Umnachtetes Europa, "Good Morning!" USA?

Erster Weltkrieg Warenströme: Binnen sechs Monatsfrist hatte sich in Chicago vom Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 bis zum Februar 1915 der Preis für Weizen verdoppelt.

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Krieg gegen den Internationalen Terrorismus nach Nine Eleven 2001 eine fremdfinanzierte Umgestaltung von weltweiten Waren- Güterströmen, Handelswegen am offenen Herzen der Weltwirtschaft?

Die USA konnten zum Abschluss des Fiskaljahres am 30. Juni 1914, mitten in einer binnenwirtschaftlich hartnäckigen Rezession, mit Ach und Krach, einen Exportüberschuss von etwa 1 Millilarde US- Dollar ausweisen.

Drei Jahre später, kurz nach dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg im Juni 1917 hatte sich der nordamerikanische Exportüberschuss auf, sage und schreibe. etwa 82 Milliarden US- Dollar ausgeweitet.

Das sollte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und danach so bleiben. Jährlich vermehrte sich nun der Ausführüberschuss der USA um das Dreifache

Seit den ersten Kriegslieferungen der Vereinigten Staaten von Nordamerika an England, Frankreich, ab Oktober 1914 , das waren noch nicht einmal offiziell Rüstungsgüter, denn die USA waren offiziell neutral und in diesen Fragen der Kriegslieferungen in ihren Ethnien tief gespalten, verstärkte sich der ökonomische Langzeittrend im kollektiven Bewusstsein der Nordamerikaner, dass per Credit Spending von staatlicher oder privater Seite drohende oder bereits bestehende Rezessionen, gar Depressionen, wie von unsichtbarer Hand, überwunden werden können

Bei diesen anfänglichen Kriegeslieferungen handelt es sich vor allem um Eisenerz, Zink, Baumwolle, Wolle, Holz, Öl, Chemikalien, Farbstoffe, Medikamente und Weizen, die geliefert wurden..

Binnen sechs Monatsfrist hatte sich in Chicago vom Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 bis zum Februar 1915 der Preis für Weizen verdoppelt.

Mit dem Aussetzen der russischen Weizenausfuhr Richtung Westeuropa, voran im Deutschen Kaiserreich, in der k.u. k. Donaumonarchie, im Balkan Teil des Osmannischen Reiches im Umfang von bis dahin über 4 Millionen Tonnen jährlich trat eine dramatische Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung in diesen Ländern auf.

Wenn die USA bis 1917 auch nicht offiziell Kriegspartei waren, so waren sie doch, gemäß ihrer Monroe- Doktrin aus dem Jahre 1825 von Außenminister John Quincy Adams, der im gleichen Jahr US-Präsident wurde, ausgesprochen kriegerisch in der Region unterwegs.

"Die europäischen Mächte haben sich aus der Einfllussphäre der USA in Mittel- und Nordamerika herauszuhalten"

Das verstärkte sich insbesondere mit der Amtszeit von US- Präsident Wilson 1912 . Von da ab ging es um militärische Interventionen in Mexiko, Haiti, der ersten "Republik befreiter, entlaufener Sklaven" seit 1812, beflügelt von der Franzöisischen Revolution 1789, in der Dominikanischen Republik, Kuba, Panama. Nicaragua, Salvador, Honduras, Guatemala,

1912 wurde Haiti duch US- Marines einfach besetzt, ein Drittel des haitianischen Staatssschatzes wurde von den USA konfisziert, weil Hailti bei US- Unternhmen Außenstände hatte.

Deutsche Unternehmen hätten damals Haiti gerne geholfen, seine Außenstände gegenüber den US- Unternehmen zu begleichen, um in der dortigen Region im "Vorhof" der USA , Fuss zu fassen.

Das wurde von den USA sogleich in Harnisch als Einmischung des Deutschen Kaiserreiches in der Region defniert, die im eklatanten Gegensatz zur "Monroe- Doktrin" der USA stünde, und deshalb abgelehnt werde.

Der Historiker Jörg Friedrich meint in seinem Buch

"14/18", Der Weg nach Versailles, S.678,

unter den damaligen Regenten der Großmächte sei Wilson im Grunde der Gewaltbereiteste gewesen.

Der Deutsche Kaiser Wihelm II dagegen, sei nur ein Möchtegern- Militarist mit "Klingendem Spiel" gewesen, der bis zum Ersten Weltkrieg, anders als die USA, England, Frankreich, Russland, Japan, abgesehen von zwei Marokkokrisen, 1905 und 1912, die Wilhelm II zwischen Deutschland und England zu verantworten hat, nicht einmal den Versuch unternommen habe, einen Krieg anzuzetteln, meint Friedrichs bei der Präsentation seines Buches im Mai diesen Jahres.

Die historischen Fakten sprechen eine andere Sprache.

Im Gegensatz zum Reichskanzler Otto von Bismarck hatte sich Kaiser Wilhelm II von den Einflüsterungen deutscher Unternehmen, voran Reedern aus Bremen, Hamburg, wie Ballin, so beeindrucken lassen, dass er die kaiserliche Kriegsmarine durch ein Flottenprogramm im Konflikt mit England forcierte, damit das Deutsche Kaiserreich, koste es, was es wolle, überall in der Welt, voran in Afrika, Mittelamerika, China, Ozeanien, in die Lage versetzt sei , als Schutzmacht kolonialistischer Niederlassungsbestrebungen deutscher Unternehmen Präsenz zu zeigen.

Dass Ergebnis waren kriegsverbrecherische Niederschlagungen, Aushungerungskampagnen von Aufständen des Hereros Volkes (80 0000 Opfer), u. a. Volksstämme in Deutsch- Südwest- Afrika, die Teilnahme an der Niederwerfung des chinesischen "Boxeraufstande" in ZIngtau 1905.

"Germans to the front"

lautete damals die dringliche Einladung der Briten als kolonialistischer Aggressor in China, der Kaiser Wilhelm II, unter dem Jubel deutscher Medien, Exportunternehmen und Reeder eilfertig folgte.

Jörg Friedrichs Anliegen scheint weniger, sich an der Allein- , der Hauptschuldfrage,

"Die Schlafwandler" hin, "Die Schlafwandler" her ,

siehe gleichnamiger Titel des Buches zum Ersten Weltkrieg, Christipher Clark,

"Der Große Kriege", Herfried Münkler,

zu beteiligen, wer hat den Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 zu verantworten, sondern, wie im Wege des Großen Krieges und überhaupt von Kriegen, sich Handelswege, Waren- , Güterströme seit 1914 von Russland nach Westeuropa, voran in Deutschland, weg zu bzw. hin zu den USA verlagern und welche Rolle dabei die weltweite Ausweitung von Kreditvolumina, von Staaten rückversichert (Deutsche Hermesexportkreditversicherung) , dazu die Ausdifferenzierung von Kreditarten eine Rolle spielt.

Bereits zwei Tage nach Kriegausbruch im August 1914 suchten französische Regierungsvertreter den Kontakt zu einer Tochterfirma des Bankhauses J. P. Morgan aus den USA in Paris, um dringlich die Modalitäten für einen Kredit nach heutigem Geld in Höhe von ca. 2. 3 Milliarden US- Dollar zu sondieren. Zu diesem Zeitpunkt galt die Französische Republik als Kunde erster Bonität.

Binnen zwei Jahren war das völlig anders, da war Frankreich an den Internationalen Finanzmärkten, trotz seiner weltweiten Kolonien, anders als Großbritannien, angesichts der ungeheueren Kriegslasten daheim und an der Front, nicht mehr kreditwürdig und vermochte nur noch allein, mithilfe Großbritanniens als General- Bürgen, Kredite für die Finanzierung seiner immensen Rüstungsausgaben aufzunehmen.

Zunächst lehnte US- Präsident Wilson dieses französische Anliegen auf Anfrage von J. P. Morgan ab. Später wurden in den USA Kredite an Frankreich, England nicht als Kriegskredite, was den Status der USA als neutrales Land gefährdet, innenpolitische Kämpfe heraufbeschworen hätte, sondern kreativ unverfänglich als Lieferantenkredite privater Unternehmen in den USA umdeklariert.

Gleichzeitig briefte US- Präsident Wilson die US- Bank J. P. Morgan und die US- Wirtschaft insgesamt, er wolle zukünftig nicht mehr mit solchen delikaten Anfragen behelligt werden.

Seit der Russischen Oktoberrevolutin 1917 war eindeutig klar, in Geheimen Räten beschlossen, dass sich der Waren- und Güterstrom nach Westeuropa, weg von den Weiten Russlands, nun der Sowjetunion, nahezu in Gänze zu den USA hin verlagert hatte, so als ob es bereits ein transatlantisches Freihandelsabkommen gebe, wie dieses jetzt mit TTIP in Rede steht .

Friedrich betont, das Deutsche Kaiserreich habe in Belgien Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung begangen, das sei unbestreitbar, dabei ginge es um etwa 3000 zu beklagende Opfer.

- Dabei erwähnt Friedrich nicht das völkerrechtswidrige Zwangsarbeitersystem kaiserliche Heere in Belgien, im Baltikum, in der Ukraine (Ober- Ost) um aus der ansässigen Zivilbevölkerung, neben über 2 Millionen russischen Kriegsgefangegen, der deutschen Rüstungsindustrie und Landwirtschaft Arbeitskräfte zuzuführen.

Jedoch im Fall der Weltkrieg- Eins Partei Großbritannien mit seiner marinegestützen Seeblockadepoliitik ab 1914 gegen die Mittelmächte, das Deutsche Reich,. die k. u.k. Donaumonarchie, das Osmanische Reich, gehe es, erläutert Jörg Friedrich, zurückhaltend gerechnet, um 1. 2 Millionen Menschen, etwa soviele Menschen, wie im Volk der Armenier 1915 durch das Osmanische Reich im Wege von Deportationen, Todesmärschen umgebracht wurden.

Jörg Friedrich tritt eindeutig und grundsätzlich als Gegner aller Arten an Sanktionspolitik in der Internationalen Politik auf, denn die treffe stets die Zivilbevölkerung.

Das sei im Irak von 1991- 2003 über das sogenannte Sanktionsprogramm "Oil for Food" mit Hunterttausenden von Toten, darunter vielen Kindern, im Iran mit vom Himmel herabfallenden Boeing- Flugzutgen so, weil die USA dem Iran seit 1979 die Lieferung von Ersatzteilen für die Boeings verweigern, die die USA ihnen einst für teures Geld verkauft haben.

Solche Art Sanktionspolitik gegen Zivilbevölkerungen stehe nicht nur im Gegensatz zum Westfälischen Frieden von 1648 nach dreißig Jahren verheerenden Krieg, sondern sei auch mit der Haager Kriegsrechtsordnung von 1879 nicht zu vereinbaren, legt Friedrich nahe.

Dazu käme, dass England, 1915 völkerrechtswidrig, wie das Deutsche Kaiserreich 1914 mit seinem verhängnisvollen "Schlieffen- Plan" in Belgien, die Neutralität Griechenlands mit der Folge von Tausenden Toten, Verstümmelten, brachial militärisch gebrochen habe, um seinem Verbündeten Serbien über den Balkan gegen die k. u. k. Monarchie, das Osmanische Reich zur Hilfe zu kommen
JP


Jörg Friedrich: 14/18. Der Weg nach Versailles. Propyläen Verlag, Berlin 2014. 1072 S., 34,99 €.

http://www.youtube.com/watch?v=nHyzqMQtsc8
Jörg Friedrich "14/18 Der Weg nach Versailles
Veröffentlicht am 26.05.2014
Jörg Friedrich stellte am 4. Mai 2014 sein neues Buch "14/18 Der Weg nach Versailles" in Potsdam vor. Erster Teil eines Mitschnitts von Uli Happe.

http://www.youtube.com/watch?v=5VPogKpEM5s
Jörg Friedrich "Der Weg nach Versailles" Teil 2
Uli Happe
Uli Happe


http://www.wissen.de/lexikon/monroe-doktrin
Monroe-Doktrịn
[mənˈrɔu-]
Der Wortlaut der Leitlinien für die zukünftige Außenpolitik der USA stammt im Wesentlichen von Außenminister John Quincy Adams, der 1825 US-Präsident wird (Auszüge):

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

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