Des Knaben Joachim gezügelter Wunder- Zorn

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Des Knaben Joachim gezügelter Wunder- Zorn

Als Knabe, wie späterer Schüler, Student war ich ein ganz böser Junge, als wäre ich der gezügelte wie zügellose Wunder- Zorn aller versammelten und abwesenden bösen, bösen Spitzbuben.

Ich liebte meine Lehrer, besonders meine Lehrerinen, innig sehr, in aller Ehr.

Doch, wenn meine Leher/innen zum meinem staunemdem Wunder- Zorn dumme Sachen sagten, sei es, weil sie ein Blackout, ein Lapsus ereilte, sei es, dass sie mehr schlecht als recht vorbereitet in den Unterricht kamen, habe ich sie schneidig im Kommandoton gerügt, dass es ihre Gesichtserkerzüge verdaddert und verdutzt durchpflügt, habe sie nicht nur allen anderen Schülern/innen vorführend stehenden Fusses korrigiert, sondern auf sofortigen Sohlen, ohne jeden Rabbat, spontan, wie von langer Hand, unverzüglich Vollzug des Rapports befohlen.

Meine Lehrer/innen, mir ansonsten als Primus inter Pares durchaus wohl gewogen, haben ihre Fehler in der Regel, zu ihrem und unser aller Besten, links wie rechts um, von der Tafel, mit bekenendem Herzen, leicht gebeugtem Blick in die Klassenschaar eingeräumt. Die hat dann vor Jux und Dollerei, vor Brüllen und Gejohle, anschwellend geschäumt.

Dabei haben meine Lehrer/innen durchweg listig, nicht den Wert meiner dargebotenen Korrektur vom Inhalt her gelobt, sondern scheinbar unterwürfig, artig da, ironisch hier, mich mit blitzendem Augenaufschlag gefragt:
"Warum ist der Herr Joachim denn ohne Pläsier, so zornig hier?"

Dumm von mir war dabei jedes Mal, dass ich mich nicht wirklich wie von Sinnen, wenigstens für Augenblicke, Augenzwinkern, gefreut habe, dass ich für Momente nur, klüger als meine Lehrer/innen war.

Übrigens haben mir meine Lehrer/innen mein Momentum an Klugheit nicht gedankt, sondern mich als frühreif etikettierend stigmatisiert, einem außerschulischen, einem universal universitärem Leben empfohlen.

Darüber wurde ich für Zeiten, entäußert meiines gezügelten wie ungezügelten Knaben Wunder- Zorn, nicht nur in meinem Herz still und krank.

JP

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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