Familie Yozgat darin lebt."

Trotzdem gilt weiterhin: In Bezug auf das Netzwerk NSU wird es wegen des "Staatswohls" keine vollständige Aufklärung geben.

Jimmy Bulanik

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jimmy Bulanik

Jimmy Bulanik ist ein international langjährig erfahrener Experte gegen Rechtsextremismus, Rechtsterrorismus sowie dem innerstaatlichen Handelns.

Jimmy Bulanik

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