Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag vom 1. bis 5. Mai 2013 in Hamburg steht unter der Losung
„Soviel du brauchst“.
Das biblische Motto aus dem Zweiten Buch Mose wird die Programmvorbereitungen für den vierten Deutschen Evangelischen Kirchentag in der Hansestadt nach 1953, 1981 und 1995 leiten.
Als „Zuspruch“ und „Aufmunterung“ sowie zugleich als „Aufforderung“, sich „den Herausforderungen der Zeit“ zu stellen, will der Kirchentag Präsident, Gerhard Robbers, seines Zeichens Professor der Rechtswissenschaften, das Leitwort, vor der Öffentlichkeit bekundend, verstanden wissen.
Themen, denen der Kirchentag sich unter dieser Losung und besonders in Hamburg zuwenden wolle und müsse, sind nach Ansicht des Trierer Verfassungsrechtlers das bürgerschaftliche Engagement für Schwächere, die Frage nach dem richtigen, verantwortungsvollen Wirtschaften.
Dazu gehöre das Gespräch mit der Wirtschaft in der Hamburger Tradition des „ehrbaren Kaufmanns“ ebenso wie der Austausch mit den Gewerkschaften. Ferner, so Robbers, verweise die Losung auf das Thema der Integration von Menschen aus anderen Kulturen und Regionen der Welt sowie auf den Dialog mit anderen Religionen und Konfessionen.
„Das gilt auch ökumenisch. Hamburg soll ein besonders ökumenischer Kirchentag werden“, unterstrich Kirchentagspräsident Robbers die Bedeutung dieser Hamburger Tage im Mai 2013, die den Tag der Arbeit, den 1.Mai, zunächst ganz unbeabsichtigt einbeziehend, nun aber diese besondere Symbolik anerkennend, umso deutlicher verdeutlichen wolle.
Zum persönlichen Geleit der Losung des Hamburger Kirchentages
"Soviel du brauchst",
dem zweiten Buch Mose im Alten Testament Der Bibel entlehnt, im Gedenken an den zehnten Todestag der Hamburger Theologin Dorothee Sölle, den 27. April 2003, in Erinnerung an Ihre herzerwärmende Fähigkeit, eigens verfasste Zungenreden als Gebete und Segen zu sprechen, mein weltlich, völkerverbindend, gefasste Zungenrede als Gebet und Segen
“urbi et orbi“:
Dorothee Sölle verstand Spiritualität niemals als etwas vom gesellschaftlichen Leben Abgetrenntes, das sich selbst genug ist, sondern als ein fortgesetzt alltägliches Ringen, Kämpfen um ein Mehr an Gerechtigkeit in der Welt.
Dorothee Sölle meint im Gespräch Sendeformat „zu Protokoll“ mit Günter Gaus im Jahre 1969, wir leben nicht in Zeiten, in denen das Streben nach Gotteserlebnissen im Mittelpunkt gesellschaftlichen Trachtens & Waltens steht, ganz im Gegenteil, wie kann da Spiritualität sich selber als persönlicher Quell des Glücks als „Glücksbringer“ gut- wie schlechthin genügen und nicht zugleich dem Drang nach Aufklärung verpflichtet sein?
Da meine ich, will Dorothee Sölle im besten aller Sinne, der Stimme ihres Inneren Kindes mit tiefem Ernst lauschend, überaus kindlich naiv verstanden sein.
Da in unserer, zwangsweise, konsumorientierten Welt hier, konsumverweigernden Welt da, das persönliche Streben nach Gotteserfahrungen, Gotteserlebnissen, nicht mehr im Mittelpunkt menschlicher Existenz und gesellschaftlicher Wirklichkeit stehe, noch stehen könne, meinte die Theologin Dorothee Sölle, mitten im Kalten Krieg, mitten in den schuldhaften Verstrickungen von so genannten Achsen des Bösen wie Guten, zu Lasten des Restes der Welt, weltzugewandt in ihrem jahrelang organisierten Theorie & Praxis Modell, ihren Nachtandachten von 1969- 1974, es gehe heute weniger um persönliche Gotteserfahrungen und Deutungen, es gehe mehr darum, Gottes Existenz hinzunehmen, oder nicht hinzunehmen, denn es gibt viel zu tun im Namen der Gerechtigkeit, also packen wir es im Namen des Friedens den Hütten der Völker an.
Völkerunser Gebet
Völkerunser, die ihr seid auf allen Kontinenten,
Inseln, allen Dschungeln dieser Erden Welt
geachtet sei euer Name, eure Sprache,
eure Gebiete, Ressourcen,
Fisch- , Viehbestände, Jagdgründe
eure schriftlose, eure Schrift Kultur
gebt euren Menschen gegenseitig als Gebot,
täglich Brot, Wasser "soviel du brauchst"
verführt euch nicht gegenseitig in Versuchung
schuldhafter Verstrickung,
sondern erlöst euch von gegenseitiger Schuld,
vergebt anderen geständige Schuld,
wie euch eure Schuld vergeben sei
denn euer ist die Verantwortung füreinander
immerdar im Miteinander
Weltliches Glaubensbekenntnis
"Wir glauben die Verantwortung,
die mit uns Menschen Völkerstämmen
auf unsere Eine Erde gekommen ist
Wir glauben an die Gemeinschaft aller Völker
und unsere Achtsamkeit für das,
was aus unserer Einen Erde wird
ein Tal des Jammers, Hungers und Gewalt
oder ein universaler Ort von dem jeder,
ob Mensch, ob Tier, ob Pflanze
sagen, spüren, erleben kann
es ist von allem da “soviel du brauchst“
Wir glauben an die gerechte Macht des Friedens
der im Guten verhandelt
auf Gegenseitigkeit zustande kommt
Wir Menschen glauben an ein sinnvolles Leben
aller Wesen auf Erden im Einklang des
„Soviel du brauchst“ Miteinander.
Wir glauben daran,
dass das Wirken unserer Verantwortung
erst in unserem Seelenhaushalt,
unserem Gemüt
unserem Leben
unserem Alltag „Soviel du braucht“ verankert ist,
wenn wir in unserer Verantwortung für die Schöpfung
weniger das himmlisch waltende Wesen,
denn ein uns irdisch zugewandtes Geschöpf
von nebenan erkennen,
das unserer alltäglichen Achtsamkeit
und Betreuung bedarf,
um gut, genährt, umsorgt, geborgen
unter uns zu sein
Verantwortung hat so wenig eine Zukunft, wie wir,
außer wir wollen es “Soviel du brauchst“
Denn Verantwortung, sich allein überlassen.
ist Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
ist das Böse, wie das Gute leidenschaftslos gleich
Völker der Welt, segnet die Leidenschaft eurer Menschen
untereinander und miteinander als universale Gabe
auf dem Wege zum persönlichen Glück
„Soviel du brauchst“
Amen
Segen
Mögen die Völker sich gegenseitig, gut vernetzt,
segnen mit Unbehagen
gegenüber nicht verhandelten Antworten,
Halbwahrheiten und oberflächlichen Beziehungen,
damit Leben in der Tiefe unserer Herzen wohne.
Mögen die Völker uns mit Zorn legitimieren
gegenüber Ungerechtigkeiten, Unterdrückung
und Ausbeutung von Menschen, Tier, Pflanze, Elementen
damit wir spirituell frei sind,
nach Gerechtigkeit und Frieden zu streben.
Mögen die Völker uns mit Tränen segnen,
einfühlsam zeitnah zu vergießen mit denen, die unter Schmerzen,
Ablehnung, Bildungsferne, Hunger und Krieg leiden,
damit wir frei sind, unsere Hand auszustrecken, um sie zu trösten
und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.
Und mögen die Völker uns mit Torheit segnen,
daran zu glauben, dass wir Völker
die Welt verändern können,
indem wir Dinge tun, Zusammenhänge,
Netzwerke schaffen
von denen andere mit Hinweise auf die Geschichte meinen,
es sei unmöglich, sie zu tun,
geschweige denn im Frieden
im Konsens zu schaffen.
So segnen die Völker auf Erden uns,
alle für einen, ein jeder für alle
mit der Geisteskraft und Gegenwart unseres Mutes
Amen
(Joachim Petrick, Hamburg, im Jahr 2013 )
http://www.dorothee-soelle.de/
Im Gedenken an Dorothee Sölle
* 30. September 1929 † 27. April 2003
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