Nur kranke Männer haben Rücken

Männergesundheit Gesunde Männer kennen keinen Schmerz. Wer einem Mann die gelbe, gar rote Vorsorgekarte zeigt, erinnert ihn, ungebeten, daran, dass er überhaupt eine Gesundheit hat.

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Begreifen Männer ihre Gesundheit lebenslang als Wagniskapital auf dem Abenteuerspielplatz, die, risikobreit, mit vollem Einsatz auf das Spiel des Lebens gesetzt gehört?

Anstatt nun der gelben, roten Karte zu folgen, setzt sich der Mann auf ein hausintern stilles Örtchen, um über sich und vor allem seine gerade entdeckte Gesundheit nachzudenken, die, nachdem er mit dieser soeben bekannt gemacht, schon in Gefahr sein soll?

Ein "richtiger" Mann sagt ja, wie wir dank dem viel zu früh verstorbenen Kabarettisten Dieter Krebs wissen, nicht direkt:

"Ich habe Rückenschmerzen"

sondern besitzergreifend ganzheitlich:

"Ich habe Rücken".

Darin liegt ein männliches Verhängnis.
Denn unversehens wird so aus einem Mann, der als Jäger gar keinen Begriff von seiner Gesundheit hatte, weil er kerngesund war, ein Sammel von allerlei, erst kleinen dann immer größeren Wehwehchen, Zipperlein und Gebrechen.

Am Ende ist es einem Mann egal, ob diese Wehwehchen, Zipperlein, Gebrechen wirklich oder nur eingebildet sind, Hauptsache sie sind sein Eigen.

"Ich habe Nase"

"ich habe Ohr"

"Ich habe Auge"

"Ich habe Zunge"

Ich habe Haut"

"Ich habe Hals"
"Ich habe Hand und Fuss"

"Ich habe Kopf"

"Ich habe Herz"

"Ich habe Leber"

"Ich habe Gesäß"

Aus dieser männlichen Haltung speist sich, folgend, vorwiegend ausgewogen, hingegbogen, weibliches Gerücht:

Männer gehen erst zum Arzt, wenn "irgendwas kaputt, gar nichts mehr geht".


Das behauptet "Oh Wunder!" auch ein "fahnenflüchtiger" Mann.

Das behauptet Olaf Theuerkauf, Gründer der Stiftung Männergesundheit.

Weil Männern wie Olaf Theuerkauf im Bunde mit der Gesundheitsministerin Appelle an den Gesundheitsverstand der Männer nicht mehr reichen, kommt die "Männliche Gesundheit" als solche jetzt im Rahmen eines Bundesmännergesundheitskongresses zu Berlin auf den Prüfstand
Soviel läßt sich jetzt schon, ungeschützt, sagen:

"Die Signalwirkung des ersten Männergesundheitskongresses in Berlin wir die altvorderen und neuen Männer im Lande nicht mehr zur Ruhe kommen lassen."

Männliche Gesundheit wird erst Gesundheit, wenn nicht nur einer , sondern alle über diese im Namen der Gesundheit anderer Männer reden.


Olaf Theuerkauf im Deutschlandfunk- Gespräch mit Jasper Barenberg am 29. Januar 2013.

Jasper Barenberg: Hauptsache das Auto ist gesund - auf diese Formel bringt ein Wissenschaftler, wie die Dinge stehen beim Thema Mann und Gesundheit. Vorurteile gibt es jedenfalls reichlich und sie laufen im Grunde darauf hinaus, dass die eigene Gesundheit Männern herzlich egal ist. Und es stimmt ja: Es gibt mehr dicke Männer als Frauen, Männer rauchen und trinken mehr, gehen dafür seltener zu Vorsorgeuntersuchungen, ernähren sich schlechter und Männer sterben früher, und zwar im Durchschnitt etwa fünf Jahre."

Dass Männer sich durch die Bank schlechter ernähren halte ich für eine kühne Behauptung.

Wenn allerdings mit schlechter einseitige Ernährung gemeint sein sollte, trete ich Herrn Barenbergs Meinung bei.

Barenberg: Herr Theuerkauf, Männer gehen sorglos bis nachlässig mit ihrer Gesundheit um. Gilt das so pauschal?

Theuerkauf: Man kann es sicherlich ganz pauschal so nicht sagen, aber man kann sicherlich sagen, dass wir Männer an diese Stelle im Gegensatz zu unseren weiblichen Mitbürgern schon eher reparaturmäßig herangehen. Das heißt, ist irgendwas kaputt, gehen wir wohl zum Arzt, ansonsten bleiben wir dort fern."

Barenberg: Beim Herzinfarkt führt das dazu, dass er im Durchschnitt Männer zehn Jahre früher trifft als Frauen, dass Männer häufiger Herz-Kreislauf-Leiden haben. Was für Gründe gibt es für diese Ignoranz, für dieses Verhalten?

Theuerkauf: Die Gründe herauszufinden, das ist ja ein Teil unserer Arbeit in der Stiftung Männergesundheit.........Das sind Erziehungsfragen, das sind Bildungsfragen, das sind Sozialisationsfragen, aber das sind natürlich auch in erster Linie Fragen, die in der Lebeweise der Männer und eben auch der Risikopaarungsweise bei uns Männern zu suchen sind.

Mit dem Begriff ""Risikopaarungsweise" kann ich als Mann etwas anfangen. Der Begriff erinnert mich daran, dass mir lebenslang die Berufswelt wie eine organisierte Arbeitsfront vorkam, der ich mich, jederzeit alarmbereit, "Wo geht es zur Front?" zu stellen wußte, auch wenn die Kommandowirtschaft des Zweiten Weltkrieges, samt Appendix des Kalten Krieges angeblich im Zuge der Wende von 1989/90 abgeblasen war

Barenberg weiter: Gibt es einen Mangel auch an ausführlichen guten Informationen, an Angeboten für Prävention beispielsweise?

Theuerkauf: Ja das ist ein ganz großes Fass, was Sie da jetzt aufmachen, und wir haben von der Stiftung im letzten Jahr einen Förderverein gegründet und dort gibt es eine Mitgliedschaft für Betriebe, und die Betriebe fragen immer wieder, was könnt ihr für uns tun. Wir haben mal zu sämtlichen Erkrankungen die Patientenbroschüren angefordert, die es in diesem Land gibt, im deutschsprachigen Raum auch, und es ist zum Teil schon ziemlich erschreckend, was da so fabriziert worden ist. Es gibt sehr verschiedene Stellen, die Leitlinien entwickelt haben, wie Patientenbroschüren aufklären sollten. Wenn man das dann mal im Alltag anschaut, das ist schon sehr erschreckend.

Der Herr Theuerkauf hat gut vom Fass Reden, wo er mit seiner Stiftung ein Riesen- Fass aufmacht, die Gesundheit der Männer ins Gerede zu bringen.

Weiss er denn nicht seit der Lektüre der Tragödie Erster Teil des FAUST von Johann Wolfgang Goethe, dass das, was ausgesprochen, dahin ist, außer es wird ein Handel mit dem, was ausgesprochen, in diesem Fall ein Handel mit Gesundheitsorgan- Anteilen daraus?

Barenberg weiter: Es braucht also männertaugliche Broschüren gewissermaßen?

Theuerkauf: Ja, wenngleich ich nicht unbedingt dem Artikel aus der letzten Woche folge, dass Männer mehr Bilder brauchen, weil sie zu faul sind zu lesen.

Olaf Theuerkauf scheint auf jeden Fall ein innovativer NGO Unternehmer zu sein dessen Geschäftsmodell die Private Public Partnership (PPP?) Stiftung Männergesundheit ist.

Bevor man aufeinander beim Männergesundheitskongress in Berlin hört, hört man voneinander.
JP



http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1993131/
29.01.2013 · 08:25 Uhr
Olaf Theuerkauf im Deutschlandfunkinterview

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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