Beinahe hätte Jakob Augstein gelächelt

Jean Ziegler Im Freitag 17/15 "ich glaube an den Aufstand des Gewissens" diskutieren Jean Ziegler, Jakob Augstein über Religion, eine neue Weltgesellschaft, Defizite der Linken.

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In der Printausgabe des Freitag 17- 3- 2015 unter dem Aufmacher

"ich glaube an den Aufstand des Gewissens"

versuchen sich Jean Ziegler und Jakob Augstein in einem Diskurs über Religion, Papst Franziskus, Chancen für eine neue Weltzivilgesellschaft, die Demokratie in Deutschland und die Defizite der Linken

Wobei beide erstaunlich heruntergedimmt über Jean Zieglers neues Buch sprechen:

"Ändere die Welt!": Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen
Verlag: C. Bertelsmann Verlag (16. März 2015)
ISBN: 3570102564


Es kommt, wie es kommen muss, der provokant alte Haudegen im Namen des Menschen- und Völkerrechts, des Rechts auf Frieden den Hütten, des Rechts auf Kampf den Festungen USA, Europa, Japans, die Schweiz, der Soziologe und Kritiker kanibalischer Formen der Globaliserung Jean Ziegler

- geboren am 19. April 1934 als Hans Ziegler in Thun/Suisse ist ein Schweizer Soziologe, Politiker und Sachbuch- und Romanautor. Ziegler gilt als einer der bekanntesten Globalisierungskritiker. Von 1967 bis zu seiner Abwahl 1983 und erneut von 1987 bis 1999 war er Genfer Abgeordneter im Nationalrat für die Sozialdemokratische Partei. http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Ziegler -

aus der Schweiz redet sich wider das Ohnmachtsgebaren, die Vergeblichkeiitsattitüde der Linken in Europa in Elan und Zuversicht über die Lebendigkeit deutscher Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg.

Jakob Augstein findet sich bei so viel Elan des prächtig kühn agilen Alten, wie kann es da systemisch anders sein, in seiner Rolle des jugendlich tief Zerknirschten ein

Jean Ziegler chauffiert 1964 als junger UNO- Angestellter Che Guevara,

- offiziell am 14. Juni 1928 geboren in Rosario, Argentinien; am 9. Oktober 1967 in La Higuera, Bolivien von der dortigen Militärjunter unter einredender Mitwrkung der CIA ermordet -

der gerade Industrieminister im revolutionären Kuba geworden war, vom Hotel zu einer UNO- Konferenz in Genf. Jean Ziegler, der vor lauter Begeisterung für die Revoluiton in Kuba selber als Revolutionär zu den Waffen greifen will, dringt Auto fahrender Weise in Che Guevara, ihm den Weg zur Revolution zu weisen.

Che holt Jean Ziegler aus seinen blauen Wolken der Revolution herunter, und bedeutet ihm, er sei mit seinem Fachwissen als Soziologe mit juristisch ausgebildetem Verstand genau da richtig, wo er hingehöre, wo ihn die Revolution brauche, nämlich in der UNO.

Jahrelang wird Jean Ziegler später UNO- Beauftrager für die Welternährungslage und verarbeitet diese Zeit u. a.hart geprüft in seinem Buch "Das Imperium der Schande", 2005.

Jakob Augsteins Fragen lassen, mehr psychologisierend "War Ihr Leben ein nützliches..." denn politisch angelegt, durchschimmern, dass er im Gespräch mit Jean Ziegler, systemisch betrachtet, in die Rolle Che Guevaras 1964 schlüpft und das mit der lebendigen Demokratie in Deutschland selbstverständlich "Im Zweifel links" ganz anders als Ziegler sieht.

Beinah hätte Jakob Augstein, vom Elan Jean Zieglers gesprächsweise inspririert, wider alle vagabundierende Zerknirschtheit, diesem in Worten zugelächelt.

Nicht etwa, dass es der Ernst der internationalen Lage erlaube, einfach so in Gesprächen ein Lächeln zu riskieren und gar in allgemeines Wohlgefallen über lokale, regionale, global vernetzte Aufbrüche einer neuen Weltzivilgesellschaft zu verfallen.

Nein, das gewiss nicht. Aber sehr wohl über diesen einundachtzigjährigen Jean Ziegler, der in aller Unbekümmertheit von der Selbstfesselung der Linken in Ohnmachtgerede spricht, weil die dem Leim des neoliberalen Gefasels in den Medien über die angebliche Ohnmacht sozialer Bewegungen, weltweiter Aubrüche aufsitze.

Jakob Augstein:

"Dann verstehe ich nicht, warum Sie sagen: Deutschland sei die lebendigste Demokratie von allen. Die Leute haben hier zwar die Wahl, aber sie stimmen freiwillig gegen ihre eigenen Interessen. Sie. lieber Herr Ziegler, beschäftigern sich ja immer mit der ganzen Welt. Mir ist das zu groß, da geh ich verloren. Mir reicht es schon, mich mit diesem Land zu beschäftigen. Hier nimmt die Ungleichheit drastisch zu. In Nordrhein- Westfalen wächst jedes dritte Kind in Armut auf. Das ist das drittreichste Land der Welt , das ist ihre lebendige Demokratie. Sie haben in Ihrem neuen Buch geschrieben: Der Zorn facht den Aufruhr an, wie der Wind das Feuer. Aber es gibt keinen Zorn in Deutschland, nirgendwo. Stattdessen können Sie überall in der Zeitung lesen, wie gut es uns geht. Irgendetwas haut doch da nicht hin.

Jean Ziegler: "Wir sind am Anfang dieses Kampfes!"

Augstein: "ich würde eher sagen am Ende!"

Ziegler:

"ich lade Sie ein! Kommen Sie im Juni nach München da versammeln sich Aktivisten und viele soziale Bewegungen zum Gegengipfel , während sich im bayrischen Schloss Elmau die Staats- und Regierungschefs G7 treffen. Es wird sehr viele Gegenaktionen geben . Beim letzten G7- Gipfel in Deutschland 2007 in Heiligendamm war ich ebenfalls dabei, weil ich eine Rede im Rostocker Dom gehalten habe. Das war schon sehr eindrucksvoll, die vielen Demonstranten zu sehen. Es waren Zehntausende, die jenseits der Absperrungen und des Stacheldrahts auf den Beinen waren . Es gab unglaublich lebendige Diskussionen.Und der Münchner Gegengipfel wird noch eindrucksvoller werden. die Mobilisierung der Menschen wird noch größer sein , ebenso wie die radikale Verweigerung des Ohnmachtsdenkens.

Übertreibt Jakob Augstein in diesem Gespräch mit Jean Ziegler nicht ein wenig mit seiner jugendlichen Zerknirschtheit und Slebstbeschränkung seiner Weltsicht auf Deutschland als einer Insel der Unseligen, die Demokratie nie gebacken kriegt?

Mit Willy Brandt gesprochen, den Jean Ziegler wiederholt in diesem lebendigen Gespräch zitiert, ist es ja gegenwärtig genau umgekehrt, eben anders als Jakob Augstein meint. Die Bürger in Deutschland haben 2013 im Bund wirklich eine Mehrheit links von der Mitte aus SPD/Linkspartei/Bündnis90/DIE GRÜNEN gewählt.

An anderer Stelle des Gesprächs sucht Jakob Augstein Jean Ziegler Papst Franziskus als glaubwürdigen Mann ans Herz zu legen. Der wasche doch Armen die Füsse, wolle wieder im Supermarkt einkaufen gehen, fahre einen alten klapprigen Wagen.

Jean Ziegler entgegnet unbeirrt in etwa: Den kenne ich nicht, Aber über den Vatikan habe ich eine Meinung und legt los.

In dem klerikalen Feudalstaat gebe es Kunstwerke von unermesslich hohem Wert. Gleichzeitig verhungert alle fünf Sekunden weltweit ein Kind. Wenn der Papst erst einmal all diese Kunstwerke verkauft hat und den hungernden Kindern das Geld gibt, dann können wir reden.

Den Börsenjargon auf Jakob Augsteins zerknirschte Haltung in diesem Gespräch mit Jean Ziegler gemünzt,

"Sell on good news!, "Buy on bad news"

könnte, muss aber nicht, bedeuten, Jakob Augstein ist noch zu wenig bis gar nicht in linke Projekte investiert. Weshalb er sich die Kurse dieser linken Projekte und Unternehmungen durch schlechte Nachrichten niedriger wünscht, um einzusteigen.


JP

http://www.deutschlandradiokultur.de/kapitalismuskritik-und-der-neoliberalismus-ist-schuld-daran.990.de.html?dram:article_id=314243

Beitrag vom 14.03.2015
KAPITALISMUSKRITIK
Und der Neoliberalismus ist schuld daran
Jean Ziegler im Gespräch mit Christian Rabhansl

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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