DEATH OF GERMANY`S GÜNTHER GRASS

Max Frisch/G.Grass Im Folgenden dokumentiere ich in Auszügen des Max Frisch Buches "Berliner Journal" dessen Ein- und Wertschätzung der Person Günter Grass 1973- 1980 in Westberlin

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Der Schweitzer Schriftsteller und Architekt Max Frisch, geboren am 15. Mai 1911, gestorben am 4. April 1991 in Zürich, nahm in besonderer Weise während seiner Berliner Zeit von 1973- 1980, mit seiner Frau wohnhaft in der Sarrazinstraße in Westberlin- Friedenau, regen Anteil am westöstlichen Literaturbetrieb und wusste dabei u. a. sein beobachtend anteilnehmendes Ohr und Auge achtsam auf das Schaffen und Wirken des Schriftsellers, SPD- Parteigängers und Publizisten Günter Grass zu richten, so als ob er insgeheim Dossiers erstellen wollte?

Dazu passt , dass das "Berliner Journal" erst über zwanzig Jahre nach Max Frischs Tod 1991, testamentarisch von ihm zu Lebzeiten bestimmt, 2014 veröffentlicht wurde.

Kein Grass, soweit das Auge reicht
"Betreten des Rasens verboten, hier irgendwo liegt Grass"

In der Früh, am 13. April 2015, ist Nobelpreisträger für Literatur 1999 Günter Grass, der am 16. Oktober 1927 in der Freien und Hansestadt Danzig-Langfuhr geboren wurde, im Alter von 87 Jahren in einer Lübecker Klinik gestorben

Günter Grass, war ein deutscher Schriftsteller, Bildhauer, Maler

- Nacheilendes Gründungsmitglied der Gruppe 47 - ‎,

War Günter Grass wirklich in vielem anders?, wie nicht wenige behaupten, war er nicht einfach, schlicht und ergreifend, nur Grass, der sich durch die eigene Pfeife rauchte, damit Rauchsignale aufstiegen?

Günter Grass, der Haudegen der Macht des gesprochenen Wortes, der "Breitmaul- Rotbarsch" als SPD- Rampensau aus der Nied- und Nagelstraße in Friedenau, wenn Gerhard Zwerenz, unterforderter Gockel vom Literaturbetrieb Dienst, aus der Ferne feixend krass ihm nach Westberlin zurief:

"Mütter hütet eure Töchter, Grass ist in Friedenau"

Günter Grass war 17 Jahre alt, als er, der eigentlich als soldatisch strammer "Hitlerjunge Quex" aus Danzig zur U- Boot- Waffe des Großadmirals Karl Dönitz zum maritimen "Heldentod- Sterben" wollte, zur 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ der Waffen-SS einberufen wurde.

Knapp sechs Monate dauerte Günter Grass höllischer Einsatz zum Ende des Zweiten Weltkrieges, der ihm für alle seine Lebenseit vorherige Flausen über soldatisches Heldentum, Ehrenkodex aus Hirn, Herz und Knochen trieb.

Nicht nur der französisch- deutsche Philosoph und Denker Alfred Grosser hat darauf verwiesen, dass die SS als Waffenträger nach dem gescheiterten Hitler- Attentat vom 20. Juli 1944, neben der Deutschen Wehrmacht, gleichberechtigt ganze Jahrgänge an Rekruten, gleich, ob die nun wollten oder nicht, von Amtswegen einberufen durfte, Rekruten in Schulen, Universitäten, Hochschulen, in Zeitungen massiv bewarb.

Günter Grass hat übrigens meines Erachtens bereits 1962 in der Schweiz gegenüber Max Frisch, anders als damals in Westdeutschland gang und gebe, sich nicht mit seiner kurzzeitigen Mitgliedschaft in der Waffen- SS als Veteran seiner "Heldentaten" gebrüstet, gerühmt, sondern unverblümt reflektierend ganz unambitioniert von dieser berichtet.

In Westdeutschland. selbst in der DDR, hat das jahrzehntelang keine Sau interessiert. Ein Blick ins Bundesarchiv in Koblenz hätte genügt, um sich über die Mitgliedschaft Günter Grass in der Waffen- SS zu vergewissern.

Weil diese Ignoranz deutscher Medien gegenüber Faktenchecklagen in Archiven Günter Grass sehr wohl geläufig war, hat er nicht nur 2002 beim Veröffentlichen seiner Novelle "Im Krebsgang", neben Vorherigem und Anderem, ganz bestimmt 2006 sehr wohl auf der Skandalisierungs- Klaviatur der Medien zu spielen gewusst, um seinen biografisch angelegten Roman "Beim Häuten einer Zwiebel" in die Bestseller Liste zu katapultieren.

Seine Werk "Beim Häuten einer Zwiebel" hätte das sicher auch ohne inszenierten Eklat

"Günter Grass war Mitlglied der Waffen- SS"

geschafft.

Es gibt Zeiten , Tage, da kann nur das ergriffene Wort von Autoren, Schriftstellern, Dichtern, Denkern Brücken zwischen zwei gesellschaftspolitischen Welten bauen, die sich unversöhnlich gegenüber stehen.

Der 13. August 1961 war so ein Tag, der Tag des Baus der Berliner Mauer.

Da ergriffen die westdeutschen Schriftsteller Günter Grass und Wolfdietrich Schnurre im Namen ihres Schriftstellerverbandes in einem Offenen Brief mit Datum vom 16. August 1961 an die Schriftsteller der DDR und deren Verband, Zunge zeigend, das öffentliche Wort, in der Sache der deutschen, europäischen Teilung seit spätestens 1948 nach Einführung der westdeutschen D- Mark im Wege einseitiger Währungsreform, die das von den vier Siegermächten

- UdSSR, USA, England, Frankreich -

besetzte Berlin in zwei Währungszonen teilte, dem Scheitern einer "Friedensinitiative" der UdSSR mit der Folge der Berliner Luftbrücke mit ihren unzählig amerikanischen, britischen "Rosinenbombern" von Westdeutschland im 3 Minuten Takt zur versorgung Westberlins, dass durch die Sowjetische Besetzte Zone (SBZ) sehr wohl versorgt hätte werden können und auch wäre, wenn die Fanatsie und der politische Wille dazu gekommen wäre, selber beredt zu schweigen.

Zu schweigen über das Londoner Schuldenabkommen 1953 durch das Deutschland die Hälfte seiner Schulden aus der Folge des reichsdeutschen Angriffskrieges, 1939- 1945, der zum Welt Krieg Zwei mit 53 Staaten ungehindert eskalierte, erließ und Forderungen der bekriegten Länder nach Reparationsforderungen, Entschädigungen für Zwangsarbeit, Infrarstruktur- Zerstörung, Kultur- und Vermögensentzug auf den Tag des Abschlusses eines Friedensvertrages Deutschlands mit seinen Kriegsgegnern verwies.

Dass der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 ein inhumaner Akt zu Lasten der Zivilbevölkerung war und als solcher in die Geschichte einging, ist zunehmend kaum noch unter Historikern bestritten.

War der Berliner Mauerbau aber auch ein Willkürakt, der vom Himmel aus allen Wolken des Furor annehmenden Kalten Krieges fiel, der gerade dabei war in Südost- Asien mit den USA als Motor seine heissen Kampfzonen zu erweitern?

Das genau war der Berliner Mauerbau mitnichten, sondern sicherte deutsch- deutsch, hüben und drüben, getrennt marschierend, die einen, die DDR baute die Berliner Mauer, die anderen, Westdeutschland lieferte die DM- Währungshüter Argumente, um auf mindestens vierzig Jahre einen Friedensvertrag Deutschlands mit ehemals bekriegten 53 Ländern in der Welt auf den Nimmerleinstag als "Zahltag" zu verschieben.

Was den deutschen Staaten, verschleiert durch ihre ideologischen Gegensätze und Spiegelfechtereien, unter Einsatz seiner systemrelevanten Autoren, Schriftsteller, Dichter, Denker, Filmemacher, Künstler, Politiker, Medien entweder aus Ignoranz, Unkenntnis, Verkennung der Wirklichkeit oder einer Mischung aus allem gelang.

Christopher Clark hat in seinem Mammut- Werk 2013

"Die Schlafwandler"

beschrieben, wie mondwandlerisch ferngesteuert sogenannte Patrioten an allen Fronten, ihrer vaterländischen Ehrensache gewiss, sich feindlich gegenüber standen, in den Ersten Weltkrieg, 1914- 1918, marschierten, um jetzt

"Geschlagen kehren wir nach Hause, unsere Kinder fechten es besser aus?"

1948 über 1961, 1989 bis heute in Fragen eines Friedensvertrages Deutschlands nach dem friedlosen

"Zwei plus Vier- Vertrag" 1990

mit dem Ergebnis der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 ins "Wirklichkeits- Koma" zu verfallen, wenn es um das Verhandeln von Reparationsforderungen, Entschädigungen an Überlebende von Massakern der SS, der Deutschen Wehrmacht, des Holocaust, der Zwangsarbeit, Widerstandskämpfern, Deserteuren, überhaupt von Unrecht geht.

Günter Grass, der am 13. April 2015 verstorben ist, der sich in vielerlei Hinsicht u. a. gegen die atomare Aufrüstung aber vor allem große Verdienste um die Annäherung zwischen Polen und Deutschland erworben hat und deshalb 1993 die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Danzig erhielt, reagierte auf den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 so ohne dichterischen Glanz, fern jeder Wortgewalt, zu der er sich ansonsten gesellschaftlich ansteckend aufzuschwingen wusste, ohne Mut zu historisch- politischer Phantasie als Geste der Versöhnung, dass es mich beim Nachdenken erschrickt, weil ich dies, zugegeben, auch selber erst seit 1997 so sehe.

Dem Jahr als es Otto Graf Lambsdorff gegen massive Widerstände gelang, einen Entschädigungfond der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft nach Sammelklagen in den USA gegen Deutschland als Nachfolgestaat des Dritten Reiches für Zwangsarbeiter/innen aufzulegen

Wie sehr sich Günter Grass als Dichter, Schriftsteller wohl doch durch seine politischen Ambitionen und Verlautbarungen an gesellschaftspolitisch dominierenden Trends der Jahre 1961- 1981 entlang einer Fesselung seiner poetischen Wirkkraft, Phantsie unterzog, wie diese Max Frisch in seinem "Berliner Journal" zu registrieren vermeinte, ist vielleicht an seiner Kontroverse mit dem Dichterkollegen Erich Fried zu ermessen.

1967 kommt es über die Vietnam- Gedichte Erich Frieds zu einer Kontroverse der Dichterkollegen Günter Grass und Erich Fried.

Im Gedichtband

"Ausgefragt"

von Günter Grass gibt es das Gedicht

"Irgendwas machen",

wo er über Erich Frieds Protestgedicht amüsiert herablassend herzieht. Grass betont darin abfällig, ungeachtet dichterischer Tradition deutscher Zunge in Sachen politischer Lyrik, Erich Mühsam, Berthold Brecht, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky und vieler anderer, die "Herstellungskosten" solcher Art politischer Gedichte seien gering, und sie wären zu abhängig von je aktuellen Konjunkturen. So schaffe beispielsweise die Aufrüstung den Raum für vermarktbare Anti-Kriegsgedichte.

Günter Grass, 1967 ganz SPD- Parteisoldat?, gibt mit Kalkül und Bedacht den ausgebufften Kultur- Banausen, lässt sich gegenüber Erich Fried zu der unsäglich ätzend abwertenden Formulierung hinreißen, diese Gedichte seien zu fünf Achteln aus ohnmächtiger Wut gespeist, aus zwei Achteln alltäglichem Ärger und einem Achtel gerechten Zorns.

Dazu in Auszügen Marko Ferst Worte "Über das politische Gedicht"

http://www.umweltdebatte.de/fried-kontroversen.htm
Kontroversen zu Frieds Vietnamgedichten:
Über das politische Gedicht
Marko Ferst

- Unter anderem über die Vietnamgedichte kommt es zu einer Kontroverse zwischen Günter Grass und Erich Fried. Im Gedichtband "Ausgefragt" (1) von Grass gibt es das Gedicht "Irgendwas machen", wo er sich über das Protestgedicht lustig macht. So meint er darin, die "Herstellungskosten" solcher Art politischer Gedichte seien gering, und sie wären zu abhängig von je aktuellen Konjunkturen. So schaffe beispielsweise die Aufrüstung den Raum für vermarktbare Anti-Kriegsgedichte. Dann kommt eine sehr unsägliche Passage, diese Gedichte seien zu fünf Achteln aus ohnmächtiger Wut gespeist, aus zwei Achteln alltäglichem Ärger und einem Achtel gerechten Zorns.

Eine solche Sicht vereinfacht in unzulässigerweise, läßt den Gang des politischen Nachforschens, daß sich der Autor seinen eigenen unhinterfragten Selbstverständlichkeiten stellt, außer acht. Es geht darum verübtes Unrecht transparent werden zu lassen, und das Stimmlose, das entrechtete Menschsein aus dem Unbekannten, aus dem Verschweigen herauszubrechen bzw. diesen Vorgang des Bewußtmachens zu verstärken. Das politische Gedicht sollte die Fähigkeit, sich ein eigenes differenziertes Urteil zu bilden, stärken dürfen. Freilich gilt dies nicht nur für die Interpretation, die dem Autor naheliegen würde, sondern in mehrdimensionaler Weise.

Die "Achtelteilung", die Grass 1967 vermutet, verweist darauf, das politische Gedicht kann nicht auskommen ohne fundierte Kenntnis von Zusammenhängen. Es übersteigt in seiner Kürze und in der Möglichkeit, sprachliche Gegenfragen, Überbrückungen oder andere Virtuositäten einzubauen, oftmals den Spielraum konventioneller politischer Texte. Einen Sachverhalt, wie den zu Waffenlieferungen Westdeutschlands an die Nationalgardisten in El Salvador

in Frieds Gedicht "Betroffen" kann man sicher auch in einem kurzen Zeitungsessay gut fassen. Doch der politische Querschnitt eines Gedichtbandes (zumindest bei Fried) läßt sich nicht in Essayform bringen. (2)

Daß der von Grass proklamierte Horizont nicht die ganze Wahrheit sein kann, zeigt er zum Beispiel in seinem "Novemberland" von 1993, wo er in 13 Sonetten vorsichtige Protestkultur bietet gegen eine bestimmte Art deutscher Beschränktheit in der gesellschaftskulturellen Verfaßtheit. Auch diese Gedichte haben Differenzen zum Verständnis Frieds, kommen dem aber verdächtig nahe.

Fried selbst bemerkt zu den Spottversen von Grass auf das Protestgedicht, daß vom Dichter verlangt ist, die eigenen Heucheleien und die Ungenauigkeiten beim Aufbau im eigenen Bewußtsein zu entdecken. Dem engagierten Gedicht "ohnmächtige Wut" vorzuhalten, sei merkwürdig unsensibel, und überhaupt könne der Einfluß von Gedichten nicht über "Divisionen" gemessen werden. Da Maulkörbe anlegen zu wollen, fast in der gleichen Art wie es Bundeskanzler Ludwig Erhard von Grass über rüde Beschimpfung forderte, sei einfach nicht opportun. (3) - (Auszug Ende)

Im Folgenden dokumentiere ich in Auszügen die Ein- und Wertschätzung Max Frisch der Person Günter Grass in jenen Jahren der Zeitgenossenschaft von 1973- 1980 aus seinem 2014 im Suhrkamp Verlag veröffentlchten Buch "Aus dem Berliner Journal"

Auszug Seite 101 , 17.4. 1973

Es kam zu einem langen Gespräch zu viert: über Grass als politisch- öffentliche Figur und als Schriftsteller.Er sieht seine politische Aktivität jetzt als eine Phase, also in der Hoffnung, sie sei vorbei. Dabei bereitet er gerade eine Rede zum 1. Mai vor. Es scheint, dass er noch nicht in einer grossen Arbeit ist; er sagt oft, sehr oft, dass er jetzt zeichnet, nichts lieber als Zeichnen. Was die politische Phase an literarischer Potenz gekostet hat, ist nicht auszumachen, immerhin lässt er diese Frage jetzt zu. Die Gefahr der Verbravung, Kastration der Fantasie durch den politisch bedingten Trend ins Pragmatische, Diktatische. Er ist nicht einverstanden, teilt solche Bedenken gar nicht, hört sie sich aber an, das war vor einem Jahr noch nicht möglich -

( 1972 beteiligte sich Günter Grass nach dem gescheiterten Konstruktiven Misstrauensvotum der Opposition aus CDU/CSU im Deutschen Bundestag im Frühjahr gegen die sozialliberale Koalition im Herbst desselben Jahres in besonders engagierter Weise erfolgreich am Bundestagswahlkampf für die SPD (Anm. Autor) )

Auszug Seite 120, 5.5.1974

- Heute Abend gibt Günter Grass ein Fest für seine langjährige Sekretärin , dreissig Leute, ich will versuchen ohne Alkohol durchzukommen, ohne einen einzigen Tropfen. Das sind meine Aufgaben. -

( Am 6. Mai 1974 Rücktritt des Friedensnobelpreisträgers 1971 Wily Brandts von seinem Amt als Bundeskanzler im Wege der "Günther Guilaume Affäre". Max Frisch ist in Sachen Umgang mit Alkohol aus dem verschlafenen Zürich nach West- , wie Ostberlin "vorbelastet" vom Regen in die Traufe geraten, leidet nach dortigen Trinkgelagen unter Herz- und Leberbeschwerden und vermeint gleiczietig in der ersten Berliner Zeit eine erfrischende Verjüngung an sich und seiner Frau zu verspüren (Anm. Autor))

Auszug Seite 158, 14.2.1974

- Schwierigkeiten mit Günter Grass, meine Schwierigkeiten: ich weiss nicht. wie ich es ihm sage, wenn ich mit seinen Proklamationen nicht einverstanden bin, mit seinem Hang zur Publizität. Stattdessen lasse ich mich dazu verleiten, andern davon zu reden, und das ist misslich. Attacke auf Brandt ( der jetzt von allen attackiert wird), Gedicht auf Ingeborg Bachmann (wichsende Knaben löcherten ihren Schleier, ich fragte ihn bloß im Bundeseseck (Damals Wiener- Wald Restaurant am Bundesplatz/Westberlin, Anm. Autor), was damit gemeint ist), sein Verdikt gegen Kollegen, die nicht zu Solschenizyn sich äussern, mit dem Schluss, ein Dialog sei mit solchen Leuten nicht mehr möglich usw., keine Woche ohne solche Hirtenbriefe.

- Alexander Issajewitsch Solschenizyn (* 11. Dezember 1918 in Kislowodsk, Gouvernement Stawropol; † 3. August 2008 in Moskau) war ein russischer Schriftsteller, Dramatiker und Träger des Nobelpreisträger für Literatur 1970. Sein Hauptwerk Der Archipel Gulag beschreibt detailliert die Verbrechen des stalinistischen Regimes bei der Verbannung und systematischen Ermordung von Millionen Menschen im Gulag. 1974 wird Solschenizyn von der UdSSR ausgebürgert, vom Nobelpreisträger für Literatur 1972 Heinrich Böll (* 21. Dezember 1917 in Köln; † 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich) in Köln auf der Durchreise in die USA beherbergt (Anm. Autor) -

Wer soll`s ihm sagen? mein Mangel an Durchschlagskraft ; ich frage (z. B. warum jetzt gegen Brandt?), und sofort findet er sein Tun richtig, die Frage irritiert ihn nicht.. So scheint es. Er wird nicht scharf, nicht böse, verschanzt sich nur hinter seiner speziellen Sachkenntnis. Er ist in hohem Grad isoliert.. beginnt er zu reden, setzt er Einverständnis voraus, zumindest wenn es sich um seine öffentlichen Verlautbarungen handelt. Dagegen ist er im privaten (Ehe- ) Problem ansprechbar, sogar bedürftig nach Angesprochenwerden (Teilnahme).

Sein Beschluss. er werde sich aus der politischen Aktivität zurückziehen, aber offenbar verträgt er nicht, , was damit verbunden ist: Abnahme seiner öffenlltichen Präsenz. braucht er seinen Namen in den Zeitungen? Grass äußert sich zu Scheel als Bundespräsident, Genscher als Aussenminister etc., Anruf von einer Redaktion genügt, und er verlautbart.. Als könne er Aktualität ohne Grass nicht ertragen. Wie heilt man ihn? Einige behaupten, er höre auf mich wie sonst auf niemand. Mag sein., weil ich zu unscharf widerspreche. Es geht nicht um seine einzelnenen Verlautbarungen, Meinung gegen Meinung, es ginge darum, ihm die Sucht zun lindern. Was möglich wäre durch begeisterte Teilnahme an seiner schriftstellerischen Arbeit, aber dazu muss ein Anlass bestehen. Er hasst Böll nicht, aber Böll. der andere Staatschriftsteller macht ihm zu schaffen: nicht als Konkurrenz literarisch, aber als Schlagzeilen- Name. Der Ehrgeiz in der Zeitung auf der ersten Seite (Politik) zu erscheinen, neben Henry A. Kissinger, Franz Josef Strauss , Dayan etc. dabei im privaten Umgang ganz schlicht, auf natürliche Art bescheiden - privat, bedürftig nach Sympathie, auch fähig zur Anteilnahme druchaus. En famille. Wenn der Krieis größer ist, wenn Fremde zugegen sind, kann er nicht umhin, redet er als GERMANY`S GÜNTHER GRASS. ich schaue ihn an, er merkt es und merkt es nicht, er sagt: Max hat heute seinen melancholischen Tag. ich treffe kaum jemand, der mit Sympathie von ihm spricht, das Freundlichste ist Bedauern. - (Auszug Ende)

An Max Frisch "Dossier" über Günter Grass ist viel Selbstreflektion erkennbar. Was nicht erkennbar ist, ist ein Hinweis darauf, dass Günter Grass auf sich und sein Umfeld durch seine Selbstinszenierung quasi als Drogen Depot wirkt, als ginge es darum, immer noch, wie in den letzen Kriegsmonaten 1945, traumatsiert von Sinnen bodenlos frohlockend, weitere "Hundejahre" zu überleben.

Der Roman "Hundejahre" ist ja Bestandteil der Danziger Roman Trilologie Günter Grass, neben den Romanen "Die Blechtrommel" "Katz und Maus".

Man könnte fast meinen, selbst im Sterben weiß Günter Grass noch anderen Dichterkollegen die Show zu stehlen. ist "Er" doch genau am 100. Geburts- und Gedenktag Stephan Hermlins, am 13. April 2015 in der Früh gestorben und hat damit ergreifend, alle Schlagezeilen der Aufmerksamkeit von Stephan Hermlin ab, zu sich herangezogen.

Dazu fällt mir, engedenk des sinnigen Humors von Max Frisch, Stephan Hermlin und Günter Grass, dem roten "Breitmaul Barsch" aus der Niedstraße in Westberlin- Friedenau, folgender Witz auf Günter Grass Kosten ein:

"Wenn Du dann von der kaschubischen Danziger Poesie ergötzt so bekifft bist, dass Du aus dem Boden Hirsche aufsteigen siehst, es Cats and Dogs regnet, ohne dass Du nass wirst, hast Du zuviel Grass genommen"

Es gibt eine Zeit vor und nach Günter Grass, wenn ja warum?, weil es vor Günter Grass im Volksmund hieß:

"Wenn Du so weiter machst, wirst Du bald die Radieschen von unten wachsen hören!"

Nach Günter Grass heißt es nun im Volksmund mit ihm:

"Wenn Du so weiter machst, wirst Du beim Betreten eines beliebigen Rasens unter der Grasnarbe bisweilen unvermittelt Nüsse knacken hören und wissen, Er ist es!"

JP

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/grass-war-ein-anderer
REDAKTION AUSGABE 1615 | 15.04.2015 | 12:40 2
Grass war ein anderer
Seitenblicke Mit Günter Grass starb ein engagierter Intellektueller. Aber sonst? War Grass ein wichtiger Mahner? Ein Besserwisser? Vermutlich beides. Und noch viel mehr

https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/als-grass-hermlin-getrennt-beredt-schwiegen
JOACHIM PETRICK 13.04.2015 | 23:03 3
Als Grass, Hermlin, getrennt, beredt schwiegen
Berliner Mauerbau 1961 Anbei dokumentiere ich im Gedenken den offenen"Briefverkehr zwischen Günter Grass, Wolfdietrich Schnurre und Stephan Hermlin jener Tage vom 13.- 17. August 1961

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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