An diesem Wochenende beginnen im Iran die Feiern zur Amtseinführung von Mahmud Ahmadinedschad. Gleichzeitig, so scheint es, steigert auch die Protestbewegung ihre Aktionen. Am Donnerstagabend kam es wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei, als Tausende am Grab von Neda Soltani protestierten - die Bilder vom Sterben der jungen Frau in den ersten Tagen nach den Präsidentschaftswahlen gingen um die Welt.
Doch das eine hat mit dem anderen weniger zu tun, als wir im Westen glauben. 40 Tage ist es her, dass Neda auf offener Straße verblutete, und dieses Datum hat im Trauerkalender des schiitischen Islam immer einen hohen Stellenwert. Und sind Märtyrer zu betrauern, entzünden sich an solchen Tagen traditionell auch Proteste, das war schon zu Zeiten des Schahs so.
Diese Frist ist, ebenso wie die am Samstag beginnenden Prozesse gegen 20 Demonstranten, im iranischen Protestkalender viel wichtiger als die Inauguration eines illegitimen Präsidenten. Die Demonstranten zeigen dem Mann, der am Donnerstag mit "Tod dem Diktator"-Rufen bedacht wird, damit auch die kalte Schulter.
Die Ereignisse zeigen auch, welches Potential in dieser Oppositionsbewegung steckt. Sie bestimmt ihre eigene Agenda. Sie kommt ohne Führer aus, Mir-Hussein Mussawi ist in den letzten Wochen nur Pate des Widerstands geworden. Mehr wäre für ihn oder andere auch zu gefährlich. Und so hält sie nun schon seit Wochen durch. Sie hat den Protest zum Alltag im Iran gemacht.
Das ist richtig, nur die Anonymität wird sich am Ende als verlässlicher Partner der Demonstranten herausstellen. Denn genauso wie es westlichen Medien schwer fällt, über diese Opposition zu berichten, fehlen dem verkrusteten Regime die Angriffspunkte, in den Widerstand einzubrechen. So steigen am Ende nur die Chancen, dass es an sich selbst zerbricht.
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