David Bowie, ein Pop- Star als Bond- Hai?

Expectation Economy David Bowie, vorgestern unerwartet verstorben, verstand es, neben seinem Pop- Star Standing, sein Finanzmarkt- Gebaren mit dem Nimbus des Geheimnisvollen zu umwehen.

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David Bowie, kein james, aber ein Bond- Hai!, nach allem was an Wissen über ihn vorliegt

David Bowie sah den Wandel in der Musikindustrie früh voraus.

David Bowie, der vorgestern, für die Weltöffentlichkeit überraschend und unerwartet, an Krebs, vielleicht eher an den Nebenwirkungen seiner Krebsbehandlung?, mit 69 starb, war als Pop-Star nicht nur innovativer Musiker, Entertainer, sondern auch Akteur am Finanzmarkt, offen für neue Finanzproduktinstrumente. die als Brandbeschleuniger der Weltfinanzkrise 2007/2008, bald als «monetärer Gilftmüll» galten.

Bei der Generierung von Einnahmen aus seinen Music Labels erwies sich David Bowie, seiner Epoche vorauseilend, als besonders Crowdfunding geschäftstüchtig und ideenreich beim monetären Abschöpfen und emotionalen Ausbeuten seiner Fangemeinde.

David Bowie war kein James Bond, aber, nach allem, was an Kenntnissen über ihn vorliegt, sehr wohl, wie James, ein Bond- Hai, der mit seinen Tonträgern Ertragserwartungen zu erfüllen hatte.

Es war das Jahr 1997, die New Economy Blase nahm gerade unheilschwanger von überspannten Erwartungen im Markt angetrieben, an Fahrt auf, als der Brite David Bowie zu seinem 50. Geburtstag von Privatleuten 55 Mio. $ als Leih- und Morgengabe einsammelte.

Das geschah wundersam über die Emission einer Anleihe bei einer Laufzeit von 10 Jahren. Die Anleihe wurde zu 7,9% verzinst,

Die Rendite von US-Staatsanleihen schwankte damals um die 6,37%. Dieser beachtlich tiefe Spread erklärt sich folgendermaßen, Der Musikkonzern EMI bürgte für Einspielergebnisse David Bowies in Höhe von 30 Mio. $. Der Bond erreichte bei der Emission ein Rating von immerhin A3.

25 Mio. $. von 55 Mio. $., also 45 % des David Bowie Bonds waren damit nicht abgesichert. "Samuel hilf!"

Mancher Bondhändler, der damals in London arbeitete, weiß Werner Grundlehner in der NZZ von gestern zu berichten, erinnert sich, dass der Deal, trotz seiner eher bescheidenen Grösse für die London- City «ein Riesending» gewesen sei.

David Bowie verstand es, neben seinem Pop- Star Standing, sein Finanzmarkt- Handeln mit dem Nimbus des Geheimnisvollen zu umwehen.

So wurden von namenloser Seite am Markt Gerüchte lanciert, dass hinter EMI noch ein weiterer kapitalkräftig großer Investor stehe, der den gesamten Deal absichere. Was sich in diesem Fall eher ausnahmsweise sogar als wahrhaftig erwies

Denn bemerkenswert dazu war, dass der David Bowie- Bond vollständig durch den britischen Versicherer Prudential Life gezeichnet wurde.

Der Bowie-Bond wurde, ganz auf die Expectation Economy setzend, als innovatives Finanzprodukt damals von zahlreichen Künstlern, wohl eher von deren Managern, aufgegriffen, die, mit ihren Füssen ungeduldig scharrend, nicht jahrelang auf die Einspielergebnisse ihrer Tonträger warten wollten.

Rod Stewart, die Heavy-Metal-Band Iron Maiden, «Sexmachine» James Brown und zahlreiche andere Künstler emittierten ebenfalls Musiker-Bonds.

Motor war, wie bei dem Bowie-Bond, der Investmentbanker David Pullman, so dass diese Bonds bald «Pullmann Bonds» genannt wurden, erläutert Werner Grundlehner in der NZZ.

Dieses Geschäft mit Asset-backed-Securities-Wertpapieren (ABS), die durch zukünftige Casherwartungen gesichert wurden, befand sich Ende der neunziger Jahre im Rahmen der New Economy gerade rasant, legales, illegales Geld einsammelnd, im Aufschwung.

Wieweit diese Art von "David Bowie- Bonds", forderungsbesicherter Wertpapiere, als wilkommene Geldwaschsanlage für unversteuertes Kapital- Vermögen, illegale Profite aus dem Pharmagrundstoff- , Drogen- , Waffen- , Zwangsprostitutions- , Kunst- und Fussballspieler- Transferhandel dienen, lässt sich nur ahnen, ist mir bisher aber konkret noch nicht bekannt.

Das Volumen mit "ABS" belief sich 1996 global an die 165 Mrd. $.

Dabei setzte dieses Wertpapier-Segment erst nach 1996 zu einer hochspekulativen Weltperformance an. Britische Pubs verbrieften zukünftige Umsätze, italienische Autobahn- Betreiber ihre Maut-Einnahmen kommender Jahre.

Folglich betrug das ABS-Emissionsvolumen 2007 in Europa bereits mehr als 700 Mrd. $. In den USA erreichte das Volumen noch weit grössere Dimensionen. Nach dem Hervorbrechen der Subprime-Krise in den USA im Jahr 2007 hatten ABS, forderungsbesicherte Wertpapiere genannt, plötzlich einen unerwartet immensen Imageverlust mit Wertberichtigungen in ihren Jahresbilanzen zu realisieren.

Nicht wenige Marktbeobachter meinten in der Folge, in forderungsbesicherten Wertpapieren, wenn nicht einen der Hauptverursacher, so doch zumindest einen «Brandbeschleuniger» der dramatischen Entwicklung an den Märkten nach dem Bankrott der Investmentbank Lehman Brother am 15. September 2008 zu entdecken. ABS galten von da an erst einmal als «toxic papers».

Mittlerweile hat sich der Ruf dieser Art Bonds zwar etwas erholt.

Durch die Internetdienste Spotify, iTunes oder Google Music bleibt das traditionelle Musik-Lizenzgeschäft allerdings zunehmend weiter unter massiven Druck, Einnahmen zu verlieren. (Werner Grundlehner NZZ)

Man lese und staune, die Europäische Zentralbank (EZB) hat die forderungsbesicherten Wertpapiere der Art Bowie- Bonds auch in ihr gigantisches Rückkaufprogramm aufgenommen.

Bereits im Jahr 2004 wurden die Bowie-Bonds wegen Umsatzschwächen in der Musikindustrie von A3 auf Baa3 herabgestuft.

David Bowie erwies sich damit nicht nur in der Musik, umzingelt von "Dunkelsehern" als kapitalmarktorientierter "Hellseher".

Ab 1997 schwoll das Internet als Basis vieler Geschäftsmodelle bis heute zum Trendsetter an. Der Filesharing-Dienst Napster gewann an Popularität

inzwischen wurden Arten "räuberischen" Teilens, unter Androhung von Sanktionen, gesetzlich verboten. David Bowie betonte damals bereits, dass sich durch den traditionellen Verkauf von Tonträger aller Art für Musiker zukünftig nicht mehr richtig Geld verdienen lasse. In einem Interview einige Jahre nach der Emission «seines» Bonds meinte Bowie:

"Musik werde bald wie Wasser oder Strom gekauft. Namhafte Einnahmen würden Künstler zukünftig hauptsächlich noch auf Tourneen einspielen können." (Quelle: s. NZZ)
JP

http://www.nzz.ch/finanzen/wie-david-bowie-den-niedergang-der-musikindustrie-vorhersah-1.18675451?extcid=Newsletter_12012016_Top-News_am_Morgen
Bowie-Bonds
Wie David Bowie den Niedergang der Musikindustrie vorhersah
von Werner Grundlehner 11.1.2016, 16:31 Uhr

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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