Fürchtet die SPD das Lob, wie der Teufel das Weihwasser?

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Fürchtet die SPD das Lob, wie der Teufel das Weihwasser?, das die Geschichte für sie bereithält?

Das Tragische an der Agenda 2010/Hartz IV schockerstarrten SPD ist nicht, dass sie nicht gelobt wird, sondern mit Lob, wie dem Lob der "Entspannungspolitik", "der Politik der Kleinen Schritte", des "KSZE- Prozesses" der "Deutschen Einheit 1990" politisch nichts anfangen will.Kerstin Decker wagt da mal in der taz vom 30.06.09 ganz locker unter dem griechisch kleinasiatischen Aufmacher:

Kerstin Decker entwickelt mit dieser These den Charme von Cafe Kranzler beim Damen- Kränzchen, Torten- Schlachten mit ausladendem Hut am Ku- Damm, Ecke Joachimsthaler Straße, oder war es in Hamburg, Travemünde, Wesberlin bei Cafe Keese an der Bismarkstraße mit Damenwahl?:

"Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben, aber den mit Kinnbart!".

Mit der gelebten Geschichte hat Kerstin Deckers These nur marginal zutun, waren es doch die einstigen Knallchargen des Kalten Krieges in der Frontstadt Westberlin, Willy Brandt, sein Leibknecht, sein Sekundant Egon Bahr vom RIAS, die großkoalierend, gefolgt von Heinrich Albertz , Klaus Schütz, Franz Amrehn gen Osten vom Saulus zum Paulus wurden.

Aber um welchen Preis?, um den Preis innenpolitisch brachial gegen die herangewachsene eigene Brut der 67er, 68er, den forsch miltant schneidigen Oberleutnants Ton eines Helmut Schmidt, Klaus Bölling, Holger Börner als Dach- Latten Saulus nährend umso härter anzuschlagen.

Dabei habe ich den brüllend kujonierenden, schneidigen Kasernen- Ton von Herbert Wehner in Fraktion der SPD und Deutschem Bundestag als Knute seiner willkürlichen Wut gegen alles und jeden noch nicht einmal erwähnt "Genosse Sie! Herr von Dohnanyi!, hören Sie endlich auf zu dohnanyieren!"

War nicht dieser militante öffentliche Ton des gesamten parteipolitischen Personals von SPD, CDU/CSU, FDP durch die parlamentarische Bank über die Wochenmagazine Der Spiegel als Sturmgeschütz der Demokratie, Stern, Quick, Konkret, Extrablatt. bis hin zu den millitant nett verquasteten Axel- Spingerblättern, Randale mit Sandale statt Springerstiefel, der Wegweiser zum bleiernen Herbst 1977, der Aufwertung der prekären RAF zum militaristischen Terror- Komplex?

Waren die RAF- Prozesse am Staatsstrafgerichtshof Stuttgart- Stammheim nicht der helle Wahn im juristisch miltanten Talar- Anzug?

War nicht Willy Brandt der hervorragende Propagandist des Radikalenerlasses, des Berufsverbots für DKPisten u. a. "Linksradikale"gewesen, obgleich die SPD in der Großen Koalition mit der CDU/CSU, eilig wie halbherzig, die Rücknahme des verfassungsrechtlich anfechtbaren KPD- Verbots von 1956 per Zulassung der DKP 1968 unauffällig schneidig durchregierte?

Übrigens hat sich ausgerechnet Helmut Schmid vorab gegen den Radikalenerlass ausgesprochen, auch wenn er diesen später in Wahlkämpfen schneidig wie miltant vertreten hat.

Zu wessen Lasten ging diese Demonstration an Radikalität der SPD/CDU/CSU/FDP?

Zu Lasten der Lebensentwürfe der eigenen Söhne & Töchter, die unter der Kampfparole "67er, 68er" gesellschaftlich zerstreut, politisch ausgewildert, sich umzingelt wähnten.

Zu wessen Gunsten wurde diese radikalisierende Politik der Berufsverbote vordergründig wie hintergründig vom Stapel gelassen?, zugunsten alter Kameraden/innen aus dem Krieg, Exil, dem Widerstand gegen Hitler, Stalin, Walter Ulbricht, Adenauer, Globke, FJS!?

Denen wäre wahrlich, anders besser und nachhaltiger geholfen worden, nämlich durch eine Aufstockung des Gerichtspersonals für NS- Prozesse statt für RAF- Prozesse!

Wo war da der zivile Ton, den Kerstin Decker in der taz der damaligen SPD, ihren Partei- Soldaten/innen im Gefolgschaftswahn posthum gefällig unter die miltanten Uniform- Röcke jubelt?

War es nicht eher so, dass die herangewachsene 67er, 68er Brut, mit Esprit, Humor, Zivilcourage, Spass- Guerilla, hüben & drüben, in Deutschland wie Europa den Altvorderen in Parteien, Parlamenten, Gesellschaft, Kirchen, Gewerkschaften, Verbänden, Kultur, Sport, Medien den militanten Mief und Muff von 1871- 1959/68 aus den Partei- Talaren, - Röcken blasen musste?

Was letzendlich erst nachhaltig mit der Gründung der taz 1978, der Gründung der Partei "Die Grünen" 1980, des Kult- Gassenhauers durch die Berliner Mauer "Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg 1982, der Ausrufung des Bündnis 90, Neues Forum, "Aufbruch Jetzt", "Demokratie Jetzt" bei uns gesamtdeutsch bis 1989 gelang, mit der Gründung der Linkspartei 2005 seine vorläufige Vollendung fand?

Hat nicht gegen den Willen aller Unterzeichner- Staaten der KSZE- Schlussakte, samt Warenkörben in Helsinki 1975, hüben & drüben, durch eine ungewollte Schwangerschaft ein neues Subjekt der Geschichte das Licht der Welt erblickt?

Nämlich die Generation der 67er, 68er deren Väter/Mütter die damalige Konferenzdiplomatie- Karawane war (s. US-, Präsident Gerald Ford/ Watergate Affäre/Amnestie von Richard Nixon/US- Präsident Jimmy Carter)?

War die Geburt des neuen Subjekts der Geschichte, die 67er, 68er als Generation der Baby Boomer mit medial präsenter, fordernder und fördernder Gestaltungmacht nicht, lokal & global, der wahre Treiber der inhaltlichen Umsetzung der Schlussakte von Helsinki 1975 und nicht die SPD?

Die SPD stand nicht im Wege, das war das nicht gering zu schätzende Verdienst der SPD.

Dafür und noch mehr Lob verdiente die SPD, wenn sie sich ihre damalige Konferenzdiplpmatie von Helsinki 1975 heute im Jahre 2009 "Trojanerfrei" auf die Fahnen schreibt.

Ist es nicht auffällig, dass immer wieder bis heute versucht wird, die 67er, 68er, lokal & global, als Subjekt der Geschichte, als Blaupause für neue Generationen mit historischer Gestaltungsmacht durch die Einmottung der Konferenzdiplomatie- Karawane, gemäß der KSZE 1975 in Helsinki, global und regional, zu marginalisieren?

Stattdessen droht der zivile Ton zu verstummen, droht der angeschlagene militärische Interventions- Ton die ganze Szene, lokaler und globaler, Diplomatie zu beherrschen, siehe Joschka Fischer, der sich, wie von Crusader- Misses Albright bestellt und abgeholt, selber als "Geisel" im Gefangenenchor von Nabucco" einfindet?

Ist jener ein Meinungs- Clown, ein Schelm, ein Filibuster zu nennen, der da lauthals herausposaunt, die SPD ziehe das Lob für ihre Unterlassungen, ihre BASTA durchregierten Missetaten vor, wie den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, im Kosovo- Krieg, die heimliche Beteiligung der rotgrünen Administration am Iraque- Krieg der Koalition der Willigen, die Agenda 2010/Hartz IV als amtlichen Grad der Armut per Gesetz, die steuerlich subventionierte Erweiterung der gesetzlichen Grundlagen für Leiharbeit, die Ausbreitung des Niedriglohnbereichs bis an die UNIs im akademischen Personal?

War das Gestern?, was ist Heute mit der Bereitschaft der SPD, für das Lob guter Taten empfänglich zu arbeiten?

Da hege ich die Hoffnung, dass US- Präsident Barack, Hussein Obama der Konferenzdiplomatie- Karawane von damals 1975, 2009 neuen Schwung auf neuen Rädern bringt.

JP

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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