Sascha Anderson, ein "Sündenhagestolz"?

IM/STASI / Danach? Die Loyalität verstehe ich, meint Sascha Anderson in einem, ähnlich seinem gelagerten IM- Fall im Gespräch mit Jakob Augstein in der Freitag Printagausgabe 44- 15- 2014

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Schuld als letzte Bastion urheberrechtlichen Privateigentums?

Die Loyalität verstehe ich, meint Sascha Anderson in einem, ähnlich wie seinem gelagerten IM- Fall, im Gespräch mit Jakob Augstein der aktuellen Freitag Printausgabe 44- 15- 2014. Aber die endet doch irgendwann. Mit der Enttarnung, mit dem Ende der Institution, mit dem Ende des Staats.

Wirklich?, sind IMs sozusagen jemals als Kronzeugen gegen das MfS angetreten?

Haben sich denn die Leute, mit denen du da geredet hast, für Lyrik und Kunst interessiert?, fragt Jakob Augstein Sascha Anderson vertraut per Du.

"Das kann ich nicht sagen. Ich weiß, dass einer meiner Führungsoffiziere, Herr Reuter, nach der Wende einen Roman geschrieben hat. Er rief eines Tages an und sagte, er würde sich gern mit mir in einer Autobahnraststätte treffen, konspirativ. Da bin ich sofort zu meinem Freund Papenfuß gerannt und hab gesagt: „Bert, es geht schon wieder los.“ Er meinte: „Fahr da mal hin.“ Ich bin also hingefahren, und mir ist der Schweiß ausgebrochen, wie nach meiner Enttarnung. Aber er überreicht mir nur ein Romanmanuskript. Aber ob er sich für Literatur interessierte, für Lyrik? Was weiß ich?"

Was heißt hier für Sascha Anderson , geht es wieder los?

Sind jetzt ehemalige STASI Führungsoffiziere privatim deutschlandweit unterwegs, ehemalige IMs, meist jene, die noch nicht enttant sind, durch einen Ausbund an freundlcher Präsenz und Zuwendungen zu erpressen?

Schade, dass Jakob Augstein hier nicht nachgehakt hat.

Sascha Anderson meint in dem Gespräch mit Jakob Augstein, ebenfalls vertraut per Du, er sei seinen STASI Führungsoffizieren zur Wahrheit verpflichtet, weil er denen ja in seiner grandiosen Selbstüberschätzung die Wirklichkeit in der DDR- Zivilgesellschaft, sonders deren Literatur-, Kunst- und Kulturszene erklären wollte.

Wirklich?, oder doch eher, um sein Leben alltäglicher Lüge, des Tarnens, Täuschens, Verdrückens "TTV" in bestimmten aufgesuchten Szenen, kreativ, unter dem Rettungsschirm der STASI als Schwert und Schild der SED, aufrechterhalten zu können?

Sascha Anderson in grandioser Vorstellung (Manfred Stolpe- Syndrom"?),von sich selber überzeugt, der gutmeinende "Hegemon" der Situationen mit anderen Personen zu sein, der diese schützt und denen unter dem Credo nicht schadet:

"Wehe die STASI lieber Freund, liebe Freundin, tut dir ein Leid an, dann sollst du einmal sehen, dann sollen die mich kennenlernen"

Ein Leben in deutsch- deutschen Zwischenwelten, Hüben die

"Innere DDR",

Drüben die

"Innere Bundesrepublik",

die wie zwei ausgesetzte Königskinder zueinander nicht finden, miteinander nur im kühn gewagten Ungefähren über den Eisernen Vorhang des Kalten Krieges, Todesstreifen, Mauer und Stacheldraht, kommunizieren konnten, denn sie waren sich, ganz Kader Rekruten, spinnefeind?

Jakob Augstein ist es in diesem Gespräch mit Sascha Anderson gegen dessen durchschimmernd hinhaltenden Widerwillen feinsinnig, niedrigschwellig fragend, gelungen, eine erste Vorstellung von diesen "Inneren Zwischenwelten" im geteilten Deutschland, Europa zu erahnen. Danke beiden.

Sascha Anderson betont in dem Gespräch mit Jakob Augstein, er sei so grandios selbstüberschätzend als IM unterwegs gewesen, seinen Führungsoffizieren und der STASI überhaupt die Wirklichkeit der DDR- Gesellschaft zu erklären.

Wie passt das damit zusammen, dass er ein paar Absätze später darauf insistiert, die Führungsoffiziere haben ihn zu keinem Zeitpunkt als Personen wirklich interessiert?

Vonwegen, er habe entschieden, unter selbstbestimmtem Entscheidungssturm gelitten. er wurde als IM von der STASI "entschieden" befohlen, beordert, gemäß kollektivem Fürhrungsstil, auch wenn er sich heute noch so grandios dreht und wendet mit seinem Alleinschuldanspruch, den er nicht lassen will, anstatt das Lügennetz der STASI aufzudecken, so als gebe es die STASI als privates Unternehmens Netzwerk zumindest in Literatur-, Kunst-, Kulturszenen Deutschlands, Europas, noch heute.

Was bleibt?

Der Sündenhagestolz eines Sascha Anderson als herbstgoldener Geruch von angefaulten Pflaumen, Birnen, Äpfeln, die vom deutsch- deutschem Baume fielen?

Wenn Schuldeingeständnisse, erdig modderig, nach Fallobst riechen?

Schuld als urheberrechtlich letztes Privateigentum. als Burg und Festung?, das Sascha Anderson sich ums Verrecken als letzter grandioser Mohikaner unter den enttarnten IM nicht durch seine persönliche Bitte um Entschuldigung in der Gemeinschaft der Menschen rauben lassen will?

Ein Hagestolz ist ein eingefleischter Jungegeselle.

Da fragt sich nun mancher, wie kann Sascha Anderson da ein "Sündenhagestolz" sein, ist er doch verheiratet.

Sünde bedarf als definierende Vorraussetzung einer gesellschaftlichen Art und Form, mit säkularem, klerikalem, oligarchisch mafiösen "Segen", versehen, ehelichen Standes?

Sascha Anderson gibt sich in Fragen seiner eingeräumten, nicht eingeräumten Sünden
- so sagt er an einer Stelle seiner "Prosa" nicht etwa im ehelichen Sündenstande " Ja oder Nein", sondern in etwa kokett

"ich höre mich sagen, ich bereue" -

mit der Wirklichkeit seiner Sünden gesellschaftlich fleischlos unverheiratet, und verharrt, in diesem Sinne erstarrt, selbst noch Jakob Augstein dieser Tage gegenüber antwortunwillig, ganz im eingefleischten Jungesellenstatus.


JP

https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/es-ist-meine-schuld
JAKOB AUGSTEIN 04.11.2014 | 06:00 8
„Es ist meine Schuld“
Im Gespräch Über Sascha Anderson ist ein neuer Film gedreht worden. Mit Jakob Augstein spricht er über die Gegenwart und die Kraft der Lyrik.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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