Staatsakt für Richard von Weizsäcker

Gedenken Amt und Person habe Richard von Weizsäcker pass genau zur Deckung gebracht, meinte der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck mit seinem Blick gen Himmel gerichtet

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Amt und Person habe Richard von Weizsäcker auf einzige Art und Weise passgenau zur Deckung gebracht, meinte der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck mit seinem Blick gen Himmel gerichtet

"Seine Worte waren wahrhaft vor Deutschland, der Welt, weil sie eben wahrhaftig vor ihm selber waren. Richard von Weizsäcker verkörperte Existenzen mozarthafter Heiterkeit gemeinschaftlichen Seins,",

so SPD- Außenminister Frank Walter Steinmeier, der nicht recht wusste, sich verhaspelte, sollte er Richard von Weiszsäcker adelig nennen oder nicht, ist doch der Adel seit 1919 in Deutschland abgeschafft, was Bundespräsident Joachim Gauck als Traueredner vor ihm vorzutragen sich nicht nahm.

"Als sich an diesem letzten Tag im Januar die Nachricht verbreitete, Richard von Weizsäcker sei gestorben, blieb die Welt eine Sekunde lang stehen. Es war, als sei die alte Bundesrepublik gestorben - oder ein Teil des alten Europa.Wenn es noch möglich wäre, würde an meiner Stelle jetzt Vaclav Havel hier stehen und in Worte fassen können, was für ein Mensch Richard von Weizsäcker war. Die beiden waren auf eine Weise befreundet, wie es unter Politikern höchst selten ist. Sie waren sich gegenseitig Vorbild, Mentor, Ansporn, von einem fast zärtlich zu nennenden Respekt getragen."

Und weiter unten:

"Er war nicht allzeit auf Sendung, er war auf Empfang. Der Politiker Richard von Weizsäcker war ein Zuhörer von großer Intensität, und ohne jedes Vorurteil. ..", meinte Antje Vollmer,

Frank Kapelan Deutschlandfunk meint, Richard von Weizsäckers Rede vom 8. Mai 1985 habe Frank Walter Steinmeier, was ihm als Sozialdemokraten nicht zu verdenken sei, in seiner Trauerrede mit dem Kniefall Bundeskanzler Willy Brandts in Warschau gleichgesetzt

Bundeskanzler Willy Brandt hatte 1971, protokollarisch gegen den eigentlichen Willen der polnischen Regierung nicht das Mahnmal des "Unbekannten Soldaten", sondern das Mahnmal des Warschau Ghettos aufgesucht, um dort zur völligen Überraschung aller Zuschauer und der Weltöffentlichkeit zu knien.

Vor wem mag Bundespräsident Richard von Weizsäcker während seiner Rede vom 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag innerlich gekniet haben? Ich fürchte vor seinem Selbstbildnis daselbst, dessen Form ihm längst ein innerer Augenschmaus, nun mit dem Inhalt seiner "Wundertüte"gefüllt ward.

Frank Kapelan Deutschlandfunk meint, Richard von Weizsäckers Rede vom 8. Mai 1985 habe Frank Walter Steinmeier, was ihm als Sozialdemokraten nicht zu verdenken sei, in seiner Trauerrede mit dem Kniefall Bundeskanzler Willy Brandts in Warschau gleichgesetzt

Das Verhängnis Richard von Weizsäckers als emotional "missbrauchter Sohn" war, dass er sich mit kühnem Elan als Zeitzeuge ausrief, jedoch lebenslang, anwaltlich vergattert, einsilbig einseitig argumentierend, Verteidiger seines Vaters Ernst von Weizsäcker blieb, ohne das so öffentlich kenntlich zu machen

Ernst von Weizsäcker. Angeklagter vor dem Internationalen Kriegesgerichtshof in Nünberg, hatte seinen jüngsten Sohn Richard von Weizsäcker 1947- 1949, neben anderen Anwälten, emotional missbraucht, fachlich heillos überfordert, zum Anwalt seiner Verteidigung gemacht, obgleich dieser als Student der Rechtswissenschaften noch gar keine Zulassung als Anwalt besaß.

Daraus entnahm Richard von Weizsäckers seine lebenslange Haltung

"Einmal Anwalt, immer Anwalt meines Vaters"

und schoss dabei übers Ziel hinaus, nämlich nicht einmal die Zuständigkeit des Internationalen Gerichtshofs in Nürnberg im

"Wilhelmstraßen- Prozess"

als solchen anzuerkennen, dem es nicht zugestanden habe, über seinen Vater, Recht sprechend, ein Urteil zu fällen.

Richard von Weizsäckers löckte insgeheim den öffentlichen Stachel

"Alle Speere zu mir" ,

weil er lebenslang das Mandat der Verteidigung für seinen Vater auf Biegen und Brechen der Wirklichkeit und der Argumente in seiner eigenen Rede vom 8. Mai 1985 nicht preisgab, aber so verschwurbelt bis zur Unkenntlichkeit formulierte, als würde er schon Morgen am 99, Mai 1985 dem Apartheidsregime in Südafrika den Schneid abkaufend vorauseilen, eine Wahrheitskommission berufen, die allen NS- Tätern, soweit sie noch gut zu Fuss sind, Gelegenheit geben, sich in Erwartung von Vergebung statt Anklage selber anzuzeigen.

Einen Entschädigungsfond der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft für die Entschädigung von Zwangsarbeitern in der NS- Zeit in Europa vermochte Otto Graf Lambsdorff, als Kriegsversehrter am Stock gehend, auf Druck von Sammelklagen in den USA erst 1997 nach der Amtszeit Richard von Weizsäckers als Bundespräsident (1984- 1994) mit Hängen und Würgen, Betteln bei Kirchen, Industirie- und Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Kommunen, zustande bringen.

Von solcher Art Bemühungen ist von Richard von Weizssäcker als vormaliger Industriemanager bei der Boehriinger AG von 1962- 1966 wg. deren1984- 1992 aufgedeckter Agent Orange Lieferungen an die US- Army in Vietnam nichts bekannt.

Übrigens hatte die Boehringer AG 1946- 949 das hochkarätige Verteidigungsteam für Ernst von Weizsäcker im Wilhelmstraßen- Prozess aus gegebenem Anlass der Vertuschung eigener Verbreche in der NS- Zeit ? finanziert, Sohn Richard von Weizsäcker als Mitglied des Verteigerteams frühzeitig einen Eintritt ins Unternehmen in Leitender Position zugesichert.

Hernach wollte Richard von Weizsäcker Rudolf Augstein gegenüber ( s, aktueller SPIEGEL Ausgabe 7- 34- 2015) , der ihn auf dieses markante Spannungsverhältnis seiner Rede vom 8. Mai 1985 in Briefen als Ihr getreuer, Sie verehrender Staatsbürger. ansprach.

Von dieser Diskrepanz wollte Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1986/87 nichts wirklich wissen. Ganz im Gegenteil Richard von Weisäcker bezichtigte Rudolf Augstein, sich sportlich mit Elan in die Vorhand, ihn in die Rückhand zwingend, in einem ersten Brief auf dessen Essay "Neue Auschwitzlüge" (SPIEGEL 19/1986)

" Dass Sie als Erster und Einziger........meine Rede vom 8. Mai 1985 als Versuch interpretieren, ich wolle einen Schlusstrich ziehen, weil das in den Duktus Ihres Essay passt, ist unredlich..."

Bereits das Wort vom "Erster und Einziger" nach nahezu einem Jahr seiner legendären Rede, die zeitnah mehr umstritten war, denn heute, war unverfroren dreist gelogen. Dazu die Rede von der angeblichen Unredlichkeit darauf angelegt, Rudolf Augstein als "Untertan" einzuschüchtern, was gehörig misslang.

Aber so tickte der feine Richard von Weizsäcker immer mit hellem Elan vorne weg, dass es Arnulf Baring eine reine Freude sein musste, dem der Elan in Deutschland von einst 1933- 1941 so fehlte

"Gott habe ihn selig!"

Jakob Augstein war durch Richard von Weizsäcker 2012 in einer Sandra Maischberger Sendung in alter Rittmeister Manier schneidig lächelnd wie ein Fallbell ausgebremst worden

"Ach Sie immer mit ihrer Lieblingsbande"

ohne auf dessen Argumente überhaupt eingehen zu wollen. Gemeint war Bundeskanzlerin Angela Merkel als Motor eines Zusammenhangs der Entsagung von Reformwillen in Deutschland, Europa.

JP

https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/adieu-richie-richard-von-weizsaecker
JOACHIM PETRICK 02.02.2015 | 22:33 12
Adieu "Richie", Richard von Weizsäcker

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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