Luther wälzt sich wg. Bischofswesen im Grabe

Martin Luther "Wenn schon der Papst den Petersdom bauen will, warum, wo er der reichste Krassus ist, nimmt er nicht dafür wenigstens sein eigen Geld statt das der armen Gläubigen. "

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Martin Luthers Wort zum weltweit repräsentativen Bischofs Prunk- und Prachtbauwesen am Beispiel des Limburger Bischof Tebartz-van Elst.

Kirche plus Erblast = Kapitalismus

Nehmen wir nur eine der 95 Thesen Martin Luthers aus dem Jahre 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg. Da ist, mit Hinweis auf den Petersdom Bau zu Rom, alles zum Limburger Bischofssitz Prunkbau Fall geschrieben: "Wenn schon der Papst den Dom zu St. Peter bauen will, warum, wo er der reichste Krassus ist, nimmt er nicht dafür wenigstens sein eigen Geld statt das der armen Gläubigen."

Wurden die Kampfzone des Kapitalismus ab dem 16. Jahrhundert erst richtig begründet dann ausgeweitet, um die Erhaltungs- , Personal- , Bewirtschaftungs- und Folgekosten überdimensionierter Prunk- und Prachtbauen des kirchlichen Rest- Staates der Renaissance zu Gunsten des weltweit auf Lebenszeit berufenen Personal Gottes auf Erden, dynamisiert, zu gewährleisten?

Die Kirchen waren und sind, geich welcher Glaubensrichtung, seit altersher und ehedem immer versucht, mit überdimensioniert fremdfinanzierten Projekten, wie den Bau von Pyramiden, Mausoleen (monumentale Grabanlage König Mausolos, gestorben 353 v. Chr. ), Pagoden, Tempelanlagen, Kathedralen, Münster, Moscheen, mit gigantischen Ausmaßen, den Petersdom zu Rom, Bauzeit 1495- 1596, deren Erhaltungs- , Bewirtschaftungs- , Personal- und Folgekosten repräsentativer Pracht, Prunk, staatstragendem Gepränge, Pomp und Gepräge, unter Denkmalschutz gestellt, Machtfülle unter den Menschen zu legitimieren.

Der Prunk, die zur Schau getragene Event Pracht, der Protz der Kirchen ist zur fremdbestimmten Erblast aller Bürger unseres Staates, unserer Gesellschaft geworden ohne dass diese in einer Volksabstimmung gefragt würden, ob sie das Erbe annehmen?. wenn ja, unter welchen humanisierenden Bedingungen in der ganzen Welt

Inzwischen hat dieses obskure Streben nach klerikaler Machtfülle der Kirchen über die Menschen im genannten Sinne im weltlichen Bereich einen Zauberlehrling herangezogen, der nunmehr nicht nur mit monumentalen Bauten als Insignien ewigen Machterhalts über die Menschen in Form von verdichteter Infrastruktur, Verkehr am Boden, zu Wasser, in der Luft, der Tele- und Internet Kommunikation aufwartet. sondern ewig strahlende AKW- Anlagen, Zwischen- und Endlager für atomaren Giftmüll auf allen Kontinenten mit vollem Restrisiko von GAUs zu bauen gedenkt, die alles bisherige in der Menschheitsgeschichte an klerikalem Instandsetzungs- , Erhaltungs-, Wartungs- und Folgekostenaufwand für den Machterhalt bei weitem übersteigt

Organisationsverschulden hier, Gelingen da?

Auf der einen, der Kostenseite Organisationsverschulden, auf der anderen Seite, dem Bau selber, vorläufig strahlendes Gelingen?

In Bayern zahlt der Staat, anders als in den übrigen Bundesländern, die Gehälter von allen Geistlichen, gemäß höherer bis höchster Beamtenbesoldung!

Ein Bischof erhält ca 8- 9 Tausend € Dotation/Monat, mit zusätzlichem Dienstwagenprivileg der Premium Klasse.

In den übrigen Bundesländern werden nur die Bischöfe wie in Bayern, dynamisiert, besoldet und mit Zuwendungen für Repräsentation ausgestattet.

Das normal priesterliche Fussvolk wird aus Kirchensteuern bzw. der pauschal staatlichen Dotation von nahezu einer halben Milliarde € für beide christlichen Kirchen zunehmend prekär finanziert.

Ein wichtiges Detail im Mosaik. Gleichzeitig ist Bayern das einzige Bundesland, in dem die Kirchen eine eigene Steuerbehörde unterhalten?

Damit liest sich diese Tatsache in bayern ganz anders, als ich bisher vermeinte.

Wer kontrolliert diese Steuerbehörden der Kirche in Bayern?
Öffnet das, mitten in Deutschland, einer krichlichen Steueroase in Bayern Tür und Tor?

Welche Bedeutung hat dabei, dass die Diozösen längst nicht mehr Eigentümer ihrer Immobilen, ihres Boden- ; Wald- und Grundbesitzes sind, weil diese inzwischen, steuerlich begünstigt, an kirchliche Stiftungen übertragen wurden, an denen sich wiederum weltliche Investoren als getarnte Freundeskreise, Bruder- , Schwesterschaften, Orden der Art des "Opus Dei" beteiligen können?

Ist es vorstellbar, gar wünschenswert, dass diese Förderung und Übereinkunft zwischen Staat und christlichen Kirchen in Zukunft auch mit islamischen, buddhistischen u. a. Gemeinden geschehen wird?
So begrüßenswert das sein mag, es stülpt den islamischen u. a. Gemeinden ein christlich hierarchisches Organisationsmodell mit einer Art von "Bischöfen", mit Dienstwagenprivileg auf, dass z. B. dem gar nicht hierarchisch organisierten Islam fremd ist und dann womöglich von der Politik als Exportschlager in den islamisch- arabischen Raum kommuniziert, dem politischen Missbraucht Tür und Tor öffnet

Im Kalten Krieg der Blöcke, fiel den Komkordatsverträgen eher unerwartet die Rolle eines Ankers eines Scharniers im Hüben und Drüben Deutschlands und Europas in Ost und West zu, deren monetären Charme schließlich selbst die real- existierenden Regime des sozialistischen Staatskapitalismus erlagen.

Das kann man begrüßen, aber auch kritisieren,weil darin Richtung Zukunft Unwägbarrkeiten liegen.

Das bedeutet, Richtung islamische Länder in Arabien, Afrika, Südostasien mag darin sehr viel mehr Gefahrenpotential, denn friedensstiftend versöhnende Ausrichtung liegen, als zu Zeiten des Kalten Krieges, weil dazu die monetären Bedingungen aus historischen Altverträgen fehlen.

Ich fürchte über Konkordatsverträge, die im Kalten Krieg unveräußerlicher Bestandteil der Entspannungspolitik waren und deshalb von Regierungen im Ost- wie Westblock wie ein Geschenk des Himmels hinter vorgehaltener Hand kommuniziert wurden, werden jetzt einmal mehr in Richtung islamische Länder regierungspolitisch unheilschwanger für christliche Gemeinden u. a. Minderheiten in diesen Ländern instrumentalisiert

Der Prunk- und Pompbau des Bischofs Tebartz-van Elst ist ein Skandal, meint der katholische Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann in einem Deutschlandfunk Gespräch mit Tobias Armbrüster. Die Pracht in den Bistümern Köln und München sei jedoch noch größer. Deshalb würde eine Absetzung das Problem der Kapitalismusstrukturen in der Katholischen Kirche nicht lösen.

Der Limburger Bischofs Tebartz-van Elst weilt inzwischen mit dem Beritt seines robusten Selbstbewusstseins forschen Tritts in Rom, als wäre Papst Franzislkus zwangsverpflichtet, von den Furien der Kurie eilig heilig vergattert, ihm ohne Vorankündigung unverzüglich Audienz zu gewähren
Das hat ein Geschmäckle, als werde, wie im Mittelalter, immer noch aus bestimmten hochbetuchten, erhaben bestallten klerikalen, säkularen Adelskreisen ein Bischofssitz in deutschen Landen zu Gunsten des Vatikans unwiderruflich auf Lebenszeit käuflich erworben.

Interview Auschnitt Deutschlandfunk 15. Oktober 2013

Tobias Armbrüster: "Die Katholische Kirche in Deutschland ist in diesen Tagen vor allem mit einer Personalie beschäftigt: mit dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und dem Umbau seiner Residenz. Dieser Umbau wird scheinbar von Tag zu Tag immer teurer. Der Bischof hält sich seit Sonntag in Rom auf. Dort soll er, so wird spekuliert, mit dem Papst über seine Zukunft sprechen. Wann dieses Gespräch stattfinden soll, das ist allerdings noch unbekannt.

Eugen Drewermann: Das kann nicht ich entscheiden. Aber unhaltbar ist zweifelsohne die Vorgehensweise. In einer Zeit, wo 15 Millionen Deutsche in Armut oder am Rande der Armut leben mit ihren Kindern und Familien, wo 50 Millionen Menschen auf dieser Welt verhungern, wo das Mittelmeer in ein Massengrab von Flüchtlingen vor dem Elend ganzer Kontinente sich verwandelt, einen Prunkbau da hinzusetzen, das als solches ist ein Skandal, egal unter was für Umständen und egal auch, ob der Bau nun schließlich zwei Millionen oder 32 Millionen kostet.

Die Idee selber ist für jeden erkennbar nicht das, was man tun sollte als Bischof. Aber das ist nicht mehr das Problem nur des Limburger Bischofs. Das hat immerhin um 1415 Jan Hus, den man dafür verbrannt hat im Konzil von Konstanz: Die Bischöfe und die Kardinäle sind nicht die Nachfolger der Apostel, es sei denn, sie wollten leben wie dieselben. Das tun sie nicht, seit der Renaissancezeit nicht, seit der Barockzeit nicht. Seit wann eigentlich?

Armbrüster: Wer hätte den Prunk dieser Umbauten denn verhindern können?

Drewermann: Das ist unmöglich. Selbst der Papst, wenn er andere Maßstäbe Gott sei Dank nun endlich anlegen möchte für die Bischöfe des Katholizismus, ist als Erster ein Gefangener der Renaissancebauten in Rom. Die sind die Hypothek und das Erbe. Man hat ständig versucht, mit Macht und Pracht Leute zu gewinnen, durch Unterdrückung im Grunde so was wie Überzeugung zu heucheln, Menschen abhängig zu machen in ganz großem Stil, von den Fürsten nach unten, autoritär außen gelenkt. Diese ganze Konstruktion, die als Katholizismus auftritt, war immer imperial.

Armbrüster: Aber, Herr Drewermann, müssten wir da nicht unterscheiden zwischen einem Papst, der möglicherweise in jahrhundertealten Gebäuden im Vatikan lebt, und einem deutschen Bischof, der sich für 31 Millionen Euro einen teueren Umbau in seiner Residenz leistet?

Drewermann: Natürlich! Aber das Projekt ist nur neueren Datums. Der Ansatz selber ist genauso grundverkehrt wie in den Tagen Konstantins um 320 schon gewesen, als dieses ganze Gebilde von Geld, Macht und göttlichem Segen als Kirche denominiert wurde.

Armbrüster: Kennen Sie denn noch andere Bischöfe in Deutschland, die sich ähnliche Residenzen und ähnliche Ausbauten leisten?

Drewermann: Neueren Datums ist das nicht, aber die Pracht in reicheren Bistümern, Köln, München, wäre natürlich im Vergleich dazu immer noch mit überragendem Vorteil gegenüber Limburg einzuschätzen. Die haben versucht, sich da überhaupt erst hinzuarbeiten, wo andere längst sind."

Weiter unten:

Armbrüster: Aber warum sollte sich eigentlich ein hoher Repräsentant der Katholischen Kirche nicht auch einen repräsentativen Bischofssitz leisten? Ich meine, er baut das ja nicht alles für sich persönlich, sondern da können ja auch seine Nachfolger noch drin wohnen und wirken.

Drewermann: Nein, er hat sich keinen prachtvollen Palast da hinzusetzen, weil es nicht die Sache Jesu ist und sein kann. Wir hatten in Limburg, was ja zur Geschichte des Skandals mit beiträgt, Bischof Kamphaus. Das war ein Mann, der im VW fuhr, der keinen Chauffeur benötigte, der wirklich versuchte, arm zu leben im Priesterseminar. Den hat man damals im deutschen Episkopat als Sondernummer mehr oder minder belächelt. Man hat ihn nicht zum Beispiel sich genommen. Und dass gerade an diesem Ort nun eine ganz andere Form des Umgangs mit Geld und Macht und mit den Gläubigen eingeschlagen wurde, macht die Spannung nur umso größer.

Was zu tun ist, wüsste man seit Langem. Die Kirchen in der Reformation sind entstanden im Protest gegen den Bau des Petersdoms. Man muss nur eine der Thesen Luthers 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg nehmen: Wenn schon der Papst den Dom zu St. Peter bauen will, warum, wo er der reichste Krassus ist, nimmt er nicht dafür wenigstens sein eigen Geld statt das der armen Gläubigen. - Der Protest ist seit einem halben Jahrtausend alt, spaltet die Kirchen, statt sie zusammenzuführen, und dann kann man nicht sagen, andere können doch auch darin wohnen. Wir geben den Protz als Erblast vor!

Armbrüster: Aber die Proteste, Herr Drewermann, die Proteste in Limburg richten sich ja jetzt ausdrücklich gegen die Person Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Drewermann: Natürlich kann man einen Bischof jetzt absetzen oder nach oben versetzen, was wünschenswert erscheinen mag, aber damit ist das Strukturproblem ja nicht gelöst. Man hat für die Masse, für die Medien einen kolossalen Sieg errungen, man hat es denen mal gezeigt. Aber was hat sich denn geändert in der Kirche wirklich, in der Gesellschaft, die wir haben? Wir diskutieren über Mindestlöhne, da sind wir bei 8,50 Euro, wenn das durchsetzbar wäre. Und wie viel kann man sich leisten mit 8,50 Euro? Es ist gemessen am deutschen Lebensdurchschnitt immer noch sehr wenig. Die Reichen werden ständig reicher und die Armen immer ärmer. Das ist ein Strukturproblem des Kapitalismus, und die Kirche gehört zu dieser Gesellschaft, die im Neokapitalismus diese auseinanderreißenden Folgen ihres Wirtschaftssystems erzwingt.

Armbrüster: Aber um diese Punkte geht es ja in den aktuellen Protesten gar nicht. Haben da möglicherweise die Katholiken in Deutschland etwas nicht verstanden?

Drewermann: Das glaube ich. Sie hätten längst sich einsetzen müssen, wirklich müssen, dafür, dass in der Dritten Welt geschieht, was unter Adenauer mal versprochen war. Das ist so lange her, wie dass ich Zeitung lese. 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe - nicht mal die Hälfte in all den letzten 60 Jahren sind zustande gekommen dabei.

Nicht mal die Versprechungen, mit denen wir unsere Aufrüstung, unseren Wirtschaftsstandard, unseren Wohlstand rechtfertigen wollten bei der Ausbeutung der Länder der Dritten Welt, ist irgendwie in einer denkbaren Weise zurückgezahlt worden. Das geht so durch und schleicht sich weiter, und ich habe von den Kirchen nie den wirklichen Aufstand erlebt, der dagegen gerichtet werden müsste. Sie haben es verschlafen."
Ende des Interview Auszugs

Ja warum sind denn die Kirchen in deutschsprachigen Raum binnen 500 Jahren seit dem Anschlag der 95 Thesen Martin Luthers an dem Tor der Schlosskirche zu Wittenberg 1517 heute die reichsten christlichen Kirchen in der ganzen Welt?

Weil sie ihr Kirchengelkdaufkommen als Kirchensteuern durch den Staat veranlagt, nicht, wie andere chistliche Gemeinden in der Welt an den Vatikan abführen und dann, erst auf Antrag, ein Brosamen für sich selber zurückerhalten.

Das ist der wahre Kasus Knaxus, das den Furien der Kurie im Vatikan in keiner Weise an der Praxis der Kirchensteuer Veranlagung durch den Staat in Deutschland wirklich etwas liegt, weil sie lieber, wie bis zu Zeiten Martins Luthers, durch ihre eigenen Tetzels, samt Panik verbreitenden Drückerkolonnen, die Ablassgebühr zu direkten Gunsten des Vatikans, weltweit ungestört, als Bares für ihr monetäres Schattendasein eintreiben.

Denn so trägt die Gemeinschaft der Christenheit in Deutschland nichts direkt als Anteil im "Ablasshandelaufkommen" des Vatikans bei.

Zur Person Eugen Drewermanns:
Der Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann, Jahrgang 1944, zählt, neben Professorin Ute Ranke- heinemann, Professor Horst Herrrmann, Professor Hans Küng, zu den fundiertesten Kritikern der Katholischen Kirche in Deutschland. Bekannt geworden ist er insbesondere, als die katholische Kirche ihm Anfang der 90er-Jahre auf Anordnung der Glaubenskongreation der römischen Kurie unter Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI (2005- 2013 Amtszeit) , die Lehr- und Predigterlaubnis entzog.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/2286227/

15.10.2013 · 06:50 Uhr


https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/brauchen-gewerkschaften-kirchen-ein-geistig-kulturelles-mandat
Joachim Petrick
11.10.2011 | 00:43
Brauchen Gewerkschaften, Kirchen ein geistig- kulturelles Mandat?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden