DeAndre McCullough ist tot

Drogen/USA Der Reportage-Band „The Corner“ zeigte eine zerfallende US-Stadt in ihrer ganzen Unbarmherzigkeit. Protagonist DeAndre McCullough ist nun an seiner Drogensucht gestorben.

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Viel zu spät habe ich diese Woche „The Corner“ zu Ende gelesen. 20 Jahre nachdem David Simon und Ed Burns in dem Buch die Wirren der Corner Fayette/Mount in Baltimore beleuchteten und ein dunkles Porträt der amerikanischen Großstadt in ihrem Kampf gegen Drogenabhängigkeit, Kriminalität und Hoffnungslosigkeit zeichneten. Anfang August ist DeAndre McCullough an den Folgen seiner Drogensucht gestorben. Auf den Berichten über ihn und seine Eltern Gary McCullough und Fran Boyd basierte sowohl die TV-Serie „The Corner“, als auch – zum Teil – die spätere Erfolgsserie „The Wire“.

Der Reportage-Band „The Corner“ machte 1997 die zerfallende amerikanische Stadt anschaulich. DeAndre McCullough, damals 15 Jahre alt, und seine Familie gewährten den Autoren Simon/Burns einen Einblick in ihr Leben, das dem Pulsschlag des Heroins unterworfen war. Die Leser erlebten die Protagonisten in ihren dunkelsten Momenten.

20 Jahre nachdem die Recherchen zu dem Buch begannen, 15 Jahre nach seinem Erscheinen, ist der Kampf gegen die Drogen, wie ihn die US-Regierung führt, weiter nicht zu gewinnen. Laut Schätzungen sind 23 Millionen US-Bürger drogenabhängig, jährlich werden 1,8 Millionen Verhaftungen in Zusammenhang mit Drogen vermeldet. Das sind etwa 800 000 Verhaftungen mehr als noch im Jahr 1993 – zu einer Zeit, die Lesern von „The Corner“ vorkommt wie Buch gewordene Ausweglosigkeit.

David Simon hat DeAndre McCullough einen Nachruf auf seiner Homepage gewidmet.

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