Doppelpass hätte 1933-45 Menschen gerettet

Rettet Deniz Yücel Abertausende deutscher Staatsbürger mit rassistisch zugeordnet jüdischer Abstammung hätte 1933-1945 ein Doppelpass das Leben gerettet, verschlossene Grenzen geöffnet.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Keine Frage schreibt Jakob Augstein in seiner aktuellen Spiegel-Kolumne"Integration statt Parallelität" :

"Der Doppelpass kann seinem Inhaber das Leben bequemer machen. Was Visumspflichten, Warteschlangen bei der Einreise, oder bestimmte Rechte, wie das des Immobilienerwerbs angeht - gerade im Umgang mit Ländern außerhalb der EU kann die doppelte Staatsbürgerschaft von großem Vorteil sein.",

um dann mit dem Hinweis der Doppelpass sei eine Nebensache, den seltsamen Schluss zu ziehen: "Aber ein Pass ist kein convenience good. Eine Staatsbürgerschaft kein Konsumgut."

Abertausende deutscher Staatsbürger mit rassistisch zugeordnet jüdischer Abstammung seit den Nürnberger Rassegesetzen 1935 hätte bis 1945 ein Doppelpass das Leben gerettet, verschlossene Grenzen der USA, Kuba und anderer Staaten in der Welt geöffnet.

Wenn es den Doppelpass nicht gebe, müsste er als "Dauervisum" aus humanitären Gründen mit der lebensrettenden Wirkung der Verleihung des Nobelpreises erfunden werden.

- Der Fall des deutschen Schiffes "Saint Louis" war 1939 kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges Schlagzeilen der Weltpresse wert: Es fuhr mit über 900 jüdischen Flüchtlingen an Bord von Hamburg Richtung Amerika. In Kuba als damaligem Appendix der US- Mafia durfte es nicht anlegen. Das Schiff musste schließlich mit seinen 900 verzweifelten Passagieren nach Deutschland zurückkehren. Die meisten der Passagiere wurden in den NS-Vernichtungslagern nach amtlichem Entzug ihres Restvermögens, Ausbeutung als Sklavenarbeiter_innen ermordet. -

Wäre da die Option auf einen Doppelpass mit der lebensrettenden Wirkung der Verleihung des Nobelpreises nicht für alle Beteilgten Seiten der Ausweg gewesen?

- Quelle: http://www.dw.com/de/zuflucht-kuba-ein-hafen-f%C3%BCr-ns-verfolgte/a-16329512
GESCHICHTE
Zuflucht Kuba - ein Hafen für NS-Verfolgte
-

Hinzu kommt, was Augstein selber anführt, hat die Türkei 2012 ihr Wahlrecht geändert, türkischen Bürgern im Ausland die Wahrnehmung des Wahlrechtes in der Türkei ermöglicht.

Gilt da der Doppelpass, neben rechtlicher Notwendigkeit der Gleichstellung türkischer mit Staatsbügern anderer Länder in Fragen doppelter Staatsbürgershaft wie den USA, Frankreich, Great Britain, Spanien, Italien - Fall Giovanni di Lorenzo - , Indien, Skandinavien, Kanada, Russland u. u. als Eisbrecher, überhaupt die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwägen, weil bei Verlust der türkischen Staatsbürgerschaft, erwartungsgemäß zu Lasten der Betroffenen aber auch des deutschen Steuerzahlers, Renten, Pensionen, Anwartschaftschaften auf diese, dazu Zugriff auf Vermögenswerte erschwert, wenn nicht gar verschlossen ist.

Bewahrt ausgerechnet Doppelpass Deniz Yücel vor langer Untersuchungsaft ohne Aussicht auf Hauptverfahren?

Augstein führt Argumente für den Doppelpass an:

"Welche sonderbaren Blüten der Doppelpass treibt, ist gerade offenkundig geworden: Die deutschen Medien bezeichnen den Untersuchungshäftling Deniz Yücel stoisch als "deutschen Journalisten" und unsere Politiker beklagen, dass dem Inhaftierten bislang die konsularische Betreuung deutscher Behörden verwehrt wird".

schlussfolgert dann in merkwürdiger Unschärfe:

"Aber aus der Sicht des türkischen Staates ist dieser Doppelstaater eben kein Deutscher sondern ein Türke - nur als Türke konnte er übrigens seine Arbeit in der Türkei fortsetzen, nachdem man ihm, wie anderen Journalisten auch, im vergangenen Jahr die Akkreditierung verweigert hatte."

Dabei ist es doch jetzt ausgerechnet der Doppelpass der Deniz Yücel vor langer Untersuchungshaft in der Türkei bewahren kann. Dazu Augsteins Behauptung, Yücel habe, trotz Entzug der Akkreditierung, allein. weil er auch Türke ist, in der Türkei als Welt-Korrespondent weiter arbeiten können, zeichnet von den Möglichkeiten der Pressearbeit in der Türkei spätestens seit dem gescheiterten Militärputsch am 15. Juli 2016 so ganz en passant ein rosafarbenes Bild. Dabei hatte Yücel nach der Ausschreibung seiner Person zur Fahndung inder Türkei rettend Aufenthalt in der deutschen Botschaft in Ankara gesucht.

- Nach aktueller FORSA.Studie sind gegenwärtig 53 % aller Bundesbürger für, 38 % gegen den Dopplepass, der Rest unentschieden -

Ganz abgesehen davon dass Augstein recht hat, wenn er betont, Fragen einer, zweier, dreier Staatsbürgerschaften habe mit Identität nichts zu tun, fällt mir folgendes auf:

Die Sprachregelungen zwischen Berlin und Ankara, angesichts der wie bestellt und zu dunklem Zwecke gelieferten Krawall- Szenarien durch türkische Regierungspolitiker in der EU, in Hamburg gar mit Wolfsgruß der Grauen Wölfe, klingen auf dem Rücken des inhaftierten Deniz Yücel wie einvernehmliche Manöverkritik unter Mitwissern, aber nicht wie angemessene Distanzerung Berlins.

Warum hat denn die Bundesregierung über die deutsche Botschaft, angesichts der Gefahrenlage in der Türkei nach dem gescheiterten Militärputsch am 15. Juli 2016, dem deutschen Staatsbürger Yücel mit Doppelpass nach einem Monat insgeheimem Aufenthalt in der deutschen Botschaft wg.rechtlich unbegründeter Fahndung nach ihm, in Kenntnis, dass dessen konsularische Betreuung unsicher ist, nichts anderes geraten, als sich türkischen Behörden zu stellen?
JP
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/tuerken-rein-doppelte-staatsbuergerschaft-weg-dafuer-mehr-integration-kolumne-a-1139081.html#js-article-comments-box-pager

https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/weg-mit-doppelter-staatsbuergerschaft

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden