Gregor probt den "Joschka" und zuckt zurück

Pazifismus Debatte Anders als Joschka hat Gregor einen Plan B für den Fall in der Hinterhand, dass der Durchbruch zur Regierungsbeteiligung rotrotgrün im ersten Anlauf nicht klappt.

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Gregor Gysi probt den "Joschka Fischer Kathedersozialisten Aufstand 1998" und zuckt 2014 noch zurück

Anders als Joschka Fischer in den Jahren 1995- 1998, hat Gregor Gysi für die Jahre 2014- 2017 einen Plan B für den Fall in der Hinterhand, dass der Durchbruch zur mentalen Regierungsbeteilugung rotrotgrün im ersten Anlauf nicht klappt.

Der Mann ist aus anderem Holz geschnitzt als Joschka Fischer "Gibts nicht, gibt es nicht"", der parteipolitische Durchlauferhitzer "Ich habe einen Plan" wie Egon von der Olsenbande, nur mit weniger sinnigem Humor, zum Einfangen von Stimmungen, Meinungen, Quoten, Pfoten und Voten.

Zunächst hat sich Gregor Gysi im ARD- Sommer Interview am 12. August 2014 mit seinem flotten "Dreyers Ahoi Ball Paradox"- Statement Tanz, manchmal, wie jetzt im Fall der Kurden muss man sich auch einmal für Waffenlieferungen entscheiden, um einen Genozid der ISIS/IS an den Jesiden zu verhindern, das Verbot in Krisen- und Kriegsgebiete, Waffen zu liefern, verfüge ohnehin nicht über Gesetzesrang, sei nur eine Richtlinie der Regierungspolitik, die einmal so, das andere Mal so gehandhabt werden kann, in zweierlei Hinsicht vergallopiert, nämlich einerseits die Perpektive auf eine mental öffentlche Regierungsbeteiligung der Linkspartei verbaut, zum anderen weil er tagsdarauf taz... taz kaum glaubwürdig zurück gerudert ist,

Das ist alles in allem, trotz kollossalem Kollateralschaden, was seine persönliche Glaubwürdigkeit betrifft, gut so für die Debatte, die er nun angestossen hat und die eine Eigendynamik entfalten wird, an deren Ende die reale Regierungsbeteiligung der Linkspartei 2017 in einer rortrotgrünen Koalition 2017 stehen wird oder gar nie.

Gregor Gysi wäre nicht Gregor Gysi, wenn er nicht an einem eleganten Ausweg Plan B tüfteln würde, der ihn wieder in das reine congenial helle Licht, Glanz & Gloria mit allseitigem "Hallöchen" stellt, in dem er sich öffentlich gerne tummelt.

Einmal hat Gegor Gysi sich in der Sache der Friedensbewegung

"Schwerter zu Pflugscharen",

zum Anderen im Standpunkt" Niemals Regierungsbeteiligung der Linkspartei, wenn die ohne ein "Ja" zur Interventionspolitik "out of area" der NATO nicht geht" keinen Klotz ans Bein gebunden, sondern zurück zu seinem Inneren Kompass gefunden.

Selbstverständlich will Gysi in der Linkspartei weiter als Pazifist gelten, es gibt halt gefühlt anschwellend flutende Gefahrenlagen, da kommt er nur nicht dazu,

"Man wird sich ja wohl noch einmal menschlich irren dürfen, um sein Geständnis des Irrtums dann, peu a peu, verhacktstückt zu widerufen?"

mag Gregor Gysi für sich in Anspruch nehmen. "Geht doch!"

Hauptamtlche STASI- Mitarbeiter sind da im Fall Gregor Gysi zu Zeiten der DDR häufiger in Zustände äußerster Verstörung, gepaart mit tiefgreifender Verzweiflung, geraten, wenn Gysi ihnen per Plan B einmal wieder, wie ein Stück glitschige Seife, aus festen Argumentationsketten des ZK der SED, des Politbüros entschlüpft, treppab in den Keller zur Klofrau oder Gerätemann gestürzt, sich stumm, tränenlos vor Wut "Cats and Dogs" geregnet, ausgeheult haben..

Michael Jäger schreibt in seinem Freitag Artikel, der die von Gregor Gysi angestossene Debatte nährt und mich zu dem Vergleich von Gregor Gysi 2014 mit Joschka Fischer 1998 verführt:

https://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/gegen-den-ewigen-kreislauf

MICHAEL JÄGER 22.08.2014 | 06:00 384

Pazifismus kann tödlich sein

Plädoyer: "Wer sich kategorisch aus Kriegen heraushält, macht sich auch schuldig"

"Joschka Fischer, der die Frage aufwarf, war Pazifist. Noch 1992 hatte er sich gegen jegliche Militärintervention in Bosnien gewandt. Nach dem Massaker von Srebrenica sagt er jedoch, der „Faschismus“ der bosnischen Serben ändere alles. Die Mehrheit der Grünen bleibt freilich noch dabei, Interventionen ausnahmslos abzulehnen. Zu ihr gehört Ludger Vollmer, ein Anführer des linken Flügels. Er war bis 1994 Parteichef gewesen. Auf einem Sonderparteitag im Oktober 1993 hatte immerhin auch er von der „neuen Barbarei“ der bosnischen Serben gesprochen. Ende 1995 will er sich Fischers Vorstoß trotzdem nicht anschließen. "

Meine Anwort:

Lieber Michael,

Joschka Fischer hat im Bürgerschaftwahlkampf Hamburg 1997 salopp zum Besten gegeben

"Übrigens, damit ihr es wisst, ich war nie Pazifist".

Worauf ich ihm Richtung seines Katheders, an dem er sich, durch und durch bis zum T- Shirt schwarz gewandet, unerbitterlich straight fest klammerte, entgegengeschleudert:

"Das hier jetzt sündenstolz zu verkünden, dass Du nie ain Pazifist warst, wo doch jeder hier weiss, wie militant Du als Streetfighter in der Hausbesetzerszene in Frankfurt/Main Westend unterwegs warst, Die Grünen Dich trotzdem als Teil der Friedensbewegung auf ihren Schild gehoben haben, finde ich link".

Gerade hatte Joschka Fischer seine Mitte, nämlich sein bisheriges Leben, Vater von mehreren Kindern, mit seiner damaligen Freundin in Bonn- Bad Godesberg verloren. Eigentlich hatte er einigen Grund, nun wenigstens seinen Rand zu halten,

Da wollte er als asketisch kathoischer "Marathonlauf Messdiener Hungerhaken"

"Mein langer Lauf zu mir",

so hieß ein Buch von ihm, den politisch Großen Zampano darstellen, der sich von Linken bei DEN GRÜNEN absondert, aber von diesen für höchste Ämter mandatiert sein wollte, völlig durch den Wind, merkwürdig verstörende Wortgetüme in Kameras und MIkrophone mit flackerndem Blick, transperierend, wuchtete, wie

"Ich habe gelernt:
"Niemals wieder Krieg. Niemals wieder Auschwitz!"

Er hätte auch sagen können, ich habe fertig. Das wäre ehrlicher gewesen.

Aber worüber reden wir, ich denke über den politischen Pazifismus, der nicht Gewaltfreihheit an sich das Wort redet, sondern der UNO, unter Verzicht aller Staaten der Welt auf stehende Heere, auf Hochrüstung, deregulierte Grauzonen des Waffenhandels, ein Gewaltmonopol erkämpfen will. das robuste Mandate in Ruanda, Bosnien, Syrien ermöglicht hätte.

Auf was lässt sich jetzt Gregor Gysi mit der Bundesregierung ein?, wenn er mit dieser dem Waffenhandel an Kurden im Norden des Iraks die Bresche schlägt?

Wissen die denn alle nichts über Querelen zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) von Regionalpräsident Masud Barzani und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) des ehemaligen irakischen Staatspräsidenten Jalal Talabani.

Zwanzig Jahre nach Ausbruch des Kriegs zwischen den beiden Parteien existiert die seit Jahren angekündigte Vereinigung ihrer Kämpfer nur auf blassem Papier.

Es gibt weiterhin die Peschmerga-Verbände der KDP und der PUK, beide Parteien unterhalten ihre jeweils eigenen Spezialeinheiten und Anti-Terror-Abteilungen.

Die Regionalregierung in Erbil hat mit dem Minister für Peschmerga-Angelegenheiten durchaus so etwas wie einen Verteidigungsminister, Befehle kann der aber nicht erteilen. Bei Polizei, dem Geheimdienst verhält es sich ebenso.

Die Spaltung lässt sich selbst anhand verschiedener Fronten gegen den IS beobachten. Die jeweiligen Peschmerga-Verbände kämpfen dort, wo ihre Parteien mächtig sind.

Am Kampf um den Mosul-Staudamm waren, ausser irakischen Elitetruppen, ausschliesslich die Kämpfer der KDP beteiligt. In den Gebieten südlich und südöstlich von Kirkuk sind es die der PUK- Verbände, die dort erst vor Wochen Öl- Raffinerien, Ölquellen erobert haben und nun mit einem Mal, anders als zuvor, auch für deutschen Waffenhandel interessant geworden sind?

Und siehe da! Ausgerechnet die Waffenlieferungen sorgen jetzt für Ärger. In PUK-Kreisen wirft man der KDP vor, sie verteile die Waffen ausschliesslich an ihre Kämpfer, während die PUK-Peschmerga das Nachsehen hätten.

Absehbar fühlen sich dazu die Kurden in der Türkei brüskiert, deren Organisation PKK in Deutschland als terroristische Vereingung verboten ist.

Als Grund nennt Bundeswverteidigungsministerin von der Leyen für die nun plötzlich unabdinglichen Waffeneiferungen an die Kurden humanitäre Gründe bei Gefahr eines Genozids der ISIS/IS an den Jesiden, auch wenn diese inzwischen längst außer Gefahr geborgen sind..

Ist der Grund nicht ein ganz anderer?, nämlich die Tatsache, dass die Kurden im Irak Ölquellen um Kirkuk eingenommen, über diese verfügen, die sie, angesichts ihrer Kriegslage, in die Lage versetzen, sich auf asymmetrische Kompensationgeschäfte einzulassen, "Öl gegen Waffen", aufzurüsten?

Was darüberhinaus den Ölpreis zu Gunsten der deutschen u. a. Wirtschaft weltweit nach unten prügelt?, wenn ja, wer leidet zuerst darunter? Russland wird als größter Öl- und Gasproduzent in der Welt besonders unter dem Öl- und Gaspreisverfall leiden.

Michael Jäger:
"Plädoyer Wer sich kategorisch aus Kriegen heraushält, macht sich auch schuldig"

Ist das nicht ein Totschlagargument gegen den politischen Pazifismus, der für die UNO ein Gewaltmonopol fordert?

Michael Jäger:
"Das sind ja die Fälle, wo ein Heiner Geißler auftritt – als Generalsekretär der CDU, der er 1983 war – und einen Satz sagt wie: „Der Pazifismus hat Auschwitz erst möglich gemacht.“ Nachdem Auschwitz geschehen ist, kommt man um die Frage, ob es einen Grad von Unmenschlichkeit gibt, der die militärische Intervention fordert, nicht mehr herum. Auschwitz selbst war einzigartig. Es kann auch auf Völkermord nicht reduziert werden. Denn die Juden sind nicht irgendein Volk. "

Lieber Michael,
diesen Satz empfinde ich in einiger Hinsicht verstörend, gibt es nicht auch den "Positiven" Antisemistismus, der die Juden als besonderes Volk gen Himmel lobt?

Heiner Geißer hat 1983 geirrt, wie sich vor ihm und nach ihm, viele geirrt haben. irren werden, nicht der Pazifismus hat Auschwitz möglich gemacht, das war der weltweit unabdinglich organisierte Wille zum Krieg auf der "Giftroute" von Rüstungshochkonjunkturen unter dem Label"New Deal", samt "Credit Spending", dessen erste Opfer im Vorfeld des Krieges Pazifisten aller politischen und religiösen Farben waren.

Diese wahlkampfpolitisch taktisch aufgeladen steile Heiner Geissler These 1983, weswegen Willy Brandt den CDU Generalsekretär und Wahlkampfmanager Heiner Geissler Helmut Kohl, Franz- Joseph Strauss (FJS) , Jutta Ditfurth, Hans- Dietrich Genscher gegenüber in der Eefantenrunde am Bundestagswahlabend einen

"Hetzer"

schalt, der die blockübergreifende Friedensbewegung

"Schwerter zu Pflugscharen"

gegen den Nato- Doppelbeschluss denunzieren will, erinnert mich an das Heinrich von Kleist Drama "Der zebrochene Krug" ,

Da hätte Richter Adam auch am liebsten zu seiner Entlastung Richtung Freispruch gesagt, der Krug war Schuld, dass er zerbrach.

Gleichermaßen ward den Pazifisten zynisch die Schuld am Krieg, an Auschwitz zugeschustert, nachdem der Frieden gebrochen, Pazifisten die ersten Opfer waren,

Insofern kann "Pazifismus tödlich sein", nämlich in letzter Konsequenz als Form des zivilen Widerstandes für einen selber, aber wohl anders als Du hier nahelegst?

Auch der Pazifismus kämpft, Völkermorde zu verhindern, aber nicht durch weitere Militarisierung,der Aussenpolitik aus einem Guss von Wirtschaft, Verteidigung, Entwicklungs- und Ressourcenpolitik, Lieferung von Waffen, sondern durch Öffnen von Grenzen, sichere Korridore für Flüchtlinge, Bereitstellung für die Versorgung, den menschlichen Alltag von Flüchtlingen in Zwischenlagern auf dem Weg in Geborgenheit und Sicherheit in Ländern Europas, in arabischen Ländern, Russland, den USA, Australien, Kanada, Japan, China.

Ich meine, neben dem religiösen, z. B, bei den Zeugen Jehovas, gibt es weltweit den politischen Pazifismus, der nicht selten von Frauen, Müttern angeführt wird, z. B. 2013 sind es Frauen, die in Liberia durch Sitzblockaden Friedensverhandlungen zwischen kriegführenden Parteien erzwingen.

Pazifismus einer entwickelten Welt- Zivilgesellschaft wäre, im Fall von kriegerischen Ereignissen z. B. in der Ukraine Nahost, zeitnah alarmiert, Flugverbotszonen zu erzwingen, dann wäre es nicht zum Abschuss durch "Unbekannt" des Flugs MH17 über der Ostukraine gekommen, binnen einer Woche würden Israel/Palästina Friedensverhandlungen zustimmen.

Der eigentlich himmelschreiend stumme Skandal ist doch, dass 60 Millionen Menschen gegenwärtig weltweit auf der Flucht sind, die Völkergemeinschaft sich diesem Schicksal von Flüchltingen verschließt, von Waffenlieferung in Kriegsgebiete als der Weisheit letzter Schluss kommuniziert, anstatt Grenzen, Ressourcen zu öffnen, bereitszustellen, Flüchtlinge unbürokratisch zur vorübergehenden Heimat einzuladen.

Im Übrigen, wer spricht denn von Völkermord?, wenn ja an welchem Volk?, den Jesiden? waren die wirklich in einer solchen Gefahr? Sind sie nicht längst geborgen, wenn auch bisher nur in einem erbärmlichen Flüchltlingslager, weil Deutschland, die EU, USA, Japan, Russland, China keine Luftbrücke eingerichtet haben, sie in ihre Länder zu holen?

Das klingt schon alles wieder so schrill ungeprüft, wie aus dem Munde des Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharpings zu Zeiten des Kosovokrieges 1999, der dann nebenbei auch noch eine Homestory mit seiner Gräfin auf Mallorca bebildern ließ., während die Bundeswehr Luftwaffe "AWACS Einsätze" über Serbien flog.

ich hoffe sehr, die Hölle bleibt leer, um mit Papst Johannnes Paul II zu sprechen, Gregor Gysi und die Linkspartei finden, anders als Joschka Fischer und DIE GRÜNEN 1998, im Jahr 2017 einen anderen Weg im aufrechten Gang zur Regierungsbeteiligung in einer rotrotgrünen Bundesregierung.
JP

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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