Ab in die Küche

Der Freitag am Herd Der Freitag durfte auf Einladung der Gourmet-Zeitschrift Effilee dem Berliner Sterne-Koch Tim Raue in die Töpfe schauen – und mithelfen. Ein preußisch-asiatisches Treffen

Tim Raue liegt ein Satz immer auf den Lippen: „Das ist großes Kino“, schnalzt er, wenn der Sterne-Koch aus seinem Alltag erzählt, von einem neuen Geschirr, das er eben auf einer Messe in Frankfurt entdeckt hat, von Jiro Ono, denn Raue wird am Abend auf der Berlinale eine kulinarische Hommage an den Sushi-Meister auftischen, oder von den Tiger Prawns aus der Nähe von Bremen, die ihm ein kleiner Züchter geschickt hat. „Großes Kino“, das sind die Dekors der Teller, die Könnerschaft des japanischen Kochs, die knackige Frische der Garnelen. Fast übergangslos hangelt sich der Koch von Thema zu Thema, bevor er mit uns in die Küche geht. Seine unersättliche Begeisterungsfähigkeit, das ist der rote Faden bei allem.

„Ich weiß, was Hunger ist“, hat Tim Raue auf den Titel seiner eben erschienenen Autobiografie geschrieben. Und es ist diese Lust auf mehr, die Raue vielleicht auch zu dem Wagnis gebracht hat, sich mit einem Gourmet-Restaurant in der Hauptstadt selbstständig zu machen, ohne Investoren, ohne ein großes Hotel im Hintergrund zu haben, und es dann noch mit einem völlig neuen Ansatz zu versuchen, asiatischen Aromen. Aber manchmal geht so etwas eben nur allein.

Auf Einladung von Vijay Sapre, dem Herausgeber von Effilee, durften wir mit Tim Raue kochen. Mit einer befreundeten Redaktion in die Küche zu gehen, das macht das Gourmet-Magazin seit seinem ersten Erscheinen. Die Bilder von Andrea Thode sind auch in der aktuellen Ausgabe von Effilee als Fotostrecke abgedruckt, zusätzlich gibt es die kompletten Rezepte unseres Menüs. Effilee erschien etwa zeitgleich mit dem Relaunch des Freitag auf dem Markt und setzt wie wir nicht allein auf Print. Auf effilee.de entsteht unter Mitwirkung der Community ein kulinarisches Lexikon. Zutaten, Rezepte, Restaurants und Köche – zu allem gibt es Einträge, sie entstehen nach dem Wikipedia-Prinzip.

Das Treffen in Raues Restaurant war von großer Neugier geprägt. Zeitungsmacher, die sich ständig in verschiedenen Tempi bewegen und zwischen dem bedächtigen Alltag einer Wochenzeitung und der schnellen Online-Welt hin und her wechseln müssen, achten auch auf die unterschiedlichen Geschwindigkeiten eines Kochs, der Fleisch über Stunden im Niedriggarschrank lässt, aber damit auch blitzschnell und gegen alle Regeln der Fondszubereitung verstoßend einen Beef Tea kocht. Dazwischen noch einen Löffel Mandarinen-Möhren-Püree zu kosten oder sich eine schnell improvisierte Hummer-Ceviche in den Mund zu schieben ... Das war, um es mit Raue zu sagen, ganz großes Kino.

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Geschrieben von

Jörn Kabisch

Stellvertretender Chefredakteur des Freitag von 2008 - 2012 und Kolumnist bis 2022, seitdem Wirt im Gasthaus zum Schwan in Castell

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