Joachim Gauck "klaut" Jean Ziegler die Salzburg Festspiel- Rede

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Wird Jean Ziegler von Joachim Gauck rede- und naseweise ausgebremst?

Wie konnte das geschehen, wie kann das überhaupt passieren?, ein Mann klaut dem anderen Mann den Ort seiner Öffentlichen Festspiel Rede?

Und doch ist es geschehen.

"Nach der Kontroverse um den wieder ausgeladenen Jean Ziegler ist ein Ersatz gefunden: Joachim Gauck wird die Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele halten", schreibt Die Presse aus Salzburg

diepresse.com/home/kultur/news/666718/Joachim-Gauck-wird-Festspielredner-in-Salzburg

Joachim Gauck wird Festspielredner in Salzburg

31.05.2011 | 13:14 | (DiePresse.com)

"Der DDR-Bürgerrechtler und spätere Leiter der Stasiakten-Behörde, Joachim Gauck, wird im Sommer die Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele halten. Ursprünglich wäre dem Schweizer Jean Ziegler diese Ehre zugekommen, doch machten die Verantwortlichen einen Rückzieher."

www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/05/31/Kultur/Gauck-anstelle-von-Jean-Ziegler-in-Salzburg

Gauck anstelle von Jean Ziegler in Salzburg
Dienstag, 31. Mai 2011, 19:27 Uhr
Der DDR-Bürgerrechtler und spätere Leiter der Stasiakten-Behörde, Joachim Gauck, wird im Sommer die Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele halten. Ursprünglich wäre dem Schweizer Jean Ziegler diese Ehre zugekommen, doch machten die Verantwortlichen einen Rückzieher.

Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller nannte Gauck «eine spannende Persönlichkeit». Er habe sich «in seinem gesamten Wirken für die Freiheit und Einheit der Menschen, für politische Aufklärung und für Versöhnung eingesetzt».
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Joachim Gauck wird jetzt anstelle von Jean Ziegler in Salzburg auftreten. reuters

Joachim Gauck ist, scheint es, sich für jeden Ausputzer Job nicht zu fein, er will und soll es sein.

Gab es das nicht schon öfter, u. a. als beliebiger Bundespräsidenten Kandidat 2010 für die SPD, Bündnis 90/Die Grünen, gar CDU/CSU?

Ursprünglich sollte der Schweizer Globalisierungskritiker und UNO-Berater in Welternährungsfragen Professor Jean Ziegler die Salzburger festspiel Rede Rede halten.

Die Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller machte jedoch, zunächst als ehemalige Studentin Professor Jean Zieglers von ihrer Idee begeistert, diesen, angesichts des Aufbruchs in Arabien, Afrika, von Amtswegen in diesem Jahre als Gastredner der Salzburger Festspiele einzuladen, unvermittelt einen Rückzieher, da sie nach eigenen Bekunden befürchtete, nicht Zieglers Rede, sondern seine angebliche Nähe zum libyschen Staatschef Muammar Al-Gaddafi könnte ins Zentrum der Aufmerksamkeit gelangen.

Dabei sind die Kontakte Jean Zieglers zu Despoten in der Welt, darunter Muammar Al-Gaddafi, im Rahmen seiner Tätigkeit als ehemaliger UNO- Bevollmächtigter in Welternährungsfragen ein alter Hut.

Jean Ziegler ist nun bekanntermaßen kein Mensch, der sich einfach einmal so, ohne seinen Fussabdruck zu hinterlassen, erst einladen, dann ausladen läßt.

Jetzt ist der Eklat für die Salzburger Festspiele 2011 nicht nur da, sondern höllisch versalzen am schmoren.

Jean Ziegler griff zur Feder und schrieb einen offenen Brief als Gegenrede:

www.salzburg.com/online/nachrichten/kultur/Gegenrede-Der-offene-Brief-von-Jean-Ziegler.html

Gegenrede: Der offene Brief von Jean Ziegler
30. Juni 2011 | 17:11 | Salzburg | |

Nachdem Jean Ziegler als Festredner der Salzburger Festspiele ausgeladen wurde, begründete er am Donnerstag seine Entscheidung, am Eröffnungstag der Festspiele doch keine Gegenrede in Salzburg halten zu wollen, in einem offenen Brief.

Folgend das Schreiben, unter anderem gerichtet an Walter Spielmann (Leiter der Robert-Jungk-Stiftung), im vollen Wortlaut:

Lieber Herr Dr. Spielmann, liebe Freundinnen und Freunde der Plattform der Zivilgesellschaft,

Ihre Plattform, bestehend aus Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie Sozial- und Friedensbewegungen, lädt mich ein, am 27. Juli 2011, dem Tag der Eröffnung der Salzburger Festspiele, in Salzburg eine Rede zu halten.

Landeshauptfrau Frau Gabi Burgstaller hatte mich zuvor mit Brief vom 21. Februar 2011 als offiziellen Festredner zur Eröffnung der Salzburger Festspiele eingeladen. Das Thema: „Kunst und der Aufstand des Gewissens“. Mit Brief vom 24. März lud mich die Landeshauptfrau wieder aus. Inzwischen hatten – höchster Wahrscheinlichkeit nach – zwei Schweizer Grossbanken und ein Nahrungsmittelkonzern, Sponsoren der Festspiele, bei der Landeshauptfrau interveniert.

Dass internationale Privatkonzerne bestimmen können, wer in Salzburg reden darf und wer nicht, ist natürlich störend und sicher auch gefährlich für die Demokratie.

Die Plattform der Zivilgesellschaft versucht mit ihrer ehrenvollen Einladung das Veto der Konzerne zu korrigieren. Ihre Einladung bedeutet für mich eine grosse Ehre und ich danke Ihnen dafür.

Ich komme gerade von einer mehrwöchigen UNO-Mission in Nordafrika zurück, die mich tief bewegt hat. Im Maghreb und im Majrekh stehen ganze Völker auf. Mit oft leeren Händen kämpfen sie todesmutig gegen Tyrannei, Korruption und über Generationen erlittene Erniedrigung. In Ras el-Jdir und Zaouïa (Westlibyen), in den Berber-Gebirgen von Djebel Gharbi, sterben Männer und Frauen für unsere und ihre ureigensten Träume: für Demokratie und Freiheit.

Die zerrissenen, blutüberströmten Körper junger Menschen, die auf Tragbahren bei Dhiba über die südtunesische Grenze in die Hilfslazarette von Gabès kommen, wollen mir nicht aus dem Sinn. Von Syrien bis Bahrein und Jemen hoffen die aufständischen, todesmutigen Menschen bisher umsonst auf die konkrete Hilfe der internationalen Gemeinschaft, denn die UNO ist gespalten.

Ich werde in den nächsten Wochen häufig in New York sein und weiss nicht, wo ich am kommenden 27. Juli sein werde. Deshalb kann ich Ihre freundschaftliche Einladung leider nicht wahrnehmen.

Jean-Paul Sartre schreibt: „Wer die Menschen lieben will, muss sehr stark hassen, was sie unterdrückt“. Vergangenes Jahr haben die 500 weltgrössten Privatkonzerne 52,8 % des Welt-Brutto-Sozialproduktes kontrolliert. Derweil steigen in der südlichen Hemisphäre, wo 4,8 der 6,7 Milliarden Menschen der Erde leben, die Leichenberge. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren - auf einem Planeten, der problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren könnte.

Ich bewundere Ihren geduldigen, mutigen Kampf gegen die kannibalische Weltordnung. Die Aufklärung ist ein langer, mühsamer Prozess. Unsere Gegner erscheinen zur Zeit übermächtig. Aber Che Guevara sagt: „Auch die stärksten Mauern fallen durch Risse“.

Sobald es mir meine Zeit erlaubt, werde ich gerne nach Salzburg kommen.

Mit Dank, Solidarität und herzlicher, respektvoller Freundschaft, verbleibe ich Ihr

Jean Ziegler

© SN/SW

siehe:

www.zeit.de/2011/15/Salzburger-Festspiele-Ziegler

Jean Ziegler ausgeladen Lieber doch nicht

Die Salzburger Festspiele laden ihren Eröffnungsredner wieder aus.

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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