Heimatglühen mit Sankt Martin

Martin Schulz redet mit seiner sakrosankten Stimme "Einer kam durch" über Heimat als das "Gemeinsame", wenn ja, für wen, für wen nicht?, aber will die SPD noch Heimat sein?

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SPD redet von Heimat, früher in ihren Anfängen, Tendenzen war sie es.

Martin Schulz singt mit sakrosankter Stimme nach durchlittener Saarlandwahl sein neustes Lied in Moll "Einer geht noch", "Einer kam durch" - besetzt mit Hardy Krüger - lokal entflammt über Heimat bis zum Glühen als das "Gemeinsame", wenn ja, für wen, für wen nicht? Aber will die SPD noch Heimat sein?

Und wenn Sankt Martin erst einmal europaweit in Schwung geraten, einen ziemlich prominent linken Franzosen jetzt vor den Wahlen in Frankreich unterhakt, wird er sogleich vom SPD Rechten, dem 88-jährigen Klaus von Dohnany, in der Sendung von Sandra Maischberger am Mittwoch mit dem Ruf "Das sei unsinnig" zurückgepfiffen in Zucht und zur Ordnung mit dem Tenor dohnanyiert "Noch sind wir Freunde, aber das muss nicht so bleiben"

Jakob Augstein greift in seiner aktuellen Kolumne "Wahlprogramm von Martin Schulz "Unsere Heimat" das nicht unwichtige Thema Heimat, en passant, kundig auf, weil das den Rechten nicht allein überlassen bleiben soll? Etwas mehr politisierendes Futter wünschte ich mir dabei von ihm schon. Er kann das doch, warum nicht hier?

Martin Schulz bricht sein neuerdings glühendes Thema "Heimat" im Kontext notwendiger Politisierung gesellschaftlicher Verhältnisse, mit Blick auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf am 24. September 2017, in Kenntnis beachtlicher Problemgedränge, Konfliktgemenge militärischer Beteiligung Deutschlands im Afghanistn Krieg am Hindukusch seit 2002 nach Nine Eleven2001, am Syrienkrieg seit 2015, mit dem größten Auslandseinsatz der Bundeswehr in Mali seit 2013 an Frankreichs Seite, wirtschaftlicher Unwuchten innerhalb der EU, nicht zuletzt dank eines überbordenden Handeslbilanzüberschusses Deutschlands in Höhe von 260 Milliarden €/anno, sozialer Gefahrenlagen, auf einen entpolitisierenden Leisten herunter, der spätestens seit der Einführung der Agenda2010/Hartz IV Gesetze 2003, unter Bruch der Maastrichter EU-Verträge, Tradition des SPD-Spitzenpersonals ist

Kann eine Partei, sonders die SPD gesellschafts- und bildungspolitisch landauf. landab, treppauf, treppab als Heimat unterwegs sein? Ja!

Die SPD galt einst jenen Landarbeitern als Heimat, die entschädigungslos vom Lande vertrieben um ihr angestammtes Wohnrecht, Verpflegung, Deputate gebracht in Städten zu Fabrikarbeitern wurden. Warum will die SPD da heute, statt hier einmal scharf, das andere Mal im Martin Schulz Stil in aller Unschärfe Unterscheidungen vorzunehmen, nicht jenen ebenfalls als Angebot für Heimat gelten, die aus Krisen- und Kriegszonen als Geflüchtete zu uns kommen.und jenen gesellschaftspolitisch wieder sein, die lange hier im Gefühl gesellschaftspolitischer Heimatlosigkeit leben?

Das SPD Dilemma ist n. m. E., ich schrieb es oben bereits, einst galt die SPD vertriebenen Landarbeitern als Heimat als landesweit kommunal aufgestellte Anlaufstelle für Debatten, Bildung, Kultur, Spiel und Sport, heute will die SPD über Heimat reden, wie es der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf seinen unnachahmlich herzlich umarmende Art und Weise tut, aber will die SPD überhaupt noch Heimat sein? Nein.

Da habe ich mehr als ein großes Fragezeichen, denn staatlich alimentierte Parlamentsparteien wie in Deutschland mit ihren in- und ausländischen Dependancen parteinaher Stiftungen wildern lieber in fremden Lagern und Gehegen Wählerstimmen herbei oder demobilisieren asymmetrisch Anhängerschaften politischer Gegner, wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel seit 2009 praktiziert, statt das Heimatgefühl der eigenen Mitglieder und Anhängerschaft zu hegen und zu pflegen und durch "Öffnungsklauseln" des Internationalismus zu kultivieren.
JP

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/martin-schulz-was-er-zum-wahlprogramm-machen-koennte-kolumne-a-1141105.html#js-article-comments-box-pager
Wahlprogramm von Martin Schulz
Unsere Heimat
Eine Kolumne von Jakob Augstein
Donnerstag, 30.03.2017 16:05 Uhr

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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