Gottes Witz schuf auf Erden Witzableiter

Humorforschung Anders als Schopenhauer, Freud meint Harvey Mindess "Natürlich sind wir leichte Beute, ein gefundenes Fressen für alle, die sich über uns lustig machen wollen"

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Dem Komiker und Humoristen Robin Williams (1951- 2014) zum gar nicht stillen Gedenken gewidmet

Vom Blitz und Donner der Pointen Gottes, elektrisch hochgeladen, zutiefst getroffen, gerät da der Humor zum lebensrettenden Witzableiter?

Wenn Gott Witze macht, bedarf es da des Mutterwitzes und Humors, um lebensrettend flugs fluchend gerade noch so eben rechtzeitig einen Witzableiter zu installieren?

So wie es auf Erden, bei Blitz und Donnerschlag, eines Blitzableiters auf dem Dach bedarf. bedarf es da im Falle Gottes Witzen nicht ebenso eines Witzableiters im Pointensturm?

Humor, der "So als ob Tanz" aus fehlendem Grund voller unwägbar dunkler Abgründe auf morbide schwindendem Mutterboden, eher bekannt unter den geologischen Begriffen Moor, Torf, Sumpf, bei dem jeder gelungenen Pointe Flügel zum Überleben im Momentum wachsen, um hernach morbund um so tiefer in eigenen Gedanken unrettbar verschlungen trunken im Ersticken zu versinken?

Der Philosoph und Humorforscher Saul Steinberg:

"Der Versuch den Humor zu definieren, ist selbst eine Definition des Humors"
Jedenfalls des unfreiwilligen Humors.

Harvey Mindess, Psychologe und Humorforscher in Antioch (USA) auf dem zweiten Internationalen Humorkongress 1979:

"Natürlich sind wir leichte Beute, ein gefundenes Fressen für alle, die sich über uns lustig machen wollen",

um tapfer hinzufügen:

"Bei der Analyse eines Witzes wird man sicherlich nicht lachen, aber hernach hat man vielleicht ein subtileres Vergnügen am Humor"

Bei allem Scharfsinn dieser Witz- und Humorforscher droht doch Eines auf der Strecke zu bleiben, der Spaß an der Sache, die als obskures Objekt der Spassbegierde durchaus auch Personen sein können.

Ein in Tateinheit einschlägig "vorbelasteter" Humor- Autor, Arthur Koestler hat geständig eingeräumt, dass dem so sei, dass es den Humorforschern letzetendlich zu Lasten der Leser am Spass an der Sache gebricht und sich artig dafür entschuldigt, was er selber tat, nämlich für die schmerzhafte Vivesektion des Komischen, an der sich der Leser, unschuldig aufgefordert, eingehegt in Hirngespinsten erlebt, als Autor aktiv mitgewirkt zu haben.

Nicht jeder Humor- Forscher ist und war so köstlich mitfühlend wie Koestler.

Bis heute sind zwei Gruppen von Humor- Theorie Forschern unterwegs.

Das ist, einmal die Gruppe der Philosophen, als deren Ahnherr Arthur Schopenhauer gilt, der bei dem Forschungsgegenstand, gar nicht bescheiden, schon den echt philosophischen Ton anzuschlagen wusste, wenn er da philosophisch zum Besten gab:


"Nach so viel fruchtlosen Versuchen anderer Philosophen seit altersher, habe er nun die wahre Theorie des Lächerlichen entwickelt und damit das Problem definitiv gelöst." (Band 2 seiner Werke, Seite 100).

Potzblitz!, der Philosoph hatte schlitzohrig, frech wie Oskar, Hirnwitz, der ins Hier & Jetzt bis Heute wirkt.

Damit war schon einmal die ebenso "bescheiden" wie humorvolle Tonlage für diesen Forschungsgegenstand, den Witz, das Lächerliche, geboren und von guten Mächten, denen der Philosophie, von altersher eingehegt, geborgen.

An dieser philosophischen Tonlage eines Arthur Schopenhauers mussten vorhersehbar Anwürfe anderer Philosophen Kollegen in Harnisch scheitern, wie Theodor Lipps (1898), alle frühere Theorie des Lächerlichen sei Makulatur, Sophus Hochfeld (1920), der die Unhaltbarkeit aller bisherigen Theorie seiner Vorgänger ins rechte Licht zu rücken suchte, dem Werner Schweizer 1964 mit einem ganzen Buch über den Witz nachjagte und aller bisherigen Theorie über den Witz, das Lächerliche vorwarf, sie seien nichts außer hochtrabendes Geschwafel, spekulatives Geschwätz, dunkles Rätselraten.

Da braucht es zur Wahrnehmung des Ernstes und der Glaubwürdigkeit der Philosophen Zunft schon wahren Humor, um nicht an diesen Protagonisten zu verzweifeln.

Endlich veröffentlichte Albrecht Wellek 1970 eine Untersuchung über den Witz, in der er, wie er mit unverfrorenem Elan bekundet, Sigmund Freud ein wenig abgedroschen psychoanalytische Theorie über den Witz erst gar nicht erwähnen will.
Nicht bekennende, unerkannt humorlose Humoristen unter sich, die reinste Schlangengrube.

Soweit die erste Gruppe, die der Philosophen zur Theorie des Witzes in ihrer, trotz allem, eher, sanft anmutend, hügeligen Landschaft des Humor Erkundens und Erforschens.

Es geschah im Jahr 1905, die erste Revolution des russischen Proletariats war gescheitert, da erhob sich, mitten in der Humorforschungslandschaft, unangekündigt, wie ein alpin hervorgebrochener Vulkan, die zweite gruppenbildende Theorie zur Humorerforschung, der Humor Berg brüllte, hervor trat Sigmund Freud, zum Leidwesen seiner Vorgänger, mit seiner bahnbrechenden Abhandlung

"Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten"

Damit war unverrückbar ein Meilen- , wie ein Schlussstein, für die bis heute währenden Hegemonie der Psychologen, Analytiker in der Erforschung des Humors, des Witzes, des Komischen, des Lächerlichen gesetzt.

Sigmund Freud hatte von langer Hand für seine Abhandlung über den Witz das weite Feld bereitet, hatte er doch zuvor eingehend über Träume und Fehlleistungen, die im Unbewussten gründen, Arbeiten vorgelegt.

Der Witz an sich konnte so von ihm als dritter Bereich schlüssig für seine Theorie vom Unbewussten vereinnahmt werden. Sind doch der Witz, Träume, Fehlleistungen gleichermaßen vortrefflich aus dem Unbewussten zu deuten.

Wie so oft in großen Theorie- Werken, hinterlässt der Autor selber als Teufel im Detail einen kleinen Hinweis auf das relativ wirksame Verfallsdatum seiner Theorie. So auch Sigmund freud, wenn er am Ende seiner Abhandlung über den Witz und dessen Beziehung zum Unbewussten schreibt:
"Die Lust des Witzes schien uns aus erspartem Hemmungsaufwand hervorzugehen"

Spielt die Ersparnis bei Sigmund Freud, zumindest in dieser Abhandlung, nicht ohnehin die Hauptrolle, ist es nicht die Ersparnis an seelischer Energie und an Unterdrückung verbotener Triebe bei Androhung von Hieben?

Ist das wirklich vorstellbar "Lust aus Ersparnis?"

Lässt das nicht Vorstellungen von Orgasmen anklingen, als seien die eine Ausgeburt von Glücksgefühl ohne eigene Anstrengung?

Biografisch sei angemerkt, Sigmund Freuds erste Jahre als Analytiker in Wien waren Hungerjahre, Jahre der Ersparnis.

Offenbart Freuds Abhandlung über den Witz bei ihm selber das Unbewusste, über Ersparnis in Hungerjahren zu schreiben?, denn diese Abhandlung ist immerhin immer zu gespickt, um nicht zu schreiben durchklöchert von dem Wort "Ersparnis", wie der amerikanische Analytiker und Freud- Schüler Edmund Bergler zu berichten weiss.

Oder sollen wir Freuds Theorie vom Witz als Theorie vom Weglassen verstehen?, als Ersparnis verstehen, die wir uns eben bei günstiger Gelegenheit in diebischer Freude nicht leisten?

Wer da meint, er habe zuviel an Lebenszeit, warum sollte dieser sich nicht die Freiheit nehmen, diese, peu a peu, durch das Unterlassen vom Weglassen totzuschlagen?

Der Humorist Werner Fink (1902- 1978) forderte seine Zuschauer wiederholt auf

"Erzählen Sie Goitt ihre Plände, damit er was zum Lachen hat!"

Genau deshalb erzählen Humoristen neimals von ihren Plänen, denn sie wollen nicht Gott, sondern die Menschen mit dem Dazwischem im Alltag zum Lachen bringen.


JP

http://www.nzz.ch/feuilleton/kino/der-schauspieler-robin-williams-ist-tot-1.18361042
Oscarpreisträger und Comedystar ist tot
Die Filmwelt trauert um Robin Williams
12. August 2014, 09:57

http://pastor-storch.de/2006/01/28/luhmann-und-humor/
28. Januar 2006

luhmann und humor

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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