Marianne Fritzens Leben war seit 1972 ein Kampf gegen die Atomkraft. Die Wendländerin Marianne Fritzen, * 7. April 1924 in Saarbrücken; † 6. März 2016 in Kolborn/Wendland, Mutter von sieben Kindern, war Mitbegründerin und jahrelang auch Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
In der Nacht zu Montag ist Marianne Fritzen die Mutter, Großmutter der Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg im Alter von 91 Jahren in ihrem Wohnort Kolborn/Wendland gestorben.
Marianne Fritzen, Petra Kelly Preisträgerin, Mitbegründerin der Freien Republik Wendland, bleibt eine Symbolfigur des Widerstands gegen die Castor-Transporte. Seit über 40 Jahren war sie in der Anti-Atom-Bewegung maßgeblich aktiv.
Als „Grande Dame des Widerstands“ wollte Marianne Fritzen nicht bezeichnet werden, wenn überhaupt, dann eher als Mutter, Großmutter aller "Schlachten" der Bürgerbewegung Lüchow- Dannenberg gegen die Atomenergie. Die Annahme des Bundesverdienstkreuzes hat sie vereigert.
Entgegen Verlautbarungen in den Medien fand marianne Fritzens bis zu ihrem Tode, dass sich der Anti- Atomkraft Widerstand nicht verändert hat. Wir haben jedes Jahr sehr viele kreative Veranstaltungen, es wird sehr viel Künstlerisches gemacht. Die Leute gehen auf die Straße, unsere Lokalzeitung ist voll von Anzeigen von den Gruppierungen im Landkreis und auch von sehr vielen Privatleuten. Jeder macht das, was er kann, in diesen Tagen", meinte marianne Fritzens in einem taz Interveiw 2006 mit Klaus irler
Marianne Fritzen:
"Die Fragen sind: Was will ich als Individuum machen? Wie verhalte ich mich? Wie kann ich polizeilichen Maßnahmen entgehen? Wenn ich ihnen nicht entgehen kann, was habe ich dann zu tun? Ich bin der Auffassung: Man muss im Widerstand nicht unbedingt eine Opferrolle spielen. Das war auch ein Schwerpunkt bei meiner Rede am Freitag: Ich habe mich da an die Polizei gewandt und versucht, denen zu vermitteln, dass die Leute, die vor ihnen stehen, keine Kriminellen sind. Sondern dass sie dastehen, um auch für die eingesetzten Polizisten zu streiten. Das vergessen die meisten, weil immer dieses Freund-Feind-Bild da ist.
Als Marianne Fritzen 2006 von Klaus irler gefragt wurde, früher gab es Jahre, in denen bis zu 30.000 Demonstranten im Wendland erwartet wurden, dieses Jahr erwartet man 3.000. war ihre Antwort:
"Ich gebe nichts auf Zahlen. Natürlich haben sich die Zeiten auch geändert: Vor 30 Jahren sind die Leute aus der gesamten Bundesrepublik nach Hannover gekommen. Das kann man nicht erwarten. Es ist auch täuschend, denn der Widerstand ist vielfältiger geworden.
Es gibt da beispielsweise Clowns oder Reiterstaffeln und es sind unglaublich viele Programmpunkte, die gleichzeitig stattfinden in diesem Jahr. Die Proteste beschränken sich nicht nur auf eine Demonstration. Das gibt dann ein falsches Bild, weil man immer nur Köpfe zählt. Aber eine Bevölkerung, die 30 Jahre lang durchgehalten hat, hat auch das Recht, nicht mehr nur an gezählten Köpfen gemessen zu werden."
Obwohl Marianne Fritzen 2006 über gesundheitliche Probleme berichtete, die ihr Grenzen setzen, wusste sie sich doch bei Demos weiterhin immer dabei mit einem Hackenporsche, samt Sitz zu behelfen.
Marianne Fritzen:
Ich werde jedes Jahr älter, und das bedeutet eine Einbuße an körperlichen Fähigkeiten. Ich habe zum Beispiel ein künstliches Knie, und mit dem Bein kann ich natürlich nicht so schnell rennen.
Wut als Motivation für gesellschaftliches Engagement war nicht die Sache Marianne Fritzens. Ihr ging es darum, politische Gegner wie Freunde in die gegenseitige Achtung, ja Höflichkeit beim Austausch von bisweilen harten Argumenten zu zwingen, die nach ihrem Verständnis erst Offenheit bei der Suche nach Lösungen ermöglicht.
Im Grunde ging es ihr darum, dass das, was weltweit in Sachen Atomkraft geschieht geschieht, lebensbedrohend und lebensfeindlich ist. Was marianne Fritzens besonders ärgert, so in ihrem taz Interview mit Klaus Irler 2006, das ist der Eiertanz der Politik:
Marianne Fritzen:
"Was mich maßlos ärgert, dass sich die Politik immer auf diese so genannten völkerrechtlichen Verträge bezieht. Aber der Vertrag zwischen der französischen Cogema und den deutschen Elektrizitätsunternehmen ist kein völkerrechtlicher Vertrag. Das ist ein Vertrag zwischen Industrieunternehmen und er könnte natürlich von der Bundesregierung bei Neuverhandlungen geändert werden."
Im Jahr 2000 ist Marianne Fritzen, Mitbergründerin Der grünen 1980, aus der partei Bündnis90/Die grünen wg. dem Atomkompromiss der rotgrünen Bundesregierung mit Jürgen Trittin als Bundesumweltminister ausgetreten.
"Jürgen Trittin hat bestimmt manches gut gemacht, manches aber hätte ich mir anders erhofft. Ich bleibe bei meiner Bürgerinitiative. Da fühle ich mich geborgener" so Marianne Fritzen im taz Interview 2006 mit Klaus Irler.
JP
https://www.taz.de/Nachruf-auf-Marianne-Fritzen/!5281025/
Nachruf auf Marianne Fritzen
7. 3. 2016
MARTIN KAUL
Die Gehaltvolle
https://www.taz.de/!353348/
Jeder tut, was er kann“
aus der taz
vom 13. 11. 2006
DAS INTERVIEW FÜHRTE
KLAUS IRLER
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/puppchendrehen-im-kanzleramt
JÖRN KABISCH 11.02.2000 | 00:00
Püppchendrehen im Kanzleramt
KOMMENTAR Atomkonsensgespräche
Kommentare 10
größte ehrung: bundes-verdienst-kreuz hat sie abgelehnt.
richtig so: wer will schon in so einem pool schwimmen?
Danke!
Fritzens Kampf muss weitergehen, denn die Zwischen-Endlagerfrage für den atomaren Dreckabfall ist ja nicht geklärt!
Fritzen verließ meines Wissens die Grünen (auch) wegen des Kosovo-Einsatzes der Bundeswehr. Die ist immmer noch im Kosovo stationiert, während der Grüne Kretschmann 2014 zugestimmt -Asyländerung-, dass die Roma-Schutzklausel so aiufgewicht wird, dass kaum noch ein Rom oder eine Romni, Asyl in Deutschland beantragen können.
Frau Fritzen war nicht stur, wie Trittin abwiegelt, sondern sie war an entscheidenden Punkten konsequent und in der Sache treu.
Ihr Vermächtnis ist auch die Pflege des Gorleben-Archivs, die hoffentlich, hoffentlich nach Fritzens Tod weitergeht; ein Archiv, das dokumentiert, dass und wie Bürgersinn und Verantwortung ticken kann. Ohne Frauen wie Frau Fritzen hätten wir nicht nur Gorleben oder das dank Proteste verhinderte Wackersdorf an der Backe, sondern wüssten nicht, was Beharrlichkeit und Überzeugungsgeist ausrichten kann.
Marianne Fritzen, liest man jetzt in den Nachrufen, konnte erzkonservative Bauern und Grundbesiitzer mit Anarchos und Wissenschaftler zusammenbringen. Marianne Fritzen war eine große Brückenbauerin.
https://www.youtube.com/watch?v=q-XCmb6t6Zw
der Grüne Kretschmann 2014 zugestimmt -Asyländerung-hat, dass die Roma-Schutzklausel so aiufgeweicht wird
"richtig so: wer will schon in so einem pool schwimmen?"
Das ist es, bewährte Kämpfer/innen wie Marianne Fritzen sollen, gefesselt durch Bundesverdienstkreuze am Bande, in einem fremdfinanzierten Pool statt im offenen Meer ihres freien Willens, ihrer Vorstellung von gesellschaftlichen Veränderungen schwimmen. Den stinkend toten Fisch hat Marianne Fritzen gleich im Bundesverdienstkreuz gerochen und sich rettend geborgen Abstand genommen
"Fritzen verließ meines Wissens die Grünen (auch) wegen des Kosovo-Einsatzes der Bundeswehr. Die ist immmer noch im Kosovo stationiert, während der Grüne Kretschmann 2014 zugestimmt -Asyländerung-, dass die Roma-Schutzklausel so aiufgewicht wird, dass kaum noch ein Rom oder eine Romni, Asyl in Deutschland beantragen können."
Gehört habe ich auch davon, aber in ihrem Gespräch mit der taz 2006 hat Marianne Fritzen den Kosovokrieg nicht als Grund für ihren Austritt bei Den Grünen angegeben. Der lag j auch fast ein Jahr zurück.
Zu Kretschmanns unseliges Asylrechtsänderungsvotum siehe auch:
https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/ottenser-appell-gegen-abschiebung-von-roma
JOACHIM PETRICK 08.03.2016 | 17:33 2
Ottenser Appell gegen Abschiebung von Roma
HH-Ottenser Gespräche In Hamburg sind seit Mai 2015 verteilt Roma Familein in Kirchlichen Wohnungen untergebracht. Kirchen Organisation Fluchtpunkt klärt rechtliche Situation. Was nun?
"Frau Fritzen war nicht stur, wie Trittin abwiegelt, sondern sie war an entscheidenden Punkten konsequent und in der Sache treu."
Das sehe ich auch so. Anders als Trittin, der sein Stursein öffentlich lange in Hannover stilisierte, um dieses spätestens bei Gelegenheit des Atomausstiegskompromisses 2000 ausgeräumt unmerklich beiseite zu legen, war Marianne Fritzen wirklich entschieden klar und konsequent im Urteil und Handeln
Was mich geradezu erchüttert, dass es im Freitag seit dem jahr 2000 außer meinem nur zweit Einträge zu Marianne Fritzen gibt, so als ob die ganze westdeutsche Wendland- Gorleben Endlager- Debatte im Freitag kein Thema war und ist?
Da schlägt halt zurück, dass die Atomkraftgegnerschaft als regionale, schlimmstensfalls als Anarchofolklore medial eingehegt wurde. Frau Fritzen war alles andere als eine Provinzerscheinung mit der Sorge um ihre Heimat.
Allein die maroden Meiler um Deutschland herum, lohnen an fritzen zu erinnern. Ein Beispiel: Ein Meeranrainerstaat wie Belgien hat gerade mal 400 AKW-Gegner. Wie kommt das? Warum kann der belgische Staat so im Dunkeln munkeln? Warum interveniert die Bundesrepublik nicht massiv gegen belgische Schrottmeiler? Hier allein nationales Recht zu bemühen, ist vordergründig. Stichwort: die ArcelorMittal-NRW-Connection (!!!) ( Braunkohle, Stahl etc). Wo bleibt da der investigative Journalismus (obwohl man im Netz ja auch schon viel rausbekommen könnte)?
Die Kosten des Atomausstiegs verfolgen uns noch lange. Es war dieser unsägliche Bundesminister für Umwelt, Natur und Reaktorsicherheit Norbert Röttgen, der entgegen den Vorschlägen seiner Ministerialbeamten den Atomausstieg so formulierte, dass dieser garantiert als perfekte Grundlage für die Klage der deutschen Atomindustrie auf Schadenersatz bzw. Kompensation in Aber-& Aber-& Aber-Millionenhöhe gereichte. Von dem Milliardengrab „Asse“, das die vermeintliche „Kaiserin von Europa“, Mutter aller (Staats)Kinder, Dr. Angela Merkel, in ihrer Funktion als Bundesumweltministerin zugunsten der Betreiber den deutschen Steuerzahlern aufs Auge drückte, spricht keiner mehr (s. Spiegelarchiv!!!). Hatte das für die „Gewissensmenschen“ Röttgen und Merkel Konsequenzen? Pah, da faucht man doch lieber über ein „Würstchen“ wie Beck …..
"Die Kosten des Atomausstiegs verfolgen uns noch lange. Es war dieser unsägliche Bundesminister für Umwelt, Natur und Reaktorsicherheit Norbert Röttgen, der entgegen den Vorschlägen seiner Ministerialbeamten den Atomausstieg so formulierte, dass dieser garantiert als perfekte Grundlage für die Klage der deutschen Atomindustrie auf Schadenersatz bzw. Kompensation in Aber-& Aber-& Aber-Millionenhöhe gereichte."
Sie sagen es, ich warte darauf, dass gegen Röttgen wg. Veruntreuung im Amt, grobfahrlässige Pflichtverletzung in Einheit mit Vortäuschung falscher Tatsachen ermittelt wird
Da warten wir vergeblich drauf, lieber Herr Petrick. Der Mann ist Mitglied des Deutschen Bundestags und schwadroniert weiter in Talkshows (Vorsitz AuswärtigerAusschuss; offenkundig noch zu weiteren Weihen vorgesehen)
Vom Hütten- zum Hizackerdorf im Wendland ,)
https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/baulandlust-hitzackerdorf-in-startloechern
Joachim Petrick
27.05.2017 | 01:02 1
Baulandlust Hitzackerdorf in Startlöchern
Neuansiedlung/Wendland Vom Hüttendorf "Freie Republik Wendland" 1980 ein Monat lang zum gemeinwirtschaftlichen Hitzackerdorf 2017 Landlust in Genossenschaftshand für die Ewigkeit?