Taliban sind Paschtunen, nicht alle Paschtunen sind Taliban

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Taliban sind Paschtunen, nicht alle Paschtunen sind Taliban

Ganz im Gegenteil. Der harte Kern der Taliban Kämpfer übersteigt bis heute nicht die Zahl 8000 bei einer gesamten Bevölkerungszahl der Pastunen in der Kaukasus Region von 45 Millionen Menschen, von denen 15 Millionen in Afghanistan, 30 Millionen in Pakistan leben.Die Taliban sind in ihrem saudiarabisch geschult moralinen wie strengenVerständnis des Islam in Afghanistan ein Fremdkörper.

Die Taliban kamen aus dem Stamm der Pastunen von Sponsoren aus Saudi- Arabien, der CIA rekrutiert, militärisch, wie islamisch eng ausgelegt geschult, ab 1994 nach Afghanistan zurück, um hier ein Terror- Regime zu errichten, das sofort von Saudi- Arabien und den USA unter der Clinton Administration völkerrechtlich anerkannt wurde.

Das Stammesvolk der Paschtunen lebt staatliche Grenzen, von Pakistan nach Afghanistan und zurück,täglich überschreitend in einem seit viertausend Jahren geltenden Ehrenkodex, der darin besteht, das jedes Opfer einer Familie aus dem Stamme der Paschtunen alle männlichen Mitglieder dieser Familie automatisch zu den Waffen ruft, um Blutrache zu nehmen.

Folglich kann jeder Hegemon in der Region , wie einst die UdSSR von 1979- 89 wie heute der Hegemon, die NATO, Afghanistan besetzt, sich in bewaffneten Missionen vor Ort in Ruhezonen einbunkern, von Fall zu Fall, über Jahre die Zivilbevölkerung absichtlich wie putativ per Kollateralschäden angreifen, wenn er die Region militarisieren, die Konjunktur des Waffenhandels, der Rekrutierung von Kämpfern in der Region grenzüberschreitend hochtreiben will.

Genau diese Taktik verfolgt die NATO, voran die USA, die Briten hier gewollt, da ungewollt seit dem Herbst 2001 auf entsetzliche Weise erfolgreich.

Gleichzeitig versinkt die Mehrheit der Afghanen/innen, abgesehen von der Kabul Festung,weiter in Armut, Elend, Wassermangel, während die Elite ( 5 % der Bevölkerung)der Afghanen z. T. meistauf dunklen Wegen der Korruption über die Finanzmittel der Geberländer, den Drogen- und Waffenhandel zu Multimillionären aufsteigt.

Neue Konzepte, wie die „vernetzte Sicherheit“, die Zusammenarbeit von Militärs und NGOs, Zivilpersonen, das so genannte „Partnering“, die gemeinsamen Operationen von NATO- und Afghanischen Soldaten,sollen über die alte Taktik, die Region hochzurüsten, zu militarisieren, argumentativ robust wie medienwirksam aufgestellt, hinwegtäuschen.

Die erschreckenden Zahlen sprechen für sich. Entgegen der Verkündigung des neuen Konzepts durch General Mc. Crystal im Sommer 2009, die afghanische Bevölkerung bei militärischen Einsätzen zu verschonen, sind im ersten Quartal 2010 mehr Personen, darunter Kinder umgekommen als je zuvor, genau gesagt über 2300 erwachsene Personen, 334 Kinder, darunter 210 Kinder durch die NATO.

Im Rahmen eines „Partnering“ haben in den letzten Wochen 15.000 Nato- Soldaten der USA, Briten mit 4000 afghanischen Soldaten im Süden Afghanistan versucht eine Fläche von 10 x 20 km von Taliban vergeblichzu befreien. Strategisch ein Desaster, außer es steckt eine ganz andere Strategie dahinter, nämlich den Familien der Pastunen weitere Tote vor die Tür zu legen, seit dem Jahre 2001 etwa 100 000 Opfer ( etwa 50.000 betroffene Familien) militärischer Einsätze durch die Taliban und die NATO, damit die Kaukasus Region weiter militarisiert, der Waffenhandel, legal zwischenstaatlich, wie illegal auf Schwarzmärkten eine Hochkonjunktur erfährt.

Jährlich werden allein 1300 ausgebildete afghanische Polizisten aus Blutrache umgebracht, von Lehrer/innen, Beamten des Kabul Regime von NATO- und UNO- Gnaden ganz abgesehen.

Viele Afghanen/inne fürchten die Truppenpräsenz der NATO auf Basis des alten UNO Mandats von 2001, weil sie ahnen, es geht nicht um die Interessen Afghanistans, es geht um Afghanistan als Aufmarschgebiet gegen die 30 Millionen Pastunen in Pakistan.

Solche Horror Szenarien des Tötens um des Tötens Willen aus Blutrache, des Waffen- und Drogenhandels, der Militärisierung als Motor von Korruption einer ganzen Region ist u. a. aus Zeiten des von der Kolonialmacht Frankreich geführten vergeblichen Algerienkrieges in den Jahren 1958 bis 1962 bekannt.

Das Zynische an dem Einsatz in Afghanistan ist wie in Vietnam, der Hegemon USA dort, der Hegemon NATO hier verliert scheinbar und wirklich mandadiert einen Krieg nach dem Motto in das absehbare Scheitern, in eine Niederlage:

„Man hat sich geirrt, als Hegemon kann man sich unbeschadet eines Irrtum zu Lasten Dritter ungestraft leisten“?


Ein weiterer Zynismuskönnte darin liegen, dass die Afghanischen Stämme, voran 45 Millionen Paschtunen untereinander und gegeneinander verfeindet, von der NATO durch das neue Konzept „Partnering“ aufgebracht, sich gegeneinander bekämpfend, wie einst die Indianerstämme in Nordamerika, aufgestachelt von den Weißen Waffenhändlern, heillos bis nach Pakistan verelendend dezimieren, weil sie auf Tod und Verderben nur eine Antwort kennen „Blutrache“!?



Die Rote Armee der UdSSR hats sich bis heute nicht von dem moralisch wie materiellkorrumpierenden Desaster der Intervention in Afghanistan von 1979- 89 erholt.

Es ist unwahrscheinlich, dass es den NATO- Truppen in dieser Hinsicht mit ihrer militärisch- human- bewaffneten Intervention, ihrem Stabilisierungsauftrag, ihrer „vernetzten Sicherheit“, ihrem „Partnering“in Afghanistan anders gehen wird als der Roten Armee vor und nach 1989.

JP

Siehe dazu:


www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/diskussionen/deutschland_und_der_krieg_wie_weiter_in_afghanistan_/298218?datum=2010-04-23

Deutschland und der Krieg - Wie weiter in Afghanistan?

Anne Gesthuysen diskutiert in der PHOENIX Runde mit Christian Schmidt (CSU, Parlamentarischer Staatssekretär, Verteidigungsministerium) Gernot Erler (SPD, stellv. Fraktionsvorsitzender), Jan van Aken (Die Linke, stellv. Fraktionsvorsitzender) und Reinhard Erös (Kinderhilfe Afghanistan).

Nach dem erneuten Tod deutscher Soldaten in Afghanistan gibt es einen deutlichen Stimmungsumschwung in der deutschen Bevölkerung. Eine große Mehrheit der Deutschen ist für einen Rückzug. Jahrelang galt der Einsatz als militärischer Schutz für Brunnenbauer und Mädchenschulen

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

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