Peter Sloterdijk und Heinrich Himmlers Posener Rede von 1943

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Sucht Peter Sloterdijk in Heinrich Himmlers Posener Rede von 1943 eine philosophische Dimension?

Verfängt und verheddert sich Peter Sloterdijk im Maschendraht der Hängematte seiner „Sprechenden Philosophie“?

Interessant war gestern das Philosophische Quartett im ZdF (s. u.), bei dem Peter Sloterdijk, Rüdiger Safranski, Joschka Fischer , Hans Ulrich Gumbrecht in der "Philosophischen Ur- Suppe der „Anteilnahme“ von Jean-Jacques Rousseau (* 28. Juni 1712 in Genf; † 2. Juli 1778 in Ermenonville bei Paris) voller Unwucht lustlos herum stocherten, ohne sich einen rechten noch linken Reim machen zu wollen bzw. zu können?

Hatten sie doch am Beispiel Griechenlands die Chance vertan, den kleinen Schritt aus der Philosophie der Befreiung, Aufklärung hin zur Philosophie des nacheilenden Lastenausgleichs zu wagen.
Stattdessen verstiegen sie sich in das Wagnis, der Posener Rede von Heinrich Himmler (1943 ):
"Ein nicht zu beschreibendes Heldentum unserer tapferen Männer, voller Sinn für Anständigkeit, Anstand, selbstloser Opferbereitschaft, leidenschaftslosem Fleiss beim Massenmord, nie dagewesene Verbrechen an der Menschheit für die Interessen des auserwählten Deutschen Volkes begangen zu haben und doch treu und anständig geblieben zu sein......",

eine philosophische Dimension abzugewinnen.


Nur Joschka Fischer wollte diese philosophische Dimension der Himmel schreienden Heinrich Himmler Rede in Posen nicht, unkritisch hinterfragt, gelten lassen.

Was für Joschka Fischer spricht, dem Ansatz der "Sprechenden Philosophie" von Peter Sloterdijk aber nicht auf die Gedanken Sprünge verhilft.


Geht es Peter Sloterdijk mit seiner „Sprechenden Philosophie“ doch darum, aufzudecken, dass eine Philosophie der Anteilnahme Geschehnisse, wie kollektiv erlebte Krisen, Kriege, Katastrophen natürlicher wie verbrecherischer Ursachen und Urheberschaften zur Voraussetzung hat, um die nacheilende Wirkung ihrer Philosophie des anteilnehmenden Lastenausgleichs zu entfalten.

Lag folglich, provokativ gefragt, Heinrich Himmler mit seiner Posener Rede von 1943, unwillentlich, gar nicht verkehrt, wenn er verdeutlichte, dass es des Verbrechens des Holocaust, der Katastrophe des zivilen Zusammenbruchs aller Werte und Güter bedurfte, um im Nachkriegseuropa einer Vorstellung der Theorie, Praxis und identitätsstiftenden Philosophie einer Entschädigungs- und Lastenausgleichskultur das Fundament zu errichten?

Wenn Heinrich Himmler in seiner Posener Rede von „anständig geblieben sein..“ sprach, meinte er zu allererst, dass die im deutschen Namen begangenen Verbrechen eine derartig belastbare historische Dimension entfalten würden, dass niemals ein solches Verbrechen vor nationalen noch internationalen Gerichtshöfen zur Anklage käme, geschweige von Amtswegen gesühnt werden könnte.

Was für ein verbrecherisch triumphierend auftrumpfender Irrtum in dieser Posener Rede Heinrich Himmlers von 1943 als hervorstechender Vertreter eines Terror Regime gegen gesetztes Völker- und Menschrecht

In diesem Zusammenhang der Philosophie der Anteilnahme einer nacheilenden Entschädigungs- und Lastenausgleichskultur wird einmal mehr die philosophische, die Internationales Recht setzende Bedeutung der Nürnberger Kriegsverbrecher Prozesse von 1945- 47 erhellt und historisch verankert.


Griechenland hat immer noch namentlich wie namenlos ausstehende Forderungen von Entschädigungen durch Opfer der NS- Terrorherrschaft in Griechenland während des II Weltkrieges an das Deutsche Reich und dessen Rechtsnachfolger Bundesrepublik Deutschland.

Vielleicht läßt sich unerwartet doch noch eine Verbindung zwischen Entschädigungsforderungen der Griechen, der Not des € Raums und der Philosophie des nacheilenden Lastenausgleichs herstellen?

JP

siehe auch:

www.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,1872,8048276,00.html

Sendung vom 29.03.2010

Vernetzte Welt

Revolution der Anteilnahme?

Zu Gast bei Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski sind diesmal der deutsche Ex-Außenminister Joschka Fischer und der Literaturwissenschaftler Prof. Hans Ulrich Gumbrecht. Sie diskutieren über die erstaunliche Spendenbereitschaft der Bevölkerung, die sich gerade nach den verheerenden Katastrophen der jüngsten Vergangenheit gezeigt hat. Woher könnte diese Großherzigkeit rühren und: Handelt es sich bei ihr um eine länger währende Erscheinung oder nur um ein kurzes Aufflackern von Nächstenliebe?



Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden