Werch ein Illtum

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Wie aktuell Ernst Jandls Lichtung immer noch ist, zeigt ein Twitter-Posting von Erika Steinbach, der Obervertriebenen: Irrtum. Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERpartei ....

So einfach also ist die politische Einordnung. Wenn da im Namen sozialistisch und auch noch Arbeiter vorkommt, muss es links sein. Warum Frau Steinbach dann auch noch NAZIS in Versalien schreibt, wird nicht ganz ersichtlich. Will sie auch noch irgendwen davon überzeugen, dass die NSDAP neben ihrem zutiefst sozialistischen Charakter auch noch gewisse nationalistische Anflüge hatte?

So einfach kann politische Theoriearbeit sein. Natürlich freuen sich dann die "intellektuellen" Rechten über so eine Bestätigung ihres Weltbildes durch eine Außenseiterin innerhalb der immer weiter nach links (=nationalsozialistisch?) abdriftenden CDU. Nazis wollen sie ja um auf keinen Fall sein, straff rechts aber auf jeden Fall. Und wenn Nazis links sind, ist ja alles geklärt. Dann gibt es rechts von den "Neuen Rechten" gar nichts mehr.

Wie ist das dann aber mit der Nationaldemokratischen Partei (NPD)? Sozialistisch ist die definitiv nicht, steht ja nicht im Namen. Auch mit Arbeitern hat sie offenbar nichts zu tun. Aber demokratisch? Das müsste den Neurechten auch verdächtig sein (ist ihnen nur noch nicht so aufgefallen), mit Demokratie haben sie doch auch nichts am Hut. Darum distanzieren sie sich ja von der Christdemokratischen Partei, die bis auf wenige Renegaten wie Erika Steinbach ohnehin nicht mehr von dem sonstigen Lager der systemtragenden Parteien zu unterscheiden ist. Sollten sich also die Führungskräfte der NPD nach dem nun ohnehin nicht mehr auszuschließenden Verbot nach der Neugründung umbenennen? Nationalsozialistisch kommt nicht in Frage, das ist links. So links wie die drei Zwickauer Sympathisanten. Nur noch national? Oder Nationalrechte Partei, um keine Fehldeutungen zuzulassen? Irgendeine Lösung wird ihnen schon einfallen. Und die Kumpels von der Neuen Rechten werden es sanft kritisieren - irgendwas ist ja immer - aber eigentlich ganz in Ordnung finden. Und Ordnung muss ein.

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Geschrieben von

jens kassner

Subjektives zu Politik, Kultur und anderen schönen Dingen

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