Dukatenreiter beim Fliegenschiß

Cum-Ex Geschäfte Es war ausgerechnet der deutsche Bankenverband selber, der die Politik in Berlin vor 2007 auf die Cum-Ex Gesetzeslücke verwies und eine Besserung anmahnte.

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Es waren vor Einführung des Euros im Januar 2002 die Panik- und Chaostage in Berlin, Frankfurt/Main, als berufen bestallte Währungshüter. Steuerexperten in ihren Expertisen mit der bangen Frage schwanger liefen, wird die neue Einheitswährung der Euro von den Akteuren, den Banken, Versicherungen, Hedge- , Staats- , Pensionsfonds an den Aktien- , Devisen- , Rohstoffmärkten der Welt angenommen oder einfach, links liegengelassen, ignoriert?

Wenn ja, was tun?, damit die Dukatenreiter weniger hinter Dollar, Yen, Sterling Pfund, Rubel, Renminbi hinterher gallopieren, sondern den Euro als obskures Objekt ihrer monetären Begierde ins Visier und vor allem im computergesteuert hochfrequent getakteten Handel an den Weltbörsen mit Aktien, Devisen, Rohstoffen deren Zertifikate, Derivate, à Konto nehmen?

Wo die Not am größten, naht auch schon die Rettung" (Friedrich Hölderlin 1770- 1843).

Der Teufel scheißt noch immer auf den größten Haufen

Da fiel den Währungsexperten "Oh Wunder, diese Flunder" an korrumpierend staatlich geduldetem "Dividendenstripping" aus dem Jahre 1992 nach der deutschen Einheit 1990 wieder ein, als die DM, angesichts leerer Portokassem, Ankündigung der Einführung des Solidarbeitrages, drohender Kapitalflucht, zu schwächeln schien.

Damals war CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel wild entschossen, nach Einführung der ungeliebten Quellensteuer, ver wirkungslos verpufften Lockens der Steuersünder in die Amnestie, um der Stabilsiierung der DM Willen im Fall von "Dividendenstripping" nicht nur beide Ohren, Augen zu verschließen, sondern in Hintergrundgesprächen mit Investoren- , Versicherungs- ,Banklobbyisten geradezu zu diesem "legalen" Steuerbetrug im großen Stil augenzwinkernd zu ermuntern. Denn jede deutsche Aktie, gleich wie oft legal, illegal, scheißlegal in welcher Hand, galt Waigel als ein Garant für den Stabilitätsmechanismus der DM.in der Not.

1992 die DM, 2002 der Euro. 1992 Bundesfinanzminister Theo Waigel, 2002 Bundesfinanzminister Hans Eichel und Nachfolger Peer Steinbrück 2005-2009, Wolfgang Schäuble seit 2009 bis heute

Was ist nun "Dividendenstripping" ?

Unter Dividendenstripping wird börsentechnisch die Kombination aus dem Verkauf einer Aktie kurz vor dem Termin der Dividendenzahlung und Rückkauf derselben Aktie kurz nach dem Dividendentermin verstanden. Ist der Verkäufer bei einem Verkauf kurz vor diesem Stichtag (noch) nicht Eigentümer der Aktie (Leerverkäufer) und wird die Aktie kurz nach dem Dividendenstichtag geliefert, spricht man auch von einem Cum/Ex-Geschäft oder Cum-ex-Trade. Bei Cum/Ex-Geschäften kam es in der Vergangenheit in großem Umfang zu bewusst herbeigeführter mehrfacher Erstattung von nur einmal abgeführter Kapitalertragssteuer. Ob hierbei der Tatbestand der Steuerhinterziehung erfüllt wurde oder eine legale Steuergestaltung genutzt wurde, ist umstritten.( Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dividendenstripping )

Nicht von ungefähr war es ausgerechnet der deutsche Bankenverband selber, der die Politik in Berlin vor 2007 händeringend auf die Cum-Ex Gesetzeslücke verwies und eine Besserung anmahnte. Sicher nicht um diese Gesetzeslücke zu Lasten der Geldinstitute zu schließen, sondern, was bisher in einer gesetzlichen Grauzone nur geduldet, vermehrt von Kunden angefragt, nach Art eines vermeintlichen Querbeet Rabatten Gewohnheitsrechtes mit einem RuckiZucki Akt im Deutschen Bundestag zu legalisieren

Wobei die "Heilung" darin bestand, dass nun zwar ab 2011 in Deutschland diese Praxis illegal war, im Ausland aber, neben ausländischen Banken, Citi-Group. UBS, Goldman Sachs, J. P. Morgan, Banc of America u. a. auch für Dependancen deutscher Geldinstitute, darunter öffentlich-rechtliche Landesbanken, die doppelt und mehrfache Absahner-Praxis zu Lasten deutscher Steuerzahlers erst richtig legal, scheinlegal, scheißegal in die Blüte schoß.

Da frage ich, warum, geschah das, wider besseres Wissen in Regierung, Parlamenten und Politik, diese jahrelang klammheimliche Komplizenschaft zwischen Politik, deutschem Gesetzgeber und der Weltfinanzbranche zu Lasten deutscher Steuerzahler ausgerechnet forciert getimt mit der Einführung des Euros 2002 als konvertierbarer Währung, dass sich Finanzjongleure, wie Carsten Maschmeyer, Gründer des Finanzdienstleisters AWD, nebst Gattin Veronica Ferres, unverzüglich Cum-Ex Geschäfte von bis zu 40 und mehr Millionen € in der Schweiz geordert, ins mehrfach vergoldet gehebelle Dividenden Fäustchen lachten?

Antwort: Weil der Euro nach der umwerfenden Axel Springer BILD- Devise: "Hunderttausend Fliegen können nicht irren" so attraktive Anziehungskraft entfalten sollte, wie ein Stück dampfende Scheiße am fiskalischen Wegesrand?

Um aber ganz auf Sicherheit für den Euro-Start zu gehen, erlaubte die rotgrüne Bundesregierung 1998-2005 im Verlauf Versicherungen, Banken, Energiekonzernen, AKW-Betreibern , unversteuerte Rücklagen in Milliarden € Höhen unversteuert mit der Maßgabe aufzulösen, dass sie Staatsanleihen in Euro wenn nichht handeln so doch halten.

Weil aber selbst das der rotgrünen Bundesregierung unter Führung Bundeskanzler Gerhard Schröder, Außenminister Joseph Fischer, Arbeits- , Wirtschafts- Superminister Wolfgang Clemens, Finanzminister Hans Eichel, Umweltminister Jürgen Trittin an Sicherheit für die Euro- Einführung nicht reichte, wurde, neben der Riester- , Rörup-Rente zu Lasten der gesetzlichen Rentenversicherung, unter dem Jubel der CDU/CSU/FDP in der Opposition, die "Dicke Berta" im Depot des Peter Hartz Clans aus den Zwanziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhundets entmottet und als Arbeitsmarktreform unter der Überschrift

"Agenda2010/Hartz IV Gesetze/Ich-AG Offensive"

flott gemacht, um Helikopter-Geld zu generieren, damit Unternehmen statt existenzsichernde Tariflöhne zu zahlen, per flächendeckend schrankenloser Lohnsubvention zu Lasten des Steuerzahlers und des Restvermögens vor dem Schonvermögen der Arbeitnehmer*nnen, Eigenkapital als Wagniskapital in Euro- Finanzprodukte an den Weltbörsen "Go public" investieren konnten und weiter können.

Nun wird der jahrzehntelange Fliegenchiß, peu a peu, wohl heimgeholt, eingesammelt und deutschen Gerichten als Paragrafen Delikatesse zugeführt, wie Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble mit der Kraft, die alles schafft, im Zweifel sich selber, zu suggerieren sucht, dass wir uns auf einem guten Weg befinden?
JP

http://www.taz.de/!5403988/
Kommentar zu Cum-Ex-Geschäften
9. 5. 2017
Kommentar von Ulrike Herrmann

https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/wanted-das-duo-ein-euro-trio-infernal
Joachim Petrick
20.02.2017 | 21:15 5
Cum-Ex, Cum-Cum Euro Geburtswehen Fanfaren

https://joachimpetrick.wordpress.com/2017/02/20/nine-eleven2001-cum-excum-cum-euro-geburtswehen-zum-geleit

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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