Beginnen wir mit dem leichten Teil, der Verdammung der politischen Korrektheit. Es wird Sie langweilen, aber in solch einem Beitrag hofft jeder Chefredakteur auf möglichst knackige Sätze gegen die Vollpfosten des Gutmenschentums. Ein Autor, der diese Erwartung nicht bediente, hätte sein Honorar nicht verdient. Dabei ist die Aufgabe sogar heikel, denn den Sarrazin darf man ja auch nicht geben. Das Binnen-I lächerlich machen, ohne dabei wie ein pensionierter Deutsch- und Geschichtslehrer auszusehen oder eben wie ein Berliner Ex-Innensenator jenseits der 70, erfordert zumindest eine kreative Wortwahl (wem diese Übung jetzt zu durchsichtig ist, kann das überspringen und gleich den zweiten Teil lesen). Also, der Mut der Political Correctness, von Hans Magnus Enzensberger einst Gratismut genannt, kostet bekanntlich nichts.
Nehmen wir die Anzeige eines couragierten Mitbürgers gegen Horst Seehofer wegen Volksverhetzung. In einer Aschermittwochsrede hatte der CSU-Chef von einer „Einwanderung in unsere Sozialsysteme“ gesprochen. Dem trat der streitbare Staatsbürger nun mutig entgegen. Die Medien griffen es auf, das Verfahren wurde eingestellt, der Mann stand vor seinen Gesinnungsfreunden glänzend da. Da war mal jemand aus dem Dunkel getreten und hatte seine Stimme erhoben. Bravo! Dass Seehofer sich für diese feige Tat rächen würde, stand nicht zu befürchten.
Umwelt geht immer
In meiner Jugendzeit in Köln gab es in unserer Popmusikszene rund um die Zeitschrift Spex einen geistig verwirrten Jungspund, der den Punk falsch und vor allem zu spät verstanden hatte. Er lief immer mit einer Hakenkreuzbinde durch unser Lokal. Der unterentwickelte Bursch, stotternd, chancenlos bei Mädchen, fand das wohl shocking. Eines Tages nahm sich einer unserer Spex-Helden ein Herz, ging auf die Nervensäge zu und schlug ihm mit aller Kraft mitten ins Gesicht. Der vermeintliche Hitlerjunge fiel wie ein Brett zu Boden, erwachte ungläubig, kam nicht hoch, zappelte in seinem Blut. Keiner half ihm, alle umstanden den couragierten Spex-Redakteur, der endlich den Mut gehabt hatte, ein Zeichen gegen den verbrecherischen Nationalsozialismus zu setzen. Man hatte ihm das gar nicht zugetraut; bisher hatte er sich „nur“ als konsequenter Umweltaktivist hervorgetan.
Mutig „für die Umwelt“ einzutreten, kostet nie etwas. Umwelt geht immer. Oder Kinder. Oder Tiere. Oder Krebskranke. Ist ein neuer Bundespräsident gewählt, muss seine Frau die für sie passende Krebsart wählen, für deren Bekämpfung sie fürderhin beherzt kämpfen will. Gehen die Krebsarten aus, kommen Kombinationen dran, etwa krebskranke Kinder aus afrikanischen Kriegsgebieten. Halt! „Krieg“ ist schon wieder eine Nuance zu viel. Da könnte es ja tatsächlich eine Reaktion geben. Sagen wir lieber: aus afrikanischen naturgefährdeten Gebieten.
Natürlich ist der Gratismut besonders in der Weihnachtszeit verbreitet. Statt vieler Beispiele sei gleich das mit Abstand scheußlichste genannt: Bob Geldofs Band Aid 30. Da hat ein Mann, der vor einem Menschenalter einmal einen Zufallshit hatte, wie gesagt, einen einzigen, eine neue Jobbeschreibung an sich vorgenommen: „der gutherzige Rockstar“. Eigentlich war er ja gar kein Star, aber dadurch wurde er es. Alle möglichen echten Rockstars ließen sich überreden, unter seiner Flagge Gutes zu tun, sprich Spenden sammeln zu lassen. Zusammen wurde ein Weihnachtslied aufgenommen, das jedes Jahr Millionen Mal verkauft wird. Geldof lässt es einfach immer wieder leicht modernisieren. Man kauft die Namen – Rihanna, Miley Cyrus, Taylor Swift, Katy Perry, wen auch immer (keine Ahnung, ich schaffe es nie weiter als acht Sekunden) – und hört dann die inbrünstig vorgetragene alte Scheiße. Da fällt mir ein, dass irgendjemand diesmal nicht mitgemacht hat und dafür von der Bild-Zeitung zum Miesepeter des Jahres beziehungsweise „Verlierer des Tages“ gekürt wurde. Sich diesem Geldof-Mist zu entziehen, erfordert wirklich echte Zivilcourage.
Von den deutschen Fernsehspendensendungen sei gar nicht erst angefangen. Prominente sitzen an Telefonen und werden dabei gefilmt, wie sie Spenden für das Gute entgegennehmen. Folglich sind sie selber Gute. Noch nie stand jemand auf in 50 Jahren, rief „Aufhören!“ und warf mit faulen Tomaten nach ihnen. Oder verwies bei der Gelegenheit, da sie nun schon im Rampenlicht standen beziehungsweise sich dorthin vorgedrängelt hatten, auf ihren abscheulichen Lebenslauf voller Untaten wie etwa bei der „Queen of Charity“ Ute Ohoven, UNESCO-Sonderbotschafterin für „Bildung für Kinder in Not“, Mutter einer menschlichen Barbiepuppe mit absurd aufgespritzten Lippen.
Unterwanderung
Zweiter Teil. Jetzt wird es aktuell. Dass es mutig ist, öffentlich gegen populistische Islamophobie aufzutreten, steht außer Frage. Und es ist noch mutiger, wenn gerade Terrormeldungen im Namen eines missverstandenen, radikalen Islam im Umlauf sind. Je schlimmer die sogenannten Gotteskrieger wüten, je mehr Zulauf sie haben, je allumfassender die islamistische Unterwanderung in Moscheen, islamischen Schulen, Kindergärten, Freizeiteinrichtungen wird, desto mutiger ist es, auf den friedlichen Charakter des Islam hinzuweisen. Islamophobie darf es in unserer Gesellschaft nicht geben, selbst wenn Hunderte Millionen muslimischer Frauen wie rechtlose Tiere in ihren Häusern eingesperrt werden. Und auch nicht, wenn diese Versklavungstechniken zunehmend auch in Deutschland Platz greifen. Nein, da haben wir unsere couragierten Moralapostel, die in den Medien den nötigen Gratismut abliefern.
Aber wie halten Sie es privat? Was sagen Sie Ihrer Frau, Ihren Töchtern, wenn sie sich vor der überhandnehmenden männlichen Gewalt zu fürchten beginnen? Was tun Sie, wenn vor Ihren Augen in der U-Bahn eine Frau geschlagen wird? Ach so, Sie fahren nicht U-Bahn. Wenn Sie lesen, dass im McDonald’s eine junge Türkin von einem arbeitslosen, mehrfach vorbestraften 18-Jährigen getötet wurde, weil sie belästigten Mädchen zu Hilfe kam? Wir wissen, was Sie dann sagen, und wollen es hier nicht wiederholen. Viel interessanter ist, was die Frauen selbst dazu sagen, die dazu Berufenen, jene, die etwas unglücklich Feministinnen heißen („Für Frauenrechte sein“ klänge demokratischer).
Zum Beispiel Marlene Streeruwitz. Mit größtmöglichem Wirbel hat sie unlängst die Teilnahme an der Longlist des Deutschen Buchpreises abgelehnt, da in der Urkunde als Berufsbezeichnung „Autor“ aufgeführt war und nicht „AutorIn“. Sie hat dazu viele Interviews gegeben, und ihre Empörung ließ auch nach Wochen nicht nach. Stark und mächtig las sie einem imaginierten Gegner die Leviten. Unerhört! Was für eine Diskriminierung! Was für eine Verhöhnung der Frau! Die Moderatoren und Reporter duckten sich ängstlich weg.
Seit über drei Jahrzehnten vertritt diese AutorIn die Sache der Frauen. Den realen Gegner des weiblichen Geschlechts, nämlich die an Dynamik dramatisch zunehmende, frauenfeindliche Weltbewegung des Islam, hat sie aber nicht im Blick. Wo Frauenfeindlichkeit kein akademischer Genderdisput ist, sondern auf die Wirklichkeit von Millionen muslimischen Frauen allein in Deutschland trifft, schweigt sie. Das tun außer Alice Schwarzer und wenigen anderen Ausnahmen fast alle FrauenrechtlerInnen. Warum kommen sie ihren zunehmend eingeschüchterten Schwestern nicht zu Hilfe? Die neue männliche Gewalt wird eines Tages alle jungen in Städten lebenden Frauen betreffen und ihnen ein angstgeprägtes Leben aufzwingen. Die Gefahr besteht zumindest. Und wenn es so weit ist, in zehn Jahren, wird Marlene Streeruwitz noch immer jene unsichtbaren Mächte geißeln, die die Islamophobie schüren. Dafür bekommt sie dann aus der Hand von Dr. Hubert Burda den „Bambi für Courage“ verliehen, die populärste Auszeichnung für Gratismut. In ihrer Dankesrede wird sie auf die Gräuel der „ach so christlichen“ Kreuzzügler im Mittelalter verweisen und so die Dinge endlich „angemessen zurechtrücken“. Geschenkt.
Der Gratismut wird nicht aussterben, schon gar nicht an dieser Stelle, dieser Frontlinie. Aber wird hier einmal das Gegenteil entflammen, der echte Mut? Ich sage voraus: Genau hier wird er entstehen. Nicht alle klugen Frauen sind vereinsmeiernde FeministInnen. Viele sind durch die Tat der totgeprügelten Tuğçe aufgewacht. Nicht nur, sondern sogar in der Zeit, dem Zentralorgan der Political Correctness,hat Iris Radisch völlig neue Gedanken dazu geäußert, also zugelassen. Sie schreibt, dass Tuğçe keine klassische vereinzelte Opferfrau war, sondern selbstbewusst, vernetzt, gebildet und mutig. Sie starb nicht, weil einem Imam danach zumute war, sondern weil sie stark und modern war. Viele Frauen übersetzen das so: Sie wurde getötet, weil sie wie wir war! Und arbeiten endlich an einer Gegenstrategie. Der gesamte Feminismus wird sich in einigen Jahren gegen reale hochaggressiv-ideologisierte Männer wenden anstatt gegen Endsilben. Er wird nicht besonders theoretisch daherkommen. Ohne Ismen.
Die Ismen bleiben auf der anderen Seite, bei den Theologen und ihren gratismutigen Mitläufern.
Kommentare 4
Und auch nicht, wenn diese Versklavungstechniken zunehmend auch in Deutschland Platz greifen. Nein, da haben wir unsere couragierten Moralapostel, die in den Medien den nötigen Gratismut abliefern.
Wo gibt es hier in Deutschland Versklavungstechniken? Es gibt immer wieder Beispiele, bei denen Frauen sich nicht aus dem patriarchalen Familienzwang befreien können, das stimmt, aber flächendeckende Versklavungstechniken ...das ist sehr dubios als Behauptung.
Wo Frauenfeindlichkeit kein akademischer Genderdisput ist, sondern auf die Wirklichkeit von Millionen muslimischen Frauen allein in Deutschland trifft, schweigt sie.
Vielleicht, weil die muslimischen Schwestern mehrfach gesagt haben, dass sie ihren eigenen Weg gehen und ihre Wirklichkeit vielfältig und vielgestaltig ist - mit und ohne Kopftuch. Es ist nicht sehr hilfreich, wenn die deutschen Schwestern zur Hilfe kommen und damit schon wieder bevormunden. Die Debatten darum werden ausführlich geführt.
http://www.muslimische-frauen.de/
Die neue männliche Gewalt wird eines Tages alle jungen in Städten lebenden Frauen betreffen und ihnen ein angstgeprägtes Leben aufzwingen. Die Gefahr besteht zumindest.
Das liest sich, als sei die "neue" männliche Gewalt allein muslimischen Ursprungs. Wenn Sie die Verlautbarungen deutschsprachiger Makulisten verfolgen, dann kommen Sie auf andere Einsichten.
Gegen hochaggressiv-ideologisierte Männer muss man sich immer wenden, aber ich sehe die hier eher noch nicht, wenn man - wie gesagt, die Hassgesänge im Netz mal außen vor lässt. Ich sehe hier eher Männer, die in ihrer Islamophobie sowas herbeifantasieren.
"Viele Frauen übersetzen das so: Sie wurde getötet, weil sie wie wir war!" - Ja, diese Analyse ist unangreifbar. Aber sie ist noch zu vorsichtig.
Insgeheim sind es nicht nur Frauen, die so sind, wie sie es war, sondern auch Frauen, die keine Möglichkeit sehen, so sein zu können. Manche von ihnen könnten sehr wohl, aber es fehlt die aktuelle Existenznotwendigkeit zum Aufbegehren; andere befinden sich in Verfangenschaften, die sie aus Vernunft oder Feigheit von "Befreiungsgedanken" absehen und "das Beste" aus ihrer Situation machen lassen.
Aber eines wird quer durch alle Gruppen sehr oft im Schutz des Freundeskreises unter vorgehaltener Hand zugegeben: Die hier in diesem Beitrag so hässlich klar ausgesprochene Unvereinbarkeit aus islamischer Realität in aller Welt und dem "Demokratischreden" derselben durch die Gutmenschen in unserer Mitte wird sehr wohl in weiten Teilen der Privatgesellschaft mit Schrecken erkannt und (hinsichtlich der Gefahr für die Frauenrechte keineswegs nur von Frauen) im kleinen Kreis einhellig besprochen.
Zivilcourage aber braucht es heutzutage offenbar, gegen das Diktat der "Guten" aufzutreten und blitzschnell muss der Mutige sein, wenn er der Nazikeule im letzten Moment ausweichen möchte. Was unsere Gutmenschen mit ihrem Gratismut nicht verstanden haben: Je wortgewaltiger sie die anderen (die Mehrheit!) gesinnungstyrannisch mundtot machen, desto weniger werden sie in der Sache selbst erreichen. Es spielt letztlich dabei keine Rolle, ob der Meinungsterror von der realitätsenthobenen Kanzlerin in der Neujahrsansprache ausgeht, von einem Ex-Bundespräsidenten, der hofft, dass wenigstens ein anbiedernder Ausspruch seine glanzlose Episode überdauern wird oder von Kommentatorin Magda, die für die gute Sache bereit ist, jede differenzierte Weltbeobachtung abzulegen. Mit gesellschaftlicher Brandmarkung in Anwendung bewährten Meinungsterrors wird eine nach außen schweigende Mehrheit aus der Statistik gedrängt. - Ein Funken aber genügt, diese erkennen zu lassen, wie viele sie sind! - Und dann können die "Guten" sich noch lauter empören - oder gar nicht mehr ... - und um jetzt nicht missverstanden zu werden: Der letzte Satz dieser Ausführung ist keine anmaßende Drohung, sondern eine um Weitsicht bemühte Warnung. Es ist total verrückt, auf der einen Seite als "westlich demokratischen Wert der Toleranz" die Homosexuellenehe womöglich mit Recht Kinderadoption bei jeder Gelegenheit in Stellung zu bringen und auf der anderen Seite so wie Magda dem Mainstream abzuschreiben: "Vielleicht, weil die muslimischen Schwestern mehrfach gesagt haben," (besonders "aussagekräftig" die kryptische aber respektheischende Ergänzung: "... dass sie ihren eigenen Weg gehen und ihre Wirklichkeit vielfältig und vielgestaltig ist" dann die effekthascherische Metapher für Toleranz und Intoleranz: "mit und ohne Kopftuch".
Und plötzlich, man staune (!) ist es "nicht sehr hilfreich, wenn die deutschen Schwestern zur Hilfe kommen und damit schon wieder bevormunden."
Wenn aber "die deutschen Schwestern" bangen, eines Tages selbst (noch mehr) von ihrer Emanzipation zu verlieren, weil der Islam in seiner praktischen Anwendung immer salonfähiger (gemacht) wird und selbst nach Generationen intellektueller Neutralisierung plötzlich ins Archaische umzukippen fähig ist, empört frau sich in Erhabenheit über diese Ängste und Befürchtungen. Und wenn die Argumente ausgehen, wird kindisch patzig hinzugefügt: "Die Debatten darum werden ausführlich geführt. "
Gemeinsamer Nenner der Forderungen der "Guten": Ihr habt für die Homosexuellenehe zu sein, den Islam in Eure Mitte zu lassen und die transatlantischen Werte zu akzeptieren, zu beschützen und zu verteidigen. Ich frage mich nur: "Wie passt das zusammen?"
Das ist kein guter Artikel, Herr Lottmann, selbst wenn ich in Rechnung stelle, dass Übertreibung, Zuspitzung und Zusammenschau nicht zusammengehöriger Themen, zumindest die Reibungswärme erzeugen, die von manchem Publikum geschätzt wird.
Es gehört ja irgendwie zum Grundkanon linker P.c., nicht schon von Kleidung, Habitus und Eindruck so beeindruckt zu sein, dass man so reden und handeln möchte, wie XYZ derzeit häufiger auf der Gasse. Denken Sie an des verstorbenen Ralph Giordanos ästhetische Probleme, in den Straßen Kölns.
Wichtig finde ich, dass beim wendigen H.M. Enzensberger immer auch sein Gratismut dazu gehört, sich zu wenden. Gratismut muss auch erst einmal aufgebracht werden, damit Medien oder Massen rufen: "Das ist ja unerhört!" Wohingegen in der so formierten Gesellschaft keine Freisprüche für Revolutionäre mehr möglich sind.
Die bittere Ironie des Einspruchs von Frau Streeruwitz liegt, wie es bei P.c.-Spielen so üblich ist, in der Sprache oder Schreibe selbst. Sie mag als AutorIn bezeichnet werden, statt als Autorin oder gar "Autora".
Auch wenn der Diskurs dazu ein mediales Windei ist, im Vergleich zu den Sachverhalten die Sie dann im zweiten Teil abhandeln wollen, Herr Lottmann, gilt doch: spreche jeden so an, wie er angesprochen werden will, außer er verlangt von dir damit eine Unterwerfungsgeste. - Entlarvt ist allenfalls ein Stück der Hohlheit medialer Diskurse. Aber zur P.c. hat schon Michael Angele genug erwidert.
Jetzt wird es aber auch bei Ihnen ernsthafter, denn Sie wollen nicht einfach nur Wertungen abgeben, sondern mit der Einordung dezidiert Sachverhalte einschätzen und vermeintliche Trends aufzeigen .
"Den realen Gegner des weiblichen Geschlechts, nämlich die an Dynamik dramatisch zunehmende, frauenfeindliche Weltbewegung des Islam, hat sie aber nicht im Blick."
Wäre das wirklich so, schlössen sich nicht junge Frauen, darunter sehr viele konvertierte und/oder radikalisierte Menschen, den IS-Terroristen und Verbrechern an, oder gingen zu radikalen Muslim-Organisationen und hinterließen dabei in der übergroßen Mehrheit ähnlich ratlose muslimische Familien und Elternhäuser, sowie macht- und ratlose Imame, wie das bei den vielen männlichen Konvertiten und einem großen Teil der jungen Männer, -wir sprechen hier immer noch von extremen Minderheiten-, auch der Fall ist.
Diese alle gehen zum IS, um dort ihr Glück zu finden und für eine Ordnung zu kämpfen, die sie für sich richtig halten, die aber die allergrößte Mehrheit der Muslime, auch der Geistlichen strikt ablehnen, die sich nur mit Gewalt durchsetzen lässt. Diese alle, nutzen ihre Entscheidungsfreiheit, durchaus auch zur bösen, verbrecherischen Tat.
Wäre es wirklich so, wie Sie vermuten, gäbe es kaum eine Chance durch die Einrede, die lange Zeit laxe Haltung der Muslime gegenüber Zwangsheiraten, Beschneidungen, Menschenhandel und der allgemeinen Herabsetzungen der Frauen in den Familien und Gesellschaften, die sie nach dem Glauben strikt ablehnen müssten, aufzulösen. - Aber genau da hat sich, entgegen der Bildmacht von IS, Quaida, Boko Haram oder Al-Schabab, viel getan. Es ist sogar so, dass diese Organisationen und einige, die nicht ganz so gewaltsam auftreten, gerade gegen den Emanzipationsgewinne der muslimischen Mehrheiten besonders wüten.
Die männliche und weibliche Menschheit, mit und ohne extreme Muslime, mit und ohne Glauben überhaupt, hat bisher nicht viel gegen den globalen Menschenhandel, der weitestgehend auch ein Frauenhandel ist, getan. Und in genau diesem Zusammenhang gilt unvermindert, was sich von Seiten der Feministinnen, die sich selbst beständig so nennen und einordnen wollen, mit Alice Schwarzer sagen und schreiben lässt.
"Wo Frauenfeindlichkeit kein akademischer Genderdisput ist, sondern auf die Wirklichkeit von Millionen muslimischen Frauen allein in Deutschland trifft, schweigt sie." - Mit dem Satz, als Vorwurf an die Adresse der empörten Schriftstellerin verfasst, geraten sogar Sie nun auf die Bahn der populistischen Wahrsager, denn Sie wissen sehr gut, es stimmt nicht.
"Die neue männliche Gewalt wird eines Tages alle jungen in Städten lebenden Frauen betreffen und ihnen ein angstgeprägtes Leben aufzwingen. Die Gefahr besteht zumindest." - Wenn stimmte, was Sie im Vorsatz polemisch behaupten, dann ist doch Realität, was sie nun hier als wahrscheinliche Gefahr ins Freitagsblatt tragen.- Es ist aber so nicht, ganz im Gegenteil!
In Europa emanzipieren sich junge Muslima erstaunlich zahlreich, letztlich in einer großen Mehrheit, ob in Deutschland, Frankreich oder GB. Die abstrakte Angst, bzw., die konkrete Furcht, dies nicht zu tun, sie schmilzt wie Butter unter der Sonne. Das gilt ebenso für die Türkei, auch wenn die noch nicht politisch zu Europa gehört.
Die jungen Frauen erreichen Bildung und Abschlüsse, werden selbstständig und wollen das auch und sie sind viel eher da sichtbar, wo es sich unsere politisch-korrekte Öffentlichkeit besonders wünscht, zum Beispiel in der Politik und in den Massenmedien, sowie in der öffentlichen Kultur jeglicher Spielart.
Die "neue männliche Gewalt", sie ist weder neu, noch ist sie im Aufstieg begriffen. Ganz im Gegenteil. Die Radikalisierung extremer Minderheiten führt zu einer Besinnung der Mehrheiten auf das eigentliche Gute ihres Gemeinwesens. Frauenfeindlichkeit, die Allgemeingut fast aller Kulturen und der meisten Theologien war oder ist, nimmt ab. Sogar in der Welt der ausgeprägstesten, alltäglich gesellschaftlich gelebten Frauenfeindlichkeit, in Indien und in Teilen Afrikas, gibt es regelrechte Emanzipationssprünge.
Wer aber diese Tendenzen nicht anerkennt, der gerät in die Gefahr, nur weil er einmal nicht P.c.- korrekt schreiben will, sich in der eigenen, von Fakten nicht gedeckten, Polemik zu verennen.
Am Ende kommt dabei doch eine Sprache heraus, mit der uns derzeit mediale Populisten und die wieder modischen, nun vornehmlich fremdenfeindlichen "Bewegungen", Pro-NN, Politisch Unrichtig (PI), Sarrazin und Co., sowie die zahlreichen PEGIDA- Ableger gerne wieder nahebringen möchten: wir lebten in einer Welt zum dauerhaften und ewigen Fürchten und Ängstigen, in der nur noch helfen könne, die radikalisierten und in Wahrheit ebenso marginalisierten Gewalttäter als Mehrheit und Vielheit auszugeben, um gegen diese erfundene Majorität einen rhetorischen,realen und im Grunde ewigen Krieg zu führen.
Tuğçe Albayraks Tod hat mit Islamismus gar nichts, mit dem Islam jedoch viel zu tun!
Vielleicht wissen nun mehr Bundesbürger, darunter auch Muslima und eventuell Islamophobe jeden Geschlechts, dass diese religiöse Bindung und Erziehung es gestattet und sogar fordert Zivilcourage zu zeigen (Hier im Einzel- und Alltagsfall, organisiert und demokratisch, z.B. in der Türkei, als politischer und medialer Protest gegen die Einschränkung der Grundrechte).
Die bürgerlichen "Tugenden", hier im Guten, anderswo im Schlechten (Ablehnung dessen, was man selbst nicht kennt) finden global Anerkennung und Anwendung.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Werfen Sie als nächstes der Schneeflocke vor, dass sie sich nicht aus der Reihe der physikalischen Prozesse lösen kann, durch die sie entsteht?! S müffelt sehr nach Gefälle, hie wie da, s grüßt: A.