Mikrokredit, der schöne Schein des neuen Weltarbeitsmarktes?

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Mikrokredit, der schöne Schein des neuen Weltarbeitsmarktes?,

dank seiner vierzig spendablen Milliardäre aus den USA mit dem befeuernden Einsatz der Finanzkraft von nahezu sechshundert Milliarden US-$?

Vermögende in den USA, wie die vierzig Milliardäre, die jetzt angeblich mit 50 % ihres Vermögens stiften gehen, tun dies aus vielerlei klaren wie dunklen Gründen, die von einem einzigen Motiv genährt werden, der Erbschaftssteuer in den USA durch die Einlagen in oder Gründung von Stiftungen zu entgehen, was so vollkommen in Deutschland in Sachen Erbschaftssteuer nicht möglich wäre, auch wenn die Vermögenssteuer aus verfassungsrechtlichen Gründen der Ungleichbehandlung von Kapital- und Grund und Boden- , Immobilienvermögen auf Eis gelegt ist.

Die Idee mit dem Instrument der Mikrokredite die Armut in der Welt zu bekämpfen, errang im Jahre 2006 ihre Krönung durch die Verleihung des Friedens- Nobelpreises an den Ökonomen Muhammad Yunus und die von ihm gegründete Grameen Bank aus Bangladesch.

Die Nobelpreis- Idee der Mikrokredite basiert auf der Annahme, dass nicht nur Vermögende, die Sicherheiten vorweisen können, Kredite erhalten, um unternehmerisch tätig werden zu können, sondern auch Arme, denen es an jeder Vorlage monetärer Sicherheiten fehlt, als kreditwürdige Kunden behandelt werden.

Die Anschubfinanzierung der Mikrokredit Institute geschah und geschieht weltweit über Stiftungen, NGOs, die durch Spendengelder in der Lage sind, das Risiko vonKreditausfällen zu tragen.

Das war noch im Jahre 2006 der schöne Schein der Mikrokreditwelt.

Inzwischen sind Globalplayer aus der Weltfinanzsektor wie die Citibank/USA, die Allianz Versicherungsgruppe aus Deutschland, längst in das Mikrokreditgeschäft im großen Welt- Stil eingestiegen.

Sei es als Vorfinanzierer lokaler Mikrokreditinstitute, sei es als Teilhaber solcher Mikrokreditinstitute wie SKS Microfinance/India.

Mikrokredite werden in der Regel an den Endkunden mit einem Zinssatz von 25 %/anno vergeben, ohne dabei eine Kreditausfallversicherung von den Endkunden finanzieren zu lassen oder selberdurch Finanzleistungen in einen Einlagesicherungsfond zu finanzieren.

Der Endverbraucher ist in der Regel eine Gruppe von Frauen, die auf Druck der Mikrokreditinstitute eine„Kreditaufnahmegemeinschaft auf gegenseitige Haftung“(KGagH) gründen.

Der Druck zur Rückzahlung von Monatsraten im Wege der Schuldendienste für Zins und Tilgung des Mikrokredites baut sich, fern des Mikrokreditinstitut, perfide wie unkontrolliert in den Kreditaufnahmegemeinschaften privat wie nachbarschaftlich bisweilen brutal mit verheerenden Folgen bei Zahlungsunfähigkeit einzelner Mitglieder selber auf.

Es ist dabei bereits zu Tausenden von Suiziden allein in Indien gekommen

Der Vorfinanzierer unter den konventionellen Banken nimmt in der Regel trotz Niedrigweltzinslage 12 % /anno von den Mikrokreditinstituten.

Inzwischen gilt die Mikrokreditbranche weltweit als neuer Boommarkt mit jährlichen Wachstumsraten von 70 % im Weltfinanzbereich.

Einige Mikrokreditinstitute gehen gerade publik an die Börse in Indien.

Dazu passt wie die Faust aufs Auge, dass vierzig Milliardäre in den USA 50 % ihres Vermögens „spendend“ in Stiftungen, NGOs anlegen wollen, die steuerlich befreit, weltweit aufgestellt,bereit und monetär, rechtlich wie moralisch bis dato mit bestem Image versehen,in der Lage sind, ein neues Kapitel des Weltarbeitsmarktes, lokal und global, samt seiner Organisation und de- regulierenden Durchsetzung, aufzuschlagen.

Dieerweiterte Idee des Mikrokreditwesens ist dabei, flächendeckend, lokal und global, aus Arbeitnehmern/innen ohne anfängliche Sicherheiten kreditwürdige Unternehmer/innen zu machen, die meist ihr Dasein in einer Scheinselbstständigkeit, gebunden an eine einzige Branche, in Indien ist es u. a. die Textilindustrie, in den USA zukünftig die Automobilindustrie, Mikrokredit aufnehmend, fristen.

Den Stiftungen, NGOs wird, wie bereits am Anfang der Idee der Mikrokredite im kleinen Stil, nun im Mega- Stil die Aufgabe zufallen, die Bereitschaft im Weltarbeitsmarkt für die Aufnahme von Mikrokrediten bei den Endkunden/innen durch bestens geschulte „Drückerkolonnen“, Berater Trust Emissäre, die bei Regierungen vorstellig werden, im begeisternden Auftrag einer scheinbar glänzenden Zukunft für Jedermann/-frau sowie einer alles überragenden Vorstellung von unserer Einen Welt, anzuschieben.

Dabei bleibt nicht aus, dass bestehende wie intakte nationale Arbeitsmärkte in bestimmten Währungsräumen wie $, €, Yen, Rubel, Sterling Pfund, Schweizer Franken, erst als Rappen Happenzerbröseln, um dann in der Schwemme der global angeschobenen Mikrokreditwelle mit der verheerenden Wirkung von Tsunamisniedergewalzt werden.

Warum?,

weil es diesen Globalplayern, die alle mehr als ein Bein in der Weltfinanzproduktindustrie haben, voran die vierzig scheinbar so spendablen Milliardäre in den USA, nicht um die Organisation des Weltarbeitsmarktes geht, sondern um dessen monetäre Ausbeutung als finanz-, geldmengen-wie währungspolitisch befeuerte Mikrokredit Spekulationsblase.

Wer es schafft aus diesem Mikrokredit- Weltmarkt, der gegenwärtig mit Hundert Millionen Kunden/innen die Aussicht auf mindestens eine Milliarde Kunden/innen laut Rating Agenturen verheißt, rechtzeitig vor seinem spekulativ aufgeblasenen Zenit auszusteigen, bleibt Gewinner, der Rest wird staatlich wie privat zu Asche in der Welttasche.

JP

Siehe dazu taz vom 03.08.10

„Selbstmord wegen 25 Rupien“, aus Delhi von Georg Blume


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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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