"eine doppelgesichtige Gespensterdebatte geht um in Europa"

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"eine doppelgesichtige Gespensterdebatte geht um in Europa"

Dieses Mal geht , anders als 1848, keine infernal einsichtige, sondern eine prekär doppelgesichtige Gespensterdebatte in Europa um..

Ich glaube mich tritt ein § Ackergaul, ein Pferd, nein!, es war der wiehernde § Amtsschimmel.

Ich ahne, es geht mal wieder ein Gespenst durch Europa, dieses Mal nicht einsichtig, sondern doppelgesichtig.

Einerseits erleben wir in der EU, voran in Deutschland, dass sich die Gerichtsbarkeit, mehr und mehr auf die Praxis von Deals verlegt, um an des Rechtes Statt, Schadenbegrenzung per Cash zu betreiben, solange und soweit Cash bei den Prozessbeteiligten vorhanden ist.

D.h. hier werden aus guten, wie weniger guten Gründen die Kerne von Gesetzen, § zur Makulatur erklärt.

Andererseits werden Debatten über Kopftuchverbote asymmetrisch bis zur Gesetzeslage hoch mobilisiert, dass zum Schluss Kopftuchträger/innen gar nicht anders können, Helden/innen der Zivlcourage zu sein, vor dem Gesetz mit wehenden Kopftüchern unter zu gehen, wenn sie vor sich und anderen bestehen wollen.

Grotesk!, und doch steckt womöglich eine dunkle Absicht dahinter, die unter der falschen Flagge des Elan für Menschrechte segelt?

Woher kommt da dieser Kinder- Wunderglaube an die Kraft, die angeblich von Gesetzen alleine ausgeht?

Meine Großmutter, Tanten, meine Mutter haben nicht nur in Garten, stellt euch vor, doch tatsächlich, vom Garten über die Waschküche kommend, in der Küche auf dem Stuhl sitzend, in Westdeutschland, wie in der DDR, ihr Kopftuch getragen, Kartoffeln, Rüben, Möhren geschält.

Ich fand das heimisch und normal.

Muss ich mich jetzt im nacheilenden Gehorsam in Dritter Person fragen:

"Sie da! ja genau! Jochen!, wie konnten Sie den Anblick dieser Kopftücher, nicht nur ertragen, sondern sympathisch finden?

Wieso ist Ihnen das nicht damals schon verdächtig vorgekommen?"

Jetzt bin ich in der prekären Lage, dass ich manchmal begründet, unbegründet ahne, dass die Damen, die hierzulande aus Arabien, Iran u. u. kommend, so elegant ihre Kopftücher tragen, daheim, Sorge tragen, dass ihre Geschlechtsgenossinnen, wenn sie ohne Kopftuch angetroffen, am öffentlichen Pranger, gar der Prügel durch "berufene" Männer anheimgegestellt.

Trotzdem und gerade, angesichts von Nacktscannern, angesichts dieser asymmetrisch mobiliserten Kopftuchdebatte bleibt mir, öffentlich zur Zivilcourage genötigt, nichts außer, vor den Damen mit Kopftuch, egal, ob ich einen Hut trage, meinen Hut zu ziehen.

Wohlwahr eine Gespensterdebatte geht um in Europa.

Wo bleibt da der Elan der Abendländer, den Morgenländern als Partner den Weg zum Menschrecht zu weisen?

War der ganze Elan von1848, seit dem Kommunistischen Manifest mit Marx und Engelszungen, den freiheitlich gelungenen Reden in der Paulskirche zu Frankfurt/Main auch nur ein fadenscheiniges Gespenst ?

JP

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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