Ökonomie- Nobelpreis für "Dr. Doomsday"

Spekulationsblasen Die herausgehobene Leistung des Vaters zweier Söhne, Robert J. Shiller besteht vor allem darin, das Verhalten von Finanzmärkten verständlicher vermittelt zu haben

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Der renomierte Yale-Professor und Bestseller Autor Robert J. Shiller aus Dtroit erhält den Nobelpreis für Wirtschaft. Eine Ehrung für eine männliche Kassandra, die nicht nur die Dotcom Krise der Jahrtaudsendwende und die Weltfinanzkrise 2008 vorhersagte.

Die Wall Street fürchtet ihn als „Dr. Doom“, Dr. Untergang: Kaum ein anderer Ökonom hat das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und den Einbruch auf den Immobilien- und Finanzmärkten ab 2007 so lange und so präzise publizistisch kommuniziert wie der heute 67-jährige Yale-Professor und Bestsellerautor Robert J. Shiller. Dafür erhält er nun den Nobelpreis für Wirtschaft der Norwegischen Reichsbank.

Der Nobelpreis für Wirtschaft der Norwegischen Reichsbank wurde im Jahr 1968 von Oslo aus weltweit ausgeworben und wird seitdem, den schwedischen Preisen Alfred Nobels für Frieden, Wissenschaften, Literatur, zur Seite gestellt, jährlich verliehen

Zu Lebzeiten Alfred Nobels gab es noch kein Konigsreich Norwegen, das erst ab dem Jahr 1905 vom Königreich Schweden unterschieden ward.

Der Nobelpreis für Ökonomie ist wie alle anderen Nobelpreise mit einem Preisgeld in Höhe von acht Millionen Kronen (etwa 920.000 Euro verbunden).

Die herausgehobene Leistung des Detroiter Vaters zweier Söhne, Robert J. Shiller, besteht vor allem darin, das Verhalten von Finanzmärkten verständlicher vermittelt zu haben.
Robert J. Shiller wusste gelehrsam Erkenntnisse aus der Soziologie, der Politologie, der Psychologie, der Physik auf gesteuertes und ungesteuertes Geschehen an den Weltfinanzmärkten anzuwenden.

Seine Forschungsergebnis ließ die bis dahin einhellige Meinung unter Experten blaß aussehen, dass Märkte, gleich, ob sie reguliert oder dereguliert sind, aus sich heraus, gemäß den Vorstellungen des Nationalökonomen Adam Smith von der "unischtbaren Hand", rational nachvollziehbare und effizient marktbereinigende Wirkungen hervorbringen.

Robert J. Shiller vermochte zu erklären, warum Märkte aus sich heraus instabil sind.
Investoren lassen sich weniger von eigener Euphorie und Panik treiben als davon, eine aufkommende Euphorie und Panik im Markt zu ihren Gunsten und zu Lasten dritter Martkteilnehmer zu nutzen.

Dadurch wirken besonders institutionelle Investoren, darunter Banken, Versicherungen, Staats- , Pensions- , Hedgefonds, durch ihren massenhaft computergsteuert hochfrequenten Hande als Treiber von Markt Stimmungen in die eine oder andere Richtung, die von rationalen Erwartungen weit entfernt sind und verfallen dabei schlussendlich "Gefangen mit Gehangen" auch noch selber

"Auf Deubel komme heraus"

zockend, dem Herdentrieb.

Boomphasen entstehen beispielsweise besonders häufig, wenn sich neue Grundlagenerfindungen durchsetzen – wie die Informationstechnologien. Die IT-Begeisterung führte Ende der 1990er Jahre zu einer Überbewertung von Dotcom-Firmen, vor der Shiller im Buch „Irrationaler Überschwang“ vergebens warnte.

Später zeigte der von ihm mit entwickelte Case-Shiller-Index lange vor der Lehman-Pleite am 15. September 2008, wie die US-Immobilienpreise immer rasanter kletterten, und wertete das, ähnlich wie der deutsche Wirtschaftsprofessor Max Otte in seinem Buch von 2006

"Der Crash",

als Spekulationsblase.

Nichtdestotrotz versuchte die Mehrheit der Marktteilnehmer, bereits fremdfinanziert investiert, panisch um eigene Kredit Ratings bangend, ihre faulen Kredite noch auf den letzten Drücker an den letzten Dummen weiterzuverkaufen und heizten dadurch die Dynamik der Abwärtsspirale der Kursstände der Weltindices und Marktbewertungen von Aktien, Zertifikaten weiter an.

Demokratiesierung von Martkgeschehen als Lösung

Als Lösung für die andauernde Finanzkrise setzt Shiller auf mehr Demokratie und Transparenz sowie eine bessere Absicherung von Risiken durch Kapitalrückstellungen, Aufstockung von Eigenkapital (EK) der Martteilnehmer.

„Ich konnte es einfach nicht glauben“,

sagte Shiller nach dem Anruf aus Stockholm.

In diesen Ausruf Shillers stecken mindstens zwei Botschaften – zeigte sich das Nobelpreiskomitee doch maximal pluralistisch: Robert J. Shiller muss sich den Preis teilen. Nicht nur mit dem Methodiker Lars Peter Hansen, sondern auch mit Eugene F. Fama.

Der Chicagoer Professor Eugene F. Fama gilt als Verfechter der Markteffizienztheorie – also genau der Idee von den rationalen Finanzmärkten, die Robert J. Shiller expressis verbis für falsch erklärt.

„Das Komitee erweist der Wissenschaft hier einen ganz schlechten Dienst“, meint der politisch engagierte Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel. „Es ehrt nicht zwei Strömungen, sondern zwei völlig unvereinbare Kontrahenten.“

Dabei befürchtet Professor Rudolf Hickel vermutlich zu reccht, dass bei diesem Kampf wissenschaftlicher Kontrahenten in derselben Sache, die nun durch den Ökonomie Nobelpreis gleichermaßen zu Giganten aufgewertet sind, aktuelle Parameter der Betrachtrung des Geschehens an den Weltfinanzmärkten, die Politik des billigen Geld der Zentralbanken der G- 20 Staaten, voran der FED, EZB, der beängstigende Schuldenstand von Staats- und Privathaushalten ausgeblendet wird

ist das der Beginn von

"Mehr Demokratie im Weltfinanzwesen wagen?"
"Audit altera pars!"?

oder deren vorzeitiges Ende?
JP

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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