Johann Georg Elser * 1903 - †1945

Hitler Attentäter Georg Elser, * 4. Januar 1903 in Hermaringen/Württemberg, 8. November 1939 nach seinem Attentat auf Hitler verhaftet, am † 9. April 1945 im KZ Dachau erschossen.

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Johann Georg Elser, geboren * 4. Januar 1903 in Hermaringen/Württemberg, am 8. November 1939 nach seinem Attentat auf den Führer Adolf Hitler im Münchner Hofbraükeller an der Schweizer Grenze aus anderem Grunde eher zufällig verhaftet, ohne Gerichtsurteil am † 9. April 1945 im KZ Dachau erschossen.

Im November 1938 stand der Schreiner Johann Georg Elser im Münchner Bürgerbräuhauskeller, nachdem der Tschecheslowakei durch das Münchner Abkommen vom 30. September 1938, unter Zustimmung Englands, Frankreichs, Italiens, das Sudetenland abgenommen, dem Deutschen Reich zugeschrieben wurde, Polen nord - östliche Teile der Tschecheslowakei ebenfalls annektiert hatte.

Genau an diesem Ort, dem Ort jährlichen Heldengedenkes am 8. November eines jeden Jahres seit dem gescheiterten Putsch Adolf Hitlers, des Genralquartiermeisters a. D. kaiserlicher Heere Erich Ludendorffs u. a. Kämpfer der NS- Bewegung mit ihrem martialisch vergeblichen Marsch auf die Feldherrnhalle 1923 in München gegen die Weimarer Republik, sollte es im darauf folgenden Jahr 1939 genau am 8. November geschehen, das Attentat Johann Georg Elsers auf den Führer Adolf Hitler.

Die NSDAP wird an diesem Tag, wie an jedem 8. November eines Jahres ihrer im Kampf gefallenen, errmordeten, versehrten Parteigänger als Höhepunkt mit dem Ritual einer Rede des Führers Adolf Hitler gedenken, war sich Elser sicher, das Dritte Reich werde immer mehr Beute von Nachbarstaaten im Osten, Westen, Norden, Süden verlangen, die Besetzung des Sudetenlandes durch Truppen der Deutschen Wehrmacht war nur der Anfang.

- Am 28 Oktober 1938 war die sogenannte Juden- Aktion im gesamten Deutschen Reich erfolgt, 50 000 Polen mit jüdischer Prägung im Glauben und Alltag, seit Jahren im Reich ansässig, integriert, wurden mit Kind und Kegel von einer Stunde auf die andere erst auf LKWs, dann in Waggons des Deutschen Reichsbahn (DR) verladen, ins Niemandsland zwischen Polen und dem Deutschen Reich ohne Versorgung mit Unterkunft und Verpflegung deportiert.

Aktueller Anlass war ein völkerrechtswidriger Ausbürgerungs- Verwaltungsakt der faschistoid polnischen Miltärjunta in Warschau, dass mit Wirkung vom 30. Oktober 1938 alle Pässe polnischer Bürger mit jüdischer Prägung, die sich im Ausland befinden, verfallen und eine Heimkehr für diese polnischen Bürger nach Polen unmöglich wird. -

Nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938 , der Polenausweisung am 28. Oktober 1938 im Dritten Reich, war Johann Georg Elser unumkehrbar überzeugt, dass Hitler einen neuen Krieg im Einvernehmen mit der Deutschen Wehrmacht und Elite im Sinn hatte und nur noch Hitlers Beseitigung durch ein Attentat die letzte Chance bot, großes Unheil von Deutschland und der Welt abzuwenden.

Da gab es für Elser kein Vertun mehr, eine selbstkonstruierte Bombe musste her, der Führer Adolf Hitler musste genau an diesem Ort, genau am 8. November 1939 durch sein Attentat unabdinglich vom Leben in den Tod befördert werden

War das Attentat auf Adolf Hitler, das Johann Georg Elser am 8. November 1939 sozusagen aus seinem Bauchgefühl heraus verübte, moralisch und vor allem vor der Geschichte zu rechtfertigen?

Der Chemnitzer Historiker Lothar Fritze hat dies vor sechszehn Jahren grundlegend verneint (FR-Dokumentation vom 8. November 1999).

Unter Interessierten und Wissenschaftlern ist seitdem eine an- und abschwellende Debatte entbrannt.

Eine Gegenrede auf diese These des Historikers Fritze erfolgte im selben Jahr auf dem Fusse durch die Historiker Peter Steinbach und Johannes Tuchel von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. Ihr Fazit, die Einlassungen Fritzes sind als Versuch einer historischen Revision zu werten.

Text im Wortlaut.

- Am 8. November 1939 versuchte der württembergische Schreiner Georg Elser Hitler durch ein Attentat im Münchener Bürgerbräukeller zu töten und so die Aus-weitung des am 1. September 1939 von Deutschland begonnenen Krieges zu verhindern. Seit Herbst 1938 hatte Elser diese Tat gegen den Diktator geplant. Er hatte beharrlich alle Bedingungen geprüft, Voraussetzungen für einen erfolgreichen Anschlag geschaffen, sich Sprengstoff besorgt, einen Zündmechanismus konstruiert, sich Zugang zum Veranstaltungsraum verschafft und dort in monatelanger Arbeit einen Sprengkörper mit Zeitzünder installiert. Er war dem Ziel, Hitler auszuschalten, denkbar nahe gekommen, so nahe, wie erst Jahre später der Kreis um Stauffenberg.

Hitler verließ am 8. November 1939 allerdings wenige Minuten vor der Explosion den Versammlungssaal. Die Bombe explodierte wie geplant und verwüstete den Saal. Elser war bereits eine Stunde zuvor in Konstanz kurz vor dem Grenzübergang in die Schweiz festgehalten und wegen seines verdächtigen Tascheninhalts der Polizei übergeben worden. Nach langen Verhören und Folterungen gestand er Tage später die Tat und seine Absicht, damit den Weg zu einem europäischen Frieden ebnen zu wollen. Er wurde mehr als vier Jahre im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau in völliger Isolation gefangen gehalten. Am 9. April 1945 wurde er erschossen." - Wortlaut Ende. -

Bei seiner Verhaftung in Konstanz am Abend des 8. November 1939 hatte Georg Elser unter dem Kragen seiner Jacke ein Abzeichen des kommunistischen Roten Frontkämpferbundes angesteckt.

Elsers aktiver Widerstand gegen das NS- Regime galt den Einen nach 1945 als ungeheuerliche Anmaßung einer einzelenen Person,

- Da könnte ja Herr Jedermann als durchgeknallter Otto- Normalverbraucher daherkommen, den Führer Adolf Hitler im Gewande besten Gewissens zu ermorden -

den Anderen galt Elser einmal mehr als dunkles indiz, ein Menetekel an der Wand, dass der gesamte Widerstand gegen das NS- Regime von Anfang an, weil es die Vorsehung so wollte, zum Scheitern verurteilt war.

Johann Georg Elser war nicht nur eine Herausforderung, er ist und bleibt jenen eine Anfechtung, die sich wider besseres Wissen in höchsten Ämtern des NS- Regimes zu einem Widerstand gegen dieses Regime mit seinen von Amtswegen organisierten Verbrechen nicht wirklich durchringen mochten


Elser lebte ein gesellschaftspolitisches Bewusstein, das sich in der Stunde der Not, die nach Tyrannenmord zu verlangen schien, wenn sonst nichts mehr half, einem solchen weltgeschichtlichen Attentat nicht verschließen mochte.

Offenbarte Elser als "Geheimagent" im eigenen Auftrag damit nicht, dass, wo ein Wille zur Tat, auch frühzeitig ein Königsweg ist, dem alltäglichen Terror des NS- Regimes nach innen und außen entgegen zu treten?

Was war es, dass Geheimdienste des Auslandes, des Deutschen Reiches,

- selbst die Parteien des Reichstages, der Kirchen, des Vatikans verfügten vor und nach 1933 über eigene Geheimdienste - ,

davon abhielt, auch nur Attentatsversuche auf Adolf Hitler zu planen, geschweige denn durchzuführen?

War es die Einschätzung dieser Dienste, dass das NS- Regime mit seinem Führerprinzip einer vielköpfigen Hydra glich, wenn der ein Kopf abgeschlagen würde, zwei neue nachwachsen?

Dass es sich beim NS- Regime mehr um ein grenzübergreifend global verankertes Netzwerk geopolitischen Denkens und Handelns von Politkern ganz unterschiedlich politischer Farben handelte?, wenn ja, der Personenkult um den Führer Adolf Hitler als Geleitzug nur ein vorgeschobener war, weil die wirkliche Befehls- und Kommandogewalt in Zeiten horrender Staatsverschuldung all überall in der Welt zu Gunsten nationaler Aufrüstung konzeptionell geostrategisch in den Händen der Militärs lag?


Hüben und Drüben im geteilten Deutschland galt es mehrheitlich lange als Unding, dass ein organisierter oder nicht organisierter Arbeiter, Handwerker ohne Rücksicht auf sich, seine Zunft, die Partei, seine Angehörigen bis ins Detail ein Jahr lang still und stumm ein Attentat auf den Führer Adolf Hitler plant, dessen Umsetzung wagt und durchführt, während sich selbst die Untergrund- KPD im Dritten Reich dem unseligen Geist des Hitler- Stalin Paktes vom 23. August 1939 uneingeschränkt unterwarf und schwer tat, die Parteilinie mit der KPdSU in Moskau und der Sozialistischen Internationale auch nur ansatzweise zu relativieren.

Waren durch den Hitler- Stlain Pakt nicht beträchtliche Teile der Anghängerschaft reichsdeutscher Untergund- KPD im Gefühl politisch- historischer Auswilderung zu freischwebenden Radikalen geworden, wie der Schreiner und bekennend kommunisitische Rotfrontkämpfer Johann Georg Elser, von der Parteilinie verladen und verkauft, im Namen des wahren kommunistischen Weltgeist auf sich zurückgeworfen, zum individuellen Handeln auf eigene Faust verpflichtet schien?

Im Bürgerlichen Lager wurde selbst unter Widerstandskämpfern dieses Elser Attentat am 8. November 1939 auf Hitler als ein Akt zur Unzeit empfunden, der scheitern musste, weil die Vorsehung den Führer Adolf Hitler wohl doch zu schützen wusste und nun erst richtig als Zeichen des Schutzes Hitlers durch die Gunst der Götter in der NS- Propaganda Auftrieb erhielt,.

Das NS-Regime nahm im Wege erster Ermittlungen eine Woche nach Elsers Verhaftung im November 1939 dessen Täterschaft nach Aktenlage an.

Von einer Verlautbarung dieser Wahrheit waren die Ermittelnden Behörden des NS- Regimes aber weit entfernt. Das erschien diesen denn doch zu riskant, Nachfolgeattentate zu provozieren.

- War das nicht der "Worst Case"?, ein einzelner Attentäter Elser, der nicht zu verorten ist? Allein diese Vostellung galt als zu brisant, dass diese öffentlich kommmuniziert werden könnte

Die These, Elser sei ein Werkzeug des britischen Geheimdienstes, geht auf NS-Propagandaminister Dr. Joseph Goebbels zurück, der bereits in der Nacht nach dem Attentat behauptet, das Attentat sei "zweifellos in London erdacht" worden. Die Organisation des Anschlags habe Otto Strasser, der Führer der "Schwarzen Front", einer auch im Ausland sehr aktiven Oppositionsbewegung früherer Nationalsozialisten, übernommen - .

Passend dazu verwies die NS-Propaganda im Ton aufdeckenden Triumpfes auf die britischen Geheimagenten Best und Stevens, die, welch ein Zufall, genau am 9. November 1939 in Venlo/Niederlande in eine vorbereitete Falle des deutschen SD-Auslandsgeheimdienstes (GESTAPO) getappt waren.

Die beiden Verhafteten wurden von Amtswegen als "Hintermänner" des Münchener Anschlags identifiziert, auch wenn sie in Wirklichkeit nichts mit dem Attentat zu tun hatten.

Der Plan der NS-Führung war, gegen Elser und die beiden britischen Geheimagenten mit Offiziersrang nach dem Endsieg einen Schauprozess vor dem Volksgerichtshof in der Reichshauptstadt Berlin zu inszenieren.

Folglich wurde Elser seit 1940 ebenso, wie die beiden verhafteten britischen Staatsbürger, im Zellenbau des KZ Sachsenhausen gefangen gehalten. Elser wurde hier und später im KZ- Dachau Tag und Nacht von mindestens zwei SS-Männern bewacht. Zu anderen Gefangenen blieb ihm jeder Kontakt untersagt. Georg Elser lebte mehr als fünf Jahre in totaler Isolation. Das einzige, was ihm in seiner Zelle im KZ- Dachau blieb, war, wie zum Hohn und Spott, sein Spiel auf seiner Zitter.

So war Johann Georg Elsers jahrelanger Alltag voller Drangsal, Pein und Einsamkeit bis zum Tage des landesweit "Großen Mordens" der GESTAPO- Chergen im Dritten Reich am 9. April 1945, dem, neben Elser und vielen anderen, der Theologe Dietrich Bonhoeffer, geboren 1906, der Abwehrchef Wilhelm Canaris, geboren 1887, beide im KZ- Flossenbürg, dessen Kollege Hans von Dohnanyi, geboren 1902, im KZ- Sachsenhausen, als Widerstandskämpfer gegen das NS- Regime zum Opfer fielen, während Pastor Martin Niemöller (1892- 1984) als persönölicher Häftling des Führers Adolf Hitlers in einem Sonderbunker des KZ--Dachau überlebte.

Eine exotische aber von vielen Seiten aus unterschiedlichen Erwägungen lange gern aufgegriffene Deutung des Elser Attentats auf Hitler war eine Reaktion auf die NS- Propaganda.

Das ehemals führende NSDAP Mitglied Otto Strasser wurde am 13. November 1939 aus der Schweiz nach Frankreich ausgewiesen

- Diesen Beschluss hatte die Schweizer Administration, auf wessen Druck auch immer, längst vor dem Anschlag Elsers verkündet - ,


Nach dem Attentat am 8. November 1939 ging Strasser sofort in die Offensive: Für ihn galt das Attentat als

"außenpolitischer Reichstags-Brand",

- eingedenk bis dato ungeklärter Urheberschaft des Reichstagsbrandes vom 27. Februar 1933 -

also als eine nationalsozialistische Provokation. Diese Deutung vertrat Strasser selbst nach 1945.

Im Kriegesjahr 1939 wurde Strassers Version, die NS-Führung habe das Attentat selbst nach bekannter Machart inszeniert, von vielen ausländischen Zeitungen gerne ungeprüft übernommen. Der Reiz dieser Version lag darin, dass die NS-Führung selbst die Urheberschaft des Anschlags auf sich gezogen habe, um den Mythos des von der "Vorsehung" geschützten Reichspräsidenten und Reichskanzlers in Personalunion, des Führers Adolf Hitler auf Tausend Jahre unanfechtbar in Granit gehauen. schien.

Der ehemalige Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Klaus von Dohnanyi, dessen Vater Hans von Dohnanyi als Widerstandskämpfer gegen das NS- Regime ermordet wurde, meinte in einer vom Phoenix.- Kanal am 8. April 2015 ausgstrahlten Dokumentation, sinngemäß von Hildegard Hamm- Brücher unterstützt, ungebildet unbedarfteren Gemütern, wie dem Attentäter Elser falle es einfach leichter zur Tat zu schreiten, als hochgebildeten Mitgliedern der Elite, die die Komplexität von Situationen im Für und Wider zu bedenken neigen und dazu fähig seien.

Ist es nicht eher umgekehrt, wird die vermeintliche Komplexität von historischen Situationen nicht genau zu diesem Behufe von hochgebildet interessierter Seite konstruiert, um hernach in Kreisen der Eilte als "Willige Helfer" entlarvt, zur eigenen Entlastung anzuführen, man habe ja alle Tage Widestand leisten wollen, aber, angesichts der Komplexität der Lage im Für und Wider nicht leisten können
JP

http://www.georg-elser-arbeitskreis.de/gegeruechte.php
Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim

http://www.taz.de/Elser-auf-der-Berlinale/!154647/
"Elser“ auf der Berlinale
13. 02. 2015
ANDREAS FANIZADEH

https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/polendeportation-auftakt-zum-9-11-1938
JOACHIM PETRICK 09.11.2013 | 01:42 14
Polendeportation, Auftakt zum 9/11/1938
Kain&Abel 1 Moses 4 Die Ereignisse des 28. Oktober 1938 in Hamburg- Altona, die unter dem Begriff "Polenabschiebung" dokumentiert sind, stellen sich, historisch belegt, folgendermaßen dar

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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