Am Islam Wesen wird das Geld genesen!, oder?

Islamic Finance ist der Begriff für das islamische Geld- und Finanzwesen, darunter fallen alle denkbaren Finanzdienstleistungen, die mit islamischen Prinzipien im Einklang stehen

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Wird unser Geld am islamischen Wesen genesen?, oder gar nicht?

Wenn dem so ist, dass wir gar keine Weltfinanzkrise, sondern eine Krise in das Vertrauen der internationalen Politik in Kreditvergabe- und Investitionsmodalitäten haben?,

Ja aber!, was wird dann aus dem riesigen Haufen Geldes, das die Zentralbanken, im Euroraum die EZB, in den USA im Dollarraum die FED, unter der Maßgabe von angeblichen monetären Gefahrenlagen für systemrelevante Banken, Versicherungen in sogenannten Rettungsschirmen, Rettungspaketen unterschiedlicher Provenienzen hochgestapelt, aufgestockt gehortet, nun u. a. unter dem Schirm des ESM mit kommender Banklizenz parken?

Dient das alles allein dem Versuch der G- 20 Staaten, sich dem heraufdämmernden Jahrhundert islamischer Finanz- und Geldverkehrssysteme, ohne Zinswirtschaft, nacheilend, anzupassen?

Islamic Finance ist der angelsächsisch zusammengefaßte Begriff für dieses islamische Geldverkehr- und Finanzwesen, darunter fallen alle denkbaren Finanzdienstleistungen, die mit islamischen Prinzipien im Einklang stehen

Was sind die monetären Voraussetzungen, dass vermögensnahe Muslime weltweit Teile ihres Vermögens, ohne Gewissensbisse, investieren können, sich gleichzeitig an die Gebote, an die Suren ihrer Heiligen Schrift, den Koran, halten und dennoch in die komfortable Lage versetzt sind, ihr Geld zu vermehren?

Diese Frage beantwortete erstmals der Ägypter Ahmed El-Naggar. In seiner Doktorarbeit, die er in den sechziger Jahren in Köln schrieb.

Ahmed El-Naggar legte entwickelte mit Islam ^kompatible Vorstellungen, wie man islamische Verbote der Zinsen und andere Verbote vermeiden und dennoch gleichzeitig Geldgeschäfte abschließen kann, die auf das Erwirtschaften von Ertrag ausgelegt sind.

Jahre darauf gründete El-Naggar nach Ägypten aus Köln in Deutschland zurückgekehrt, dort die mit Sicherheit erste islamische Bank der Welt.

El-Naggars grundlegendes Geschäftsprinzip liest sich folgendermaßen:

Eine islamische Bank streicht grundsätzlich keine risikolosen Zinsen ein, wie es im westlich kapitalistischen Finanzwesen alltägliche Praxis der Kreditinstitute zu alleinigen Lasten der Kreditnehmer ist, wenn sie Kunden eKredite gewähren.

Stattdessen wird die Bank am Gewinn beteiligt, der mit dem geliehenen Geld in Zukunft erzielt wird. Das birgt ein gewisses aber kalkulierbares Risiko für den Kreditgeber, der Gewinn kann ja womöglich auch ausbleiben, bzw. sogar, ohne verbrieft hinterlegte Sicherheiten, für den Kreditgeber, zum Totalverlust führen.

Der ethische Ansehens Gewinn dabei ist, diese Art risikobehafteter Kreditvergabe ist als Geldhandel mit dem islamischen Glauben vereinbar.

„Permanente Neuverschuldung zum Vorgaukeln der Aufrechterhaltung einer bestimmten Kreditwürdigkeit am Finanzmarkt ist der Anfang allen Übels.“

Dem stimmen sogar Experten zu, die nicht dem Islam persönlich im Glauben verbunden sind.

So sorgte Willem Buiter, damals noch Professor an der London School of Economics, im Juli 2009 mit einem Blog-Beitrag in der angelsächsisch geprägten Finanzszene der Londoner City, der Wall Street, Tokio, Frankfurt/Main für einiges Aufsehen.

Buiter schlug doch, sage und schreibe, vor, dass es überschuldeten Unternehmen – und auch Staaten – erlaubt werden solle, ihre Schulden in Anteile umzuwandeln. Die Anteilseigner würden dann wie Aktionäre am Gewinn beteiligt – sobald es wieder zu Gewinnen komme.

Das Modell der risikobehafteten Beteiligung statt sicherer Zinsen folgt klar islamischen Prinzipien, und Buiter sprach das in seinem Beitrag auch so aus

Das islamische Recht verbietet Wucher, genannt "Riba". Was alles dazu zählt, ist unter Gelehrten und Laien umstritten. Es hat sich aber in weiten Teilen der islamischen Welt die Meinung behauptet, dass das Geldverdienen durch Geldverleihen - also das Zinsennehmen - als "Riba" gilt.

Schließlich trage der Kreditnehmer nicht nur das komplette Risiko, sondern hinterlege obendrauf auch noch verbürgt verbriefte Sicherheiten, die den eigentlichen Wert des Kredites gehebelt übersteigen, während der Kreditgeber, insbesondere ausgerechnet im Fall der Notlage von Kreditnehmern, notleidenden Krediten, versucht ist, unternehmens- wie aktienrechtlich gehalten, einen garantiert gehebelten Gewinn vom notleidenden Kreditnehmer einzufordern.

Und nicht nur das, beantragt ein Kreditnehmer bei seinem Geldinstitut, seinen Kredit vorzeitig durch eine Sondertilgung auszulösen, oder eine Umschuldung in eine zinsgünstigeren Kredit, wird dieser Kreditnehmer auch noch von seiner Bank mit, gesetzlich garantiert, Vorfälligkeitszinsen beträchtlichen Volumens zur Zahlung veranlagt.

Islamische Geldhäuser bieten deshalb z. B. andere Formen der Immobilienfinanzierung an, die der Scharia entsprechen. Eine Möglichkeit ist hier z. B., dass die Bank das Haus selber im Auftrag des Kunden kauft und es dann zu festen monatlichen Raten an den Kunden weiterverkauft.

Eine weitere Option ist ein sogenannter Lease-to-own-Vertrag, ähnlich wie beim Autokauf: Dabei zahlt der Kunde für das Haus "Miete", und am Ende der Laufzeit gehört es ihm.

Eine weitere islamische Variante ist eine Art Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), nach nationalem Recht, die die beauftragte Bank und Kunde gemeinsam gründen. Beide Seiten halten Anteile an der GmbH und damit an der Immobilie. Durch turnusmäßige Zahlungen verschieben sich in dieser GmbH die Anteilsgewichte, bis das Haus ganz dem Kunden gehört. Diese Variante bevorzugt zum Beispiel das britische Unternehmen Guidance.

Auf die hierzulande übliche Praxis der hochverzinslichen Vergabe von Dispositionskrediten übertragen, würde das bedeuten, die Hausbank gründet mit dem Kunden eine GmbH, in die der Kunde formaljuristisch seine Dispokreditlinie als 50 % Anteil einbringt.

Alles was der Kunde hier auf das GmbH Konto zahlt, gilt in vollem Umfang nicht nur als Tilgung, sondern als Investition bis ihm die GmbH zu 100 % als Startup Unternehmen gehört,

Mehrere Gründe verweisen auf den anschwellenden Boom der islamischen Banken. Zum einen gilt die Branche islamischer Geldinstitute als jung.

So betrachtet, ist das Wachstum dieser Branche nicht verwunderlich.

Zum anderen aber hängt dieses bisher ausgebremste Wachstum islamischen Bankwesens eng mit der allgemein weltweiten Kreditkrise zusammen.

Viele Amerikaner, Briten sind die Praktiken traditioneller Geldinstitute vor Ort bis zum Überdruss leid:

Kreditfallbezogen ansteigende Zinsen, trotz Euribor, Libor Zinssätzen der Zentralbanken gegen Null, gemäß unbekömmlicher Basel II und III Regeln, kreativ hohe Bankgebühren und Zwangsversteigerungen bei ersten sich andeutenden Zahlungsausfällen, um in die direkte Verwertung hinterlegter Sicherheiten der Kreditnehmer zu gehen, schrecken selbst vermögende Personen, Firmen als potentielle Kunden ab.

Beliebt sind die islamischen Banken vor allem bei jungen Muslimen. Früher konnten sich nur wenige ein Eigenheim leisten. Wegen der fallenden Immobilienpreise hat sich das nun geändert.

Zinsfreie Angebote kommen den Gläubigen da gerade recht, wie sich auf einer Messe der Muslimischen Gesellschaft in Sterling gezeigt hat.

"Ich fühle mich nicht gut dabei, wenn ich Zinsen zahle", sagte die 29-jährige Besucherin Nabila Zerrarka in der "Washington Post". "Es ist gegen meinen Glauben. Aber es läuft auch meinen eigenen finanziellen Interessen zuwider." Ohne Zinsen, so hoffe sie, gebe es auch keine versteckten Gebühren.

Der Boom der islamischen Banken steht in Kontrast zum sich abzeichnenden weltweiten Niedergang des angelsächsisch geprägten Kreditmarktes. So ist die Zahl der Darlehensverträge in Großbritannien im ersten Quartal 2010 auf den niedrigsten Stand seit 1975 gesunken. Auch in Deutschland leiden Kunden unter der restriktiven Kreditvergabe der Banken: Weil die Institute „kundenmaßgeschneidert“ immer höhere Sicherheiten, darunter Bürgschaften, verlangen, fragen Verbraucher und Unternehmen weniger Kredite nach, berichtet die BayernLB 2010.

Islamische Banken wollen diese Lücke nun schließen, zumindest in den USA, Großbritannien, soweit das die Regeln der angelsächsischen Finanzmärkte erlauben.

Kritiker des islamischen Geldwesens drehen die Not der islamischen Geldinstitute im angelsächsischen Bereich der Weltfinanzwirtschaft ins Gegenteil und bemängeln aufgebracht, dass die Finanzmodelle der islamischen Institute am Ende auf das Gleiche hinauslaufen wie ein klassischer Kreditvertrag:

„Der Kunde muss regelmäßige Zahlungen leisten, den Gewinn macht die Bank. Ob diese Zahlungen "Zins und Tilgung" oder "Mietrate" heißen, ist da zweitrangig“.

Dass islamische Geldinstitute bei ihren Kreditverträgen keine hinterlegten Sicherheiten, gemäß den Suren des Koran, verlangen dürfen, die geradezu in Notlagen der Kunden, bei ersten Zahlungsausfällen, zu unangemessenen Zwangsversteigerungen einladen, um profitabel in die Verwertung von Sicherheiten zu gehen, erwähnen diese Kritiker nicht.

Auch wenn sich die islamischen Banken beim Preis an den marktüblichen Zinsen vor Ort orientieren, kommen die Kreditnehmer auf Sicht einer langfristigen Anlage, von guten Mächten wohl geborgen, besser weg, denn bei herkömmlichen Geldinstituten.

Gleichwohl behaupten Kritiker des islamischen Geldwesens, wider besseres Wissen, mit ganz anderen Worten:

„Billiger als bei einem herkömmlichen Geldhaus kommen die Kunden islamischer Banken nicht weg.“

Oder:

"Die Branche nutzt die religiöse Verunsicherung der Leute aus", sagt Mahmoud Amin el-Gamal, Wirtschaftsprofessor an der Rice University und Spezialist für das islamische Finanzwesen, in der "Washington Post". "Die Unternehmen verkaufen ein Produkt, von dem sie behaupten, es sei anders als andere Produkte, obwohl das nicht stimmt. Das ist irreführende Werbung."

Was der Professor hier nicht bedenkt, ist die Tatsache, dass es seit Jahrzehnten bei permanent ansteigendem Vermögen islamischer Bürger in aller Welt, voran in den erdöl- und gasexportierenden Ländern, einen gigantischen Anlagestau gibt, weil weder die Londoner City, Wall Street, Tokio, Frankfurt/Main u. a., Weltfinanzplätze sich die Anlagenot vermögend islamischer Bürger/innen bisher in angemessener Weise zu ihrer Sache gemacht haben.

Liegen die fundamental tieferen Gründe des Credit Events von Nine Eleven 2001, den verbrecherischen Anschlag auf die Twin Towers des World Trade Centers (WTC) als global kommuniziert beworbenes Symbol einer islamfremden Zinswirtschaft, womöglich weniger in einer Frage des Krieges gegen den internationalen Terrorismus, sondern in der Frage, wann endlich öffnen sich angelsächsisch geprägte Weltfinanzmärkte in angemessener Form den religiös ethischen Bedürfnissen der Anlagegewohnheiten islamischer Geldkultur?

Sind in der, von den G- 20 Staaten geplanten, bzw. auf Wiedervorlage gelegten, Einführung von global einklagbaren Rechten, Banken, Versicherungen, Finanzdienstleister bei bestimmten Vergehen, Unterlassungen in Haft zu nehmen und damit die bisherig prekäre Praxis risikoloser Kreditvergabe erstmalig zu beschränken, gekoppelt mit der weltweit ratifizierten Durchsetzung eines Unternehmensstrafrechts, als erste Schritte hin zur Öffnung der Weltfinanzmärkte für das islamische Finanzwesen zu werten?

Mit Papst Johannes Paul II gesagt:

„Gott sei Dank!“, endlich ist es soweit!, denn ich hoffe ssseeeehhrr, die Hölle bleibt leeeeerrr!“

JP

https://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/eine-moderne-robinsonade

https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/steuer-cd-ankauf-alles-luege



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Geschrieben von

Joachim Petrick

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