Cohn Bendit faltet “Großen Basar“ zusammen

MIssbrauchsdebatte Ich finde mein damaliges Buch “Großer Basar“ heute angeberisch, hässlich, hässlich und wirr. Alles ächst in dem Buch , unter dem Bedürfnis, zu provozieren und......“

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Daniel Cohn Bendit in selbstauferlegter Defensive

Der Rote Dany ist dahin und wird nicht mehr

Haben sie den Roten Dany erschlagen?,

wenn ja, doch nicht etwa auf offener Szene des Rückspiels gegen die Doppelmoral der Konservativen durch die, in den Farben der Saison angemaßten,

„Fliegenden Medienklatschen“

des Interview Duo Gespanns vom SPIEGEL dieser Woche (DER SPIEGEL 20- 26- 2013) , Jan Fleischhauer, Renè Pfister unter dem Gesprächsleitpfaden „Sind die denn alle meschugge“ , wenn ja, bitte mit Sahne?

Erschlagen haben sie ihn zwar nicht, genüsslich seinen Großen Ideen Basar zusammen gefaltet aber schon.

Und Daniel Cohn Bendit, der Rote Dany von 1968 auf den Pariser Barrikaden zum Sprecher der Studenten der Sarbonnè erkoren, diesjähriger Theodor Heuss Preisträger, ließ es, voller, intellektuell angestrengter Demut und ergebener Opferhaltung unter Schwüren der Selbstanrufung, samt wundersamen Selbstheilung,

mit sich machen, als sei er nun, dank der Hilfe der Interviewer, endlich mit sich im Reinen, Doktorspiele als pubertärer Weg der Selbstentdeckung, , gehören, wg. der Promi Quoten, und überhaupt einfach verboten.

Daniel Cohn Bendit, defensiv, im SIEGEL- Gespräch:

„„Das darf nie wieder geschehen, so hässlich blöd kann ein Mensch, wie ich, Dany Cohn Bendit, nur einmal im Leben gewesen sein.

Ich finde mein damaliges Buch “Großer Basar“ heute angeberisch, hässlich, hässlich und wirr. Alles ächst in dem Buch und in dem damaligen Interview in Paris, dessen Ergebnis dieses Buch war, unter dem Bedürfnis, zu provozieren und noch einen drauf zusetzen.“

Wo bleibt da die legendäre Angriffslust des Roten Dany, wo anderen im Laufe der Jahre die Haar ausgehen, gehen ihm nun die historisch und entwicklungspsychologisch naheliegenden Argumente aus?

Rechtshistorisch, gesellschaftspolitisch beleuchtet, ist, angesichts der Tatsache, dass diese verbalen Entgleisungen, wirren Meinungsbekundungen in Sexpostillen, wie den "St. Pauli Nachrichten", für die Stefan Aust, Henryk M. Broder, dem "Pflasterstrand", für den Daniel Cohn-Bendit presserechtlich verantwortlich zeichnete, aufdeckend evaluieren, zu registrieren, dass es damals auch um einen anzeigeunwilligen Kinderschutzbund, Deutschen Presserat, im Fall wirklicher Begündigung und Aufforderung zu Kindesmissbrauch um klageunwillige Staatsanwälte, Richter und Anwälte ging.

Warum wohl wurden diese gesellschaftlichen Instanzen, Dienstherrn, weder ermittelnd, noch anklagend in den geschilderten Fällen verbaler Entgleisungen, wirrer Meinungsbkundungen tätig?

Das hat einen einzigen furchtbaren Grund, weil sie vom alltäglichen Missbrauch in Familien, staatlich, kirchlichen Kinder- und Jugend. , Behindertenheimen und in der Psychiatrie längst wussten und diese insgeheim, beide Augen bestehender Gesetze zu drückend, ihre sündhat beschmutzten Hände als Mitwisser waschend, jahrein, jahraus, unbehelligt billigten.

Und nun fürchteten, wenn sie gegen diese verbalen Entgleisungen, wirren Meinungsbekundungen in der Alternativ- Linken, Bunten Szene, ermittelnd, tätig werden, dass dann plötzlich, flächendcken, eine Vortstlung von Unrechtsbewusstsein in Sachen Missbrauch mit der Folge um sich greift, dass jahrzehntelang klageunwillige Richter, Staatsanwälte, Anwälte, sonstige Dienstherrn in Sachen konkret angezeigter, entdeckter Missbrauchsfälle allerorten am öffentlichen Pranger stehen, weil sie nicht ihres Amtes waltend, tätig wurden.

War nicht die damals kommunizierte Entdeckung kindlicher Sexualität in der autonomen Kinderladen Bewegung, aus Gefahrenabwehrlagen geboren, Kinder gerade eben nicht als beliebig verfügbare Objekte, sprich Sexualobjekte wahrzunehmen, indem diese selbstbestimmt experimentierfreudig unter gleichaltrigen, älteren Kindern, Erwachsenen geachtet, von guten Mächten geborgen, behütet, in besonderer Weise gegenüber Nachstellungen familiennaher, -ferner Mitschnacker gewappnet waren?

War und ist nicht ohnehin der beste Schutz für jeden Menschen vor sexuellen Nachstellungen, Übergriffen, der Respekt und die Achtsamkeit, dass jeder Mensch, gleich welchen Alters, welchen Geschlechts, nicht Objekt irgendwelcher Begierden anderer, sondern Subjekt seines selbstbestimmten Leben ist?

In jenen Jahren war ich persönlich, erst in Hamburg, dann in Westberlin, in die Kinderladenbewegung unter dem Dach des Studentenwerks eingebunden.

Ich kann mich gut an die besorgten und eingehenden Debatten unter Betreuern/innen, Eltern, Alleinerziehenden um das Thema "Selbstbestimmte Sexualität", gleich welchen Alters Menschen sind, erinnern.

Auch wir haben unter der Maxime des „Großen Basar“, des „Pflasterstrand“ „Alles muss raus“ situativ Rollen unter den Erwachsenen in Rollen durchgespielt, was passiert, wenn, wie auf S. 143 im Buch der „Große Basar“ ein literarisches Ich erzählt, Kinder einem Erwachsenen, anderen Kindern den Hosenlatz zu öffnen suchen, um einen Erwachsenen oder anderer Kinder zu streicheln.

Im Ergebnis kamen wir durchweg zu dem übereinstimmenden Schluss, dass das trotz allen Anfechtungen möglicherweise momentan persönlich sexueller Notlagen, bei Abhängigen nicht erotisch zu deuten sei, sondern als Alarmsignal gelten könne, dass da aus dem Hintergrund Folgen sexuellen Missbrauchs wirken, den die Kinder selber noch nicht als solchen zu erkennen vermögen.

Dass Cohn Bendit, Jahrgang 1944, in diesem SPIEGEL Gespräch solche Argumenten nicht anführt, geschweige denn offensiv vorträgt, ist insofern besonders verwunderlich, weil er in einem Elternhaus mit einem mutmaßlich experimentierfreudigen Vater aufgewachsen ist, der im französischen Exil über Jahre ein Kinderheim geführt hat, bis er nach dem Krieg als Volljurist nach Frankfurt/Main mit seiner Familie zurückkehrte und den kleinen Dany später in der berühmt alternativ anthroposophischen Odenwald Schule im Internat angemeldet hat.

Daniel Cohn Bendit sagt weder in diesem noch in anderen Gesprächen überhaupt etwas zu den aufgedeckt jahrzehntelang massiven Missbrauchsfällen in der Odenwaldschule, außer, dass er von solchen Missbrauchsfällen nie etwas gehört, noch selber dort sexuelle Nachstellungen durch Lehrer, Erzieher, Vater, Mutter persönlich erfahren habe.

Dass Daniel Cohn Bendit damit möglicherweise zu jenen Kindern gehört haben mag, die eine besondere körperliche Nähe von Pädagogen, Zärtlichkeit mit Pädagogen, Mama, Papa gar nicht als Übergriff erlebt, selbst später nicht erkannt haben mögen, weil es dabei scheinbar immer Raum für Selbstbestimmung gab?, kann bisher, angesichts der bemerkenswert gegenwärtigen Verschlossenheit Daniel Cohn Bendits, in diesen Zusammenhägen, nur Mutmaßung und Lehre des Autors bleiben.

Sich selber liefert Cohn Bendit mit seinen gegenwärtigen Statements zum Inhalt des „Großen Basar“ eher schutzlos aus, Wen will Cohn Bendit durch seine heutige Haltung bewusst oder unbewusst schützen?

Cohn Bendit weiter:

„Die Härte, die wir an den Tag gelegt haben, kommt jetzt spiegelbildlich zurück. Deswegen sage ich mir auch, nicht jammern. Irgendwann werde ich sterben du dann wir an meinem Grab stehen:

Er war ein toller Typ, aber auf Seite 143 des „Großen Basar“ hat er etwas ganz Schlimme geschrieben. Da ich kein Grab habe und an die Luft verfüttert werde, macht das auch nichts.“

Von welcher Härte spricht Cohn Bendit damals wie heute?

Damals sang Andrè Heller gar nicht hart, noch bang, mit sanfter Stimme, aber durchaus gegenüber jedem Panikorchester vorbeugend gemeint, Woody Allan hatte gerade seinen Film gedreht

“Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“

“Wenn ein Mann ein Schaf liebt, dann soll er sein Schaf lieben“

Der Rote Dany war währenddessen als Mitherausgeber und Redakteur des Frankfurter Kultblattes vom Main

„Pflasterstrand“

unterwegs, um den Strand unter dem Frankfurter Pflaster freizulegen, während Stefan Aust und Henryk M. Broder in gleicher Funktion die

„St. Pauli Nachrichten“

in der Szene der bundesweit umherschweifenden Hasch Rebellen aus der Taufe hoben

Ist es die Härte der jungen Jahre des geteilten Himmels über Europa, Deutschlands, die Selbst Stählung der 68er Nachkriegskinder, die sich, umzingelt von missbräuchlichen Nachstellungen, lauernden Anfechtungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen, niemals als Opfer, sondern trotzdem nur als Täter fühlen durften, sollten und dann auch fühlten, weil sie es nicht anders gewohnt waren?

Die jetzt merkwürdig verschlossen, selbst auf schlichte Anfragen zu ihrer Person, unbeholfen, auf dem linken Bein kalt erwischt, inhaltlich mucksmäuschenstill, defensiv, dem Kartell des Schweigens anheimfallend, ein Bild öffentlichen Jammers, sich rechtfertigend, menschlich anrührend um Nachsicht, Vergebung vor gesellschaftlich repräsentativ hohen Autoritäten, Institutionen bemüht, im Rückwärtsgang kommunizieren?.

Warum nur kommuniziert Cohn Bendit seine damalige Lust am Provozieren heute, mit, sich selbst kasteiend, dementierender Tendenz, als launig pubertäres Gehabe, Gehässigkeit, so als ob das Provozieren ein Selbstgänger, losgelöst von wirklich gesellschaftspolitischen Anlässen gewesen sei?

Ist es das neue alte Gesellschaftsspiel der Nachwende Ära von 1989/90, auf das der Rhetorik Professor Walter Jens, Jahrgang 1924, mit seiner NSDAP Partei Zugehörigkeit aus dem Jahre 1944 als damals noch nicht volljähriger Student konfrontiert, nur eine Antwort wusste, entrückt, ganz in den Formenkreis seiner angeblich ausgewachsenen Demenz zu entfliehen?

Solche Fluchtbewegungen politisch- kultureller Prominenz scheinen sich zu häufen.

Nach Aussage von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, ist ihr Vater, Ernst Albrecht, der einstige Ministerpräsident Niedersachsens (1974- 1990), trotz fachlich begründet massiver Bedenken, verantwortlich für die Ausrufung Gorlebens im Zonenrandgebiet, , zum radioaktiv strahlenden Atommüll- Endlager auszurufen, seit Jahren, soweit es Gorleben betrifft.. in einen Zustand fortschreitend parteill erinnerungsloser Demenz verfallen,

SPIEGEL:

„Denken Sie manchmal, es könne Ihren Gegnern gelingen, Ihre Biografie auf diese Seite 143 zu reduzieren?“

Cohn Bendit:

„Das ist der Versuch. Ich glaube nicht, dass er gelingen wird. Man kann auch das Leben von Theodor Heuss nicht auf seine Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz reduzieren,“

Hier gerät Daniel Cohn Bendit n. m. E. endgültig mit seinen geistesgeschichtlichen Anwandlungen, Repliken, Wertungen und Vergleichen vollkommen aus den Fugen runter vom Gleis.

„Mayday!“, „SOS!, 68er- Mann von Bord!“

„Mensch Dany!, werde wieder offensiv experimentierfreudig! Du bist nicht allein!“

JP

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-den-fall-cohn-bendit-a-899438.html

Daniel Cohn-Bendit: Versuch, den Cohn-Bendit von damals zu erklären

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/missbrauchs-debatte-cohn-bendit-bedauert-aeusserungen-ueber-intimitaeten-mit-kindern-a-895575.html#ref=rss

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Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

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