Erich Kuby, einem journalistischen Solitär, zum 100. Geburtstag

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Erich Kuby, einem Solitär im Gleichgewicht gegenseitiger Abschreckung, zum 100. Geburtstag

Erich Kuby, einem kostbaren Solitär im Gleichgewicht gegenseitiger Abschreckung zum 100. Geburtstag

Erich Kuby, „Er und Ich“, ein „Er- Ich“ in „Balance“ zum 100 Geburtstag

Erich Kuby hat sichnie gefragt:

“Wer bin ich?, wenn ja, wie viele?“,

sondern immer gewusst, mehr als zwei werde und will ich niemals sein, nämlich Er und Ich, ein Er- Ich.

Erich Kuby war nicht nur ungerecht, sondern setzte auf Ungerechtigkeit als volksmedizinisch giftiges Heilmittel bei akuten Fällen der Unausgewogenheit zum Ausgleich, um ein Gegengewicht einer gesetzten Ungerechtigkeit psycho- hygienischparat zu haben, um in seinem alltäglichen Reim der Weltdeutung im Fluss seiner Balance zu bleiben.

Während andere weiterhin, geprägt vom teutonischen Streben

„Weltgeist als deutscher Beruf“

nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 08. Mai 1945, per Dämmerzustand des Ewigen Ungerecht- Behandelten, hüben & drüben,zu pflegen suchten,

“Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“

hat Erich Kuby, frühautonom gesellt wie gestellt, sich am heillosen deutschen Wesen, Wort um Wort, Zeile um Zeile nicht nur zu reiben gewusst, sondern Gedankenwitz um Gedankenwitz, in unanfechtbarer Balance mit sich, eine Nische gesucht und gefunden, sich am heillosen deutschen Wesen lebenslang, ins Heil gestoßen, drogenfrei, gesund zu schreiben.

Ein Leidender war Erich Kuby nie wirklich, dafür verfügte Erich Kuby als Person über zuviel Sinn für reizvolleNeigungen, Leidenschaften vielfältiger Art, unter anderem einen knallrot lackierten Ford Mustang, auf Rechnung des Spiegel Herausgebers Rudolf Augstein zum 1967er Treffen der Gruppe 47 in Princeton/USA gemietet , oder einfach im Alltag Porsche 911 zu fahren, als VW- , Opel, DKW- , Borgward- Lloyd- Isabella- Fahren als des deutschen Volkes Pflicht galt:

“Alle Räder rollen für die deutsche Konjunktur!“

Erich Kuby war selber zu Hass gar nicht fähig, offenbarte aber zu jeder Gelegenheit wie Ungelegenheit, auf dem Teppich, neben dem Teppich, in vertrauter wie unvertrauter Runde, ein besonderes Talent, durch einen blitzgescheiten Gedankensprung, nur scheinbar übergangslos, allen versammelten Hass wie Pfeile auf sich zu vereinen.

Wobei Erich Kuby die Pfeile des Hasses, die ihn zielsicher ereilten, in der Wirkung wortreich wie finassierend zu entladen pflegte, damit die Hass- Täter/innen Zeit und Raum fanden, sozusagen Urlaub zur Ordnung konfus aufgestörter Bekanntschaft mit ihren haus- und teameigenen Gefühlen des Hasses zu machen.

Erich Kuby, war eine Persönlichkeit, die es heute wohl nur noch als kostbares Solitär in der Eigenschafteines Theatermanns zu finden gibt, wenn überhaupt, weil Erich Kuby, als die „Heidi Kabel“ des deutschen Nachkriegsjournalismus seinen Rand nicht halten wollte und brauchte, denn er war sich, für alle Fälle gewappnet, seiner publizistischen Mitte stets und immerhin immer hin absolut ausgewogen sicher.

Deshalb stellten Erich Kubydie Verlagshäuser ersten Ranges in der Bundesrepublik Deutschland, Der Spiegel, der Stern, Die Zeit, bis in die späten 70ziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts gerne als kostbares Solitär und Gegengewicht ein, um in ihren Teams voller nazistisch noch nicht entschärfter Blindgänger/innen ein hinreichend gesichert, wie ausbalanciertes Gleichgewicht der gegenseitigenAbschreckung herzustellten.

Ähnlich gesucht kostbare Solitärs dieser Art waren und sind im Nachkriegsdeutschland Sebastian Haffner, Axel Eggebrecht, Otto Köhler, Günter Gaus.

Wobei Günter Gaus, Otto Köhler sich schon wieder mit einer anderen, einer späterenEinstellungspraxis der Verleger/innen Geschichte in Deutschland verbindet.

Historisch Aufschluss gebend ist, dass der Verleger/innenEinstellungspraxis nach dem Berliner Mauerfall vom 09. November 1989 jeder Sinn für Gleichgewichte der gegenseitigen Abschreckung in ihren redaktionellen Teams abhanden gekommen ist.

So wusste Erich Kuby stellvertretend für die ratlose bundesdeutsche Öffentlichkeit in der Stasi- Akten Personalie Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe, nicht nur das literarische Rad zu schlagen, sondern bei Thomas Manns Tagesnotizen Rat zu suchen, ohne Marianne Birthler beim Namen zu nennen:

„Manfred Stolpe und Thomas Mann

-so könnte es doch sein –

( Erich Kuby „Deutsche Perspektiven“

„Unfreundliche Randbemerkungen“, S. 93 )

Konkret Literatur Verlag, 1993

„Die Tatsache allein, dass ich mir vorbehalte, einen Unterschied zu machen, zwischen dem Verhältnis des Kommunismus zum menschheitsgedanken- und der absoluten Niedertracht des Faschismus…..und dem frieden zugunsten rede in einer Welt, dere Zukunft ohne kommunistische Züge nicht mehr vorstellbar ist, hat mit ein gewisses vertrauen eingetragen..“


Erich Kuby legt nun die Aufzeichnungen Manfred Stolpes durch einen fundierten Kunstgriff in den Griffel von Thomas Mann und schon schauendiese Zeilen inganz anderem Lichte in einen historisch belegbarenKulturraum, der zum Nachdenken einlädt.

Ich persönlich reibe mich nach wie vor an dem Geheimdiplomaten aus dem deutsch- deutsch kirchlichen Raum Manfred Stolpe, in der Zeit vor 1989/90 und danach, nach wie vor.

Erich Kuby aber ließ mich früh in seinen Artikeln ahnen, das die Dinge in Deutschland ein weiteres Feld sind, als es im ersten empörten Blick den Anschein hat.

Dafür bin ich Erich Kubypostmortem wie Günter Gaus dankbar.

So war Erich Kuby, ein Mediator im eigenen Auftrag zu nennen, der aber, wie viele Philosophen im eigenen Lager, dem Journalismus wenig gelten, kaum in seiner Eigenschaft als Mediator von hohen Graden und sprachlichen Gnaden bis heute erkannt wurde.

Die bundesdeutschen Medien waren damals 1993 als diese persönlichen Notizen aus dem Schreibtisch des Dienstzimmers des Ministerpräsidenten von Brandenburg, Manfred Stolpe, durch ein Mitglied seiner damaligen Regierung in Potsdam entwendet, kopiert und den Medien zugespielt wurden, in eine helle Aufregung geraten, die tagelang medial hohe Wellen schlug.

Marianne Birthler, die heutige Chefin der Behörde für die Stasiunterlagen,war zu der Zeit noch Umweltministerin im Kabinett Manfred Stolpe.

Das nur nebenbei.

Am 28. Juni 2010 wären Er-Ich, wäre Erich Kuby Einhundert Jahre alt geworden.

JP

www.freitag.de/community/blogs/jaugstein/erich-kuby-zum-100-geburtstag-ein-vortrag

28.06.2010 | 15:36

Erich Kuby zum 100. Geburtstag – ein Vortrag

kuby augstein

Liebe Leser,

hier ist der Text einer Rede, die ich gestern im Deutschen Theater zu einer Feierstunde für Erich Kuby gehalten habe.

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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