Merkel, Tsipras erfasst Roosevelts Spirit

"Lend-Lease Act" "Wenn es bei meinem Nachbarn brennt, werde ich dem selbstverständlich meinen Gartenschlauch zum Löschen überlassen und nicht sagen, der kostet 15 $. Roosevelt 1941

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Franklin D. Roosevelt in den Iden des März 1941, Angela Merkel in den Iden des März 2015, ein gewagter Vergleich.

Wäre denkbar, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel zu dem griechischen Premier Alexis Tsipras, eingedenk des "Lend-Lease Act" von 1941 gestern Folgendes gesagt hat:

"Wenn es bei meinem Nachbarn Griechenland brennt, werde ich dem selbstverständlich meinen Gartenschlauch zum Löschen überlassen und nicht sagen, der kostet 117 Euro."

Guter Rat ist teuer. Ein Blick in die Geschichte auf den "Lend-Lease Act" " zwischen den USA als Gläubiger- und Großbritannien als Schuldnerland im Jahr 1941 lohnt sich allemal

Trotz der Tatsache, dass sich Griechenland nicht nur in einer Rezession, sondern auch kurz vor einem Staatsbankrott befindet, Hunderttausende griechische Bürger, mangels Sozialer Union in der EU, einer humanen Katastrophe überlassen sind, bleibt Griechenland auf die zweithöchsten Militärausgaben aller NATO-Staaten in Europa, mit etwa 3 % gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), gnadenlos verschworen und vergattert.

Auch wenn der etwa 10 Milliarden Euro schwere griechische Verteidigungshaushalt seit 2012 um 516 Millionen Euro gekürzt wurde, kann das kaum als Trost, gar als Entlastung im griechischen Jammertal gelten.

Mehr als 73 Prozent des Militär- Budgets in Griechenland sind ausschließlich Personalkosten. Im Vergleich zu anderen NATO-Staaten ein exotischer Spitzenwert. Eine stets neu kommunizierte Begründung für die hohen Verteidigungsausgaben Griechenlands liegt, mit Blick auf den ungelöst girechisch- türkischen Zypern- Konflikts seit 1974, in der Angst vor dem Nachbarstaat in der Ägäis, der Türkei. Die Türkei ist ebenfalls NATO-Mitglied.

Während einer NATO-Versammlung in Prag 2013 hatte der damalige NATO- Generalsekretär Fogh Rasmussen gemahnt, dass es in europäischen Mitgliedsstaaten aktuell nur eines der zwei Länder in der NATO gebe, die mehr als die mindestens vereinbarten zwei Prozent ihres BIP für die Verteidigung aufwenden. Dieses eine Länd sei Griechenland.

Die Nr. 1 bei Militärausgaben in der NATO sind nachwievor die USA mit über 3 % BIP, d. h. etwa 600 bis 700 Milliarden US- Dollar/anno.

Anders als die USA, die sich durch ihren militärisch- industriellen Rüstungs- Komplex den Bedarf an Waffensystemen, Ausrüstung selber decken, ist Griechenland, hochverschuldet, auf teuren Import an Rüstungsgütern durch NATO- Partner Länder, voran Deutschland, angewiesen.

Gestern, am 23. März 2015, erscheint der neu gewählte Premierminister Alexis Tsipras, geladen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, auf einem schweren Gang zu seinem Antrittsbesuch im Berliner Bundeskanzleramt am Spreebogen.

Die Lage ist da, die Lage ist ernst. Spätestens am 8. April 2015 droht Griechenland einmal mehr der Staatsbankrott, die gefahr eines Grexit, eines Graccident steht realiter im Euro- Raum.

Auf die Lage der Griechen gemünzt, lässt sich in dieser schier ausweglosen Lage zweilerlei sagen, einmal mit Friedirch Hölderlin (1770- 1843)

"Ich kann kein Volk mir denken, das zerrissner wäre, wie die Griechen (Deutschen). Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen - ist das nicht, wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergoßne Lebensblut im Sande zerrinnt?" - Hyperion, II. Band, Zweites Buch / Hyperion an Bellarmin"

Zum Anderen mit dem US- Präsidenten Franklin D. Roosevelt (1882-1945) und seiner öffentlichen Erklärung zum

"Lend-Lease Act"

im März 1941 zur monetärene und moralischen Rettung des seit 1939 mit dem Deutschen Reich und Japan im Krieg befindlichen Großbritannien.

Präsident Roosevelt war grundsätzlich stets und immer darauf bedacht, seine Politik vor dem amerikanischen Volk, dem Kongress, dem Senat, dem Repräsentantenhaus, der Presse offensiv zu kommunizieren Für das Leih- und Pachtgesetz (Lend-Lease Act) warb er mit folgender Worten:

„Wenn es bei meinem Nachbarn brennt, dann werde ich ihm selbstverständlich meinen Gartenschlauch leihen und nicht zu ihm sagen: ‚Herr Nachbar, der Schlauch hat $15 gekostet, Sie müssen mir jetzt die $15 zahlen.‘ … Ich will nicht die $15 – ich will meinen Gartenschlauch zurück, wenn Sie das Feuer gelöscht haben.“

Der US- Präsident sicherte sich so die Zustimmung der Bevölkerungsmehrheit der Amerikaner. Das war insofern bemerkenswert, weil die amrikanische Bevölkerung vor dem entsetzlichen "Credit Event", dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 überwiegend isolationistisch eingestellt war und eine direkte Kriegsbeteiligung der USA ablehnte.

Der "Lend-Lease Act" beinhaltete, dass die USA ununterbrochen Waffen- und Rüstungsgüter aller Art als Eigentümer erwarb und an an Großbritannien über den Großen Teich, den Atlantik, lieferte. Selbst die Kosten der Lieferung übernahm, ohne dass Großbritannien jemals Eigentümer an diesen gelieferten Gütern wurde. Der Eigentümer blieben die USA

Haushaltspolitisch hatte das für Großbritannien, seine im Commonwealt of Nation verbündete Länder, u. a. Australien, Neuseeland, Kanada, Singarpur, später andere Alliierte, wie die UdSSR, Frankreich, den Gewinn, dass die reale Verschuldung durch die Beschaffung dieser aus den USA gelieferten Güter, neben einer zu vernachlässigen Pachtgebühr, die mehr eine bilanzrechtliche Schutzgebühr war, nur unerheblich zunahm.

Die EU, Deutschland, Griechenland befinden sich zum Glück, anders als Großbritannien 1939, 1941 - 1945, nicht in einem Krieg, sondern haben das Krisen- Management einer nicht enden wollenden Unwucht im Staatshaushalts Griechenlands zu verhandeln.

Wie nahe lege es da, in Memoriam des "Lend-Lease Act" 1941, Griechenland mit der asymmetrischen Belastung seines Staatshaushaltes für Militätausgaben zu Gunsten der übrigen NATO- Länder dadurch zu entlasten, dass Griechenland sein Eigentum an gelieferten Waffensystemen, Rüstungsgütern, samt militärischem Personal, an die Lieferländer zurück verkauft, bilanztechnisch beträchtliche Einnahmen für den griechischen Staatshaushalt generiert, und allein eine zu vernachlässigende Pachtgebühr an neue Eigentümer NATO- Länder entrichtet?

Schon wäre der griechische Staatshaushalt auf Jahre hin in einer zwei- bis dreistelligen Milliarden Euro Höhe entlastet, gewänne an monetärer Wucht für Investitionen, ohne dass es zu einer Einschränkung der Verteigungsfähigkeit Griechenlands im NATO- Ernstfall X einer krisenhaften Zuspitzung im Südosten Europas bis hin in die Ukraine käme.

JP

http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz
Leih- und Pachtgesetz

http://www.nzz.ch/meinung/debatte/europa--eine-frage-des-selbstbewusstseins-1.18507638?extcid=Newsletter_23032015_Top-News_am_Morgen
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Geschrieben von

Joachim Petrick

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