Kirchenpfad mit Friedrich Schorlemmer

Kirchentag Nun saßen wir beide, meine Frau und ich, also da, neben dem durch einen Plastiküberzieher Kriegerdenkmals als Kondom militaristischen Schreckens vor der KLotzfest Bühne

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Meiner Frau Ina und mir stand nach unsere Teilnahme an dem Kirchentag Pfad „Marktwirtschaft vom Kapitalismus befreien“ des Projektgruppe der Goethe Universität Frankfurt/Main mit Professor Emeritus Johannes Hoffmann „Ethisch ökologisches Rating“ im Hamburger CCH Saal 11, zu dem ich bestimmt noch einen Blog schreibe, einem über einstündigen frohlockenden Mitsingen von geistlichen Liedern, Gospels „Kirchentags Bühne in den Großen Wallanlagen“, insgeheim der Sinn nach menschlicher Erschütterung.

Irgendwie muss uns die Kirchentagsprogrammleitung auf ihrem Nebenpfad

"Klotzfest am Dammtorwall" als dienstbarer Geist gelauscht haben.

Als Hamburger, die wir sind, hat sich der Klotz am Bein der Geschichte der zwischenzeitlich gar nicht mehr so „Freien und Hansestadt Hamburg“, das unsägliche Kriegerdenkmal am Dammtordamm, 1934 vom Traditionsverein des in Hamburg stationierten 76. Infanterieregiments initiiert und 1936 nach dem Entwurf aus den 20er Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts in Erinnerung an die Gefallen des Ersten Weltkrieges (1914- 1918) mit der in Stein gehauenen Aufschrift

“Deutschland muss leben und wenn wir sterben müssen“

eingeweiht, unauslöschlich ins Gemüt gebrannt.

Ich persönlich merke das, weil ich diesen Platz seit Jahrzehnten wie ein „No Go Area“ meide, verstohlen ins Nirgendwo nach innen gucke, wenn ich zufällig oder gezwungenermaßen doch einmal in die Nähe dieses „BÖSEN“ Ortes gerate, auch wenn der Hamburger SPD Bürgermeister Klaus von Dohnanyi in seinen Regierungsjahren von 1982- 1988 meinen „Inneren Seelenbrand“ durch die Umgestaltung dieses Ortes halbwegs zu löschen suchte, Es ist ihm nicht gelungen.

Nun saßen wir beide, meine Frau und ich, also da, besser gesagt neben dem durch einen Plastiküberzieher Kriegerdenkmalsklotz als Kondom militaristischen Schreckens vor der Bühne, weil wir der menschlichen Erschütterung, die da gleich kommen würde, wie das Amen in der Kirche, nicht nur nicht ausweichen wollten, sondern diese geradezu zielstrebig aufsuchten.

Pfarrer Emeritus Friedrich Schorlemmer aus Wittenberg bürgt, egal wo er auftritt, ohnehin für Erschütterung, umso mehr an diesem „bösen“ Ort der hanseatischen Schande in Hamburg.

Da aber eine menschliche Erschütterung selten allein bleibt, gesellte sich sogleich zu Beginn der Rede des gerade eingetroffenen Friedrich Schorlemmers ungeladen eine Horde der akademischen Hamburger Burschenschaft „Germania“ mit Flugblättern, unartikuliert lauthals gegen die Rede des Pfarrers aus Wittenberg, der Stadt der 95 Thesen des Dr. Martin Luther aus dem Jahre 1517, wild gestikulierend ein.

Der geballte Widerhall der etwa 100 Zuschauer, des Redners Friedrich Schorlemmer und der Veranstaltungsleitung, des Moderator Pfarrer Henschel von der Johanneskirche in Hamburg, ließ die Störer rasch verstummen und das Weite suchen-

Friedrich Schorlemmer erinnerte als Jahrgang 1944 an den Hamburger Kirchentag von 1981, der angesichts des drohenden NATO- Doppelbeschlusses, der Stationierung von Cruises Missiles, Pershing II in Westdeutschland und der SS20/SS22 in der DDR von legendärer Bedeutung war, an seine persönlich wagemutige Friedensaktion in einem Hinterhof in Wittenberg mit Hilfe eines Schmiedes vor Ort, Schwerter zu Pflugscharen um zu schweißen.

Der damalige evangelisch Berlin- Brandenburgische Bischof Gottfried Fork, ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier, setzte sich zwar für eine umstrittene Form der Wehrdienstverweigerung in der DDR ein, die sogenannten Bausoldaten, zu denen auch Pfarrer Rainer Eppelmann in jungen Jahren gehörte. Ein, doch wasdamals seine Ohren aus der Rede Friedrich Schorlemmers anlässlich dieser Friedensaktion in Wittenberg „Schwerter zuj Pflugscharen“ erreichte, sprengte, angesichts des jungen Staatsvertrages der Kirchen in der DDR aus dem Jahre 1978 unter der Losung

„Kirche im Sozialismus“

sein moraltheologisches Fassungsvermögen.

Mit den Sätzen über

„Frieden, Gerechtigkeit, Wahrung der Schöpfung“

bewegte sich Friedrich Schorlemmer noch gerade so eben auf der Linie „Kirche im DDR- Sozialismus“ .

Als Schorlemmer dann aber Wolf Biermann, den 1976 von der DDR Staatsregierung völker- und menschrechtswidrig ausgebürgerten Dichter und Liedermacher zitierte:

„Soldaten sind all gleich, lebend oder bleich“

und auch noch Martin Niemöller in Hessen- Nassau aus Westdeutschland zitierte, der wiederum den Spruch von Kurt Tucholsky neue Aktualität verliehen hatte

„Soldaten sind Mörder“

gab es für Bischof Fork als überzeugten Kirchler im DDR Sozialismus in seiner Soldatenehre gekränkt, kein Halten mehr.

Bischof Fork sah das Militär durch Friedrich Schorlemmer schlechthin unerträglich beleidigt, ohne zu verifizieren, dass der, belesen und der deutschen Literatur und Kultur zugewandt, nur Zitate bemüht hatte.

Jahrelang ließ Bischof Fork das den jungen Pfarrer Friedrich Schorlemmer als angeblich identifizierten „Vaterlandsverräter“ spüren.

Hier meinte meine Frau Ina später, Friedrich Schorlemmer habe an dieser u.a. Stellen , die seinen eigenen Vater als Kriegsteilnehmer betrafen, befeuert durch die Anfeindung der militaristischen Flugblatt Aktion der Hamburger Burschenschaft „Germania“ ein Flashback ereilt, womit über Spiegelneuronen sowohl bei ihm als Redner, als auch beim Publikum menschliche Erschütterung in der Kirchenpfad Luft lag, mit Händen zu greifen gewesen sei.

Flashback hin, Flashback her, die Erschütterung war als kulturelles Enthüllungsereignis des Kondom des Schreckens des Kriegerdenkmals zum „Klotzfest“ durch die Rede Schorlemmers auf bemerkenswert gelungen, auf eindringliche Weise unwiderruflich komplett, als ginge es bereits jetzt um die wirkliche Einweihung des endlich geplanten Denkmals für Deserteure aller Kriege im unselig deutschen Namen an diesem „bösen“ Ort am Hamburger Dammtorwall 2014.

Wo Friedrich Schorlemmer geladen redet wächst kein Gras mehr für den deutschen Militarismus und seine menschenverachtende Traditionspflege der Truppe, gleich welcher politischen Farbe.

Weil Friedrich Schorlemmer gerade beim Bischof Fußwaschung war, griff er auch noch den EKD a. D. Vorsitzenden Wolfgang Huber bei seinen Potsdamer Garnisonskirchen Füssen um seine seltsame Propaganda für deren Wiederaufbau mit einem Kostenaufwand von insgesamt 100 Millionen €, 60 Millionen € für den Kirchenschiff Bau selber, 40 Millionen € für den Turmbau, gehörig einer argumentativen Waschung zu unterziehen.

Was Friedrich Schorlemmer als Lutheraner aus Wittenberg, als Protestant an der Quelle des Protestantismus bei seiner Rede über einen weiteren Flashback die Kehle zu zuschnüren drohte, ist die Ungeheuerlichkeit, dass Bischof a. D. Huber die Unverfrorenheit besitzt, die Einweihung der neu errichteten Potsdamer Garnisonskirche ausgerechnet, im Bunde mit dem Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière, auf den 500 Jahrestag des Anschlags der 95 Thesen Martin Luthers an das Tor der Wittenberger Schlosskirche am 30, Oktober 2017 zu huben.

Weiß denn der Bischof a. D. Wolfgang Huber so alt und historisch gebildet wie er sich sonst gerne gibt, anders als Friedrich Schorlemmer, nicht, dass die Potsdamer Garnisonskirche nie eine Sache, noch Eigentum der Kirche, sondern seit ihrer Gründung eine Sache und Eigentums Preußens, dann des deutschen Nationalstaates war und ist?

Will Bischof a.D. Wolfgang Huber „Pflugscharen in Schwerter um schmieden, um die deutsch- deutscher Friedensbewegung aus der ab 1981die deutsche Wiedervereinigung im Hüben und Drüben bürgerbewegt, bürgerbeteiligt, erwachsen ist, historisch durch die Einweihung der Potsdamer Garnisonskirche am Reformationstag, den 30 Oktober 2017 dementieren?

Margot Käßmann!, Sie sind die Beauftragte der EKD für die 500 Jahrfeier der Reformation, übernehmen Sie!

JP

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Joachim Petrick

14.12.2012 | 02:19 4

Klarsicht im "Freudenfeuer" und hoffen?

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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