Vom jungen "Törleß" zum IS- Kämpfer?

Robert Musil 1880-1942 schrieb seinen ersten Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" 1906., der vor fünfzigJjahren von Völker Schlöndoff unter dem Titel "Der junge Törleß" verfilmt wurde

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"Die Verwirrungen des Zöglings Törleß"

„Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.“
Zitat Graf Maurice Polydore Marie Bernard Maeterlinck (* 29. August 1862 in Gent; † 6. Mai 1949 in Nizza) war ein belgischer Schriftsteller und Dramatiker französischer Sprache.

Das Zitat aus Maeterlincks Der Schatz der Armen (Le Trésor des humbles, 1896), das Musil seinem Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" voranstellt, kann als Referenzpunkt dessen gelten, was Musil in seinem Roman im Dunkeln lässt, nämloch dass sein Roman eine Entwicklung von hinten nach vorne rzäht, ohne diese als soclhe kenntlich zu machen, die im Klaren beginnend im rätsehaft Mystischen mündet, als Motor, das Unfassbare dieser Entwiclung in Worte zu fassen.

Musil will . sein Werk nicht wirklich als Schul- oder Pubertätsentwicklungsroman verstanden wissen und gab wohl genau deshalb im Juli 1907 in einem Brief an Matthias di Gaspero folgende Hinweise:

„Das Buch ist nicht naturalistisch. Es gibt keine Pubertätspsychologie, wie viele andere, es ist symbolisch, es illustriert eine Idee. Um nicht mißverstanden zu werden, habe ich ein Wort von Maeterlinck, das ihr am nächsten kommt, vorausgesetzt.“

Und in einem verworfenen Vorwort schrieb Musil: „Wer die Wahrheit dieser Worte an sich erlebt hat, wird dieses Buch verstehen.“[2]

Robert Musil (1880-1942) schrieb seinen ersten Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" 1906.

Der Roman versetzt seine Leser mit historisch maßgeschneiderten Figuren, bei denen jede für einen noch zu bestimmden Formenkreis, Kommunikationstypus der Verstörung, Verwirrung, gegenseitiger Verrückmacherei steht, wohl orchestriert in das Milieu einer k.u.k. Donau- Monarchie Militärerziehungsanstalt, einem Konvikt in der Stadt W.

Robert Musil selber war in den Jahren 1892- 97 in einem militärischen Elite- Zucht- und Bildungsinstitut sozusagen "kaserniert", vor den Verlockungen, Versuchungen, kurzum Gefährdungen zivilen Lebens daheim bei Vater, Mutter, Angehörigen und Gesinde wohl bewahrt?

Aus welchen tieferen Gründen auch immer, entsprach es mit gerade einmal 12 Jahren Robert Musils angeblich innerem Streben, sich, wie ein zu früh erwachsen gewordener Junge, die Möglicheiten einer Offizierslaufbahn von Kindesbeinen an zu erschließen.

Insofern liegt es nahe, dass Musil in seinem ersten Roman ein gerüttelt Maß an biografischen Fragmenten, wenn nicht mehr,

- Musil war 12 als er kasernierter Kadett war, war 17. als er sein Kadettendasein in einer hermetisch abgeschlossenen Gesellschaft beendet -

einfühlend in seine Roman- Figuren, mit Sinn für Details eingebaut hat. Ob der junge Törleß freiwillig, gezwungen oder gar auf der Flucht vor den Zwängen seines Vaters, erdrückenden Fängen seiner Mutter, ihren sexuell gefärbt übergriffig launenhaften Anwandlungen auf seine Person, einmal um ihres raschen Lustgewinns, zum anderen vor allem mit dem Vorhaben, ihren kleinen Sohn zu demütigen, subtil zu erniedrigen, geflohen ist, bleibt so sehr, wie das wahre Motiv Musils, Kadett zu werden, diesen Roman zu schreiben im Ungewissen. Zur Erellung unseres Glücks als Leser hat Musil diesen Roman geschrieben.

Es gibt solche valuierten Fälle der Flucht von Söhnen vor ihren Müttern, z. B. hat vor Tagen in der Sendung Lebenszeit im Deutschlandfunk unter dem Aufmacher

"Nicht nur ein Thema der Vergangenhei - Sexueller Missbrauch von Kindern heute"

ein Zuhörer angerufen, freimütig erzählt, dass er mit 17 vor den sexuell demütigenden Übergriffen seiner Mutter 1978, entgegen ihrem anfänglichen Willen, dann aber mit ihrem notwendigen Einverständnis, zur Bundeswehr fliehen konnte und die dortige Kameradschaft als sicheren Hort für seine persönliche Geborgenheit in einer "mutterfrei" glücklichen Zeit empfunden hat. Endlich auch einmal, ungestört durch Übergriffe seiner Mutter, für sich allein sein zu können, das erschien ihm wie eine Erlösung,

Sind es also, von Fall zu Fall, unterscheidlich gefärbt, Mütter, Väter, Geschwister, Mitschüler/innen die Söhne, Töchter, Mitschüler/innen so drangsalieren, dass die die Flucht nach vorne zum Eintritt in eine relativ bis völlig geschlossene Gemeinschaft wie die Bundeswehr, die Fremdenlegion, in den Status eines IS- Kämpfers/in antreten, um übergriffigen Müttern, Vätern, Geschwistern, Mitschülern/innen zu entkommen?

Hauptfigur des Romans ist der Zögling Törleß. Dieser wird von Musil als eine überaus sensible, ganz in seiner Gedankenwelt versponnener Junge angelegt, der auf bemerkenswerte Weise, trotz militärischem Ritual, Drill, Anforderungen täglich zu absolvierenden Lehrstoffs, Repitieren, Erziehung als Kadett zum angehenden Offzier, seiner eigenen Wirklichkeit enthoben scheint, sich, stumm und fraglos, vorgstanzten Antworten auf ganz existentielle Fragen im Ungefähren überlassend, irgendwie jugendlich überspannt, seinen Lebenspfad zu suchen vorgibt, im Grunde aber nur eines verspürt, innere Leere. Welche Fülle an traumatisierenden uneingestandenen Missnrauchs- Erfahrungen, sei es emotional, sei es sexuell durch wen und wann auch immer dieser inneren Leere Törleß innewohnen, beantwortet der Roman nicht.

Auszug aus dem Romantext:
"Es hat keinen Zweck. Du hast recht. Aber man darf sich das gar nicht sagen. Von alldem, was wir den ganzen Tag lang in der Schule tun, - was davon hat eigentlich einen Zweck? Wovon hat man etwas? Ich meine etwas für sich haben, - du verstehst? Man weiß am Abend, daß man wieder einen Tag gelebt hat, daß man so und so viel gelernt hat, man hat dem Stundenplan genügt, aber man ist dabei leer geblieben, - innerlich, meine ich, man hat sozusagen einen ganz innerlichen Hunger" entdeckt sich Törleß seinem Kameraden Beineberg, der ihm nicht ganz folgen kann - und weiter: "Es ist so: Ein ewiges Warten auf etwas, von dem man nichts anderes weiß, als daß man darauf wartet .... Das ist so langweilig ....". (Quelle: Rezension von Arne-Wigand Baganz (2004-10-15)

Törleß treuester Kamerad scheint ihm als ständiger Gesell, seine innere Verlassen- , Verlorenheit, Einsamkeit nach Art eines Alter Ego zu sein, nur unterbrochen von seinem zögerlich zaghaftem Experimentieren, ohne in das Gelingen verliebt zu sein, Anschluss in Gemeinschaft zu finden.

Seine seelische Verfaßtheit steht dem Erfolg dieser kleinen Unternehmungen ohnehin entgegen. Seine militärischen Zucht- und Lehrmeister führen dies auf Törleß angeblich kindgemäßes Heimweh nach seinem Elternhaus zurück, Dabei geht es um ein ganz anders gelagertes Weh und stummes Ach, eine Sehnsucht nach einer inneren Behaustheit, nach einer Welt des Adels der Monadenwesen, siehe bei Immanuel Kant, Friedrich Nietzsche der "Neue Mensch", die sich aus sich selbst autonom erklärt und einem Heranwachsenden an seelisch empfundenen Klippen, Abgründen entlang ein Wandeln und Denken mit Geländer auf Zeit zu vermitteln weiss.

Das militärisch- administrativ vermittelte Verständnis von Religion und Kirche, Kurie, Papst und Vatikan, in jenen Jahren um 1892 des europäischen Kulturkampfes um die austarierte Balance zwischen klerikalem und säkularem Weltverständnis in der Gesellschaft von Wirklichkeit vermochte hierbei für Törleß kaum Stütze, geschweige denn Mentor zu sein, der in seinem durchaus moralisch- ethisch bemühten Religionslehrer zu finden gewesen wäre. Sein Mathematikprofessor, der, wie Sysiphos, sich strikt dem täglich wiederholt vergeblichen Auffüllen von Lücken in der mathematischen Logik seiner Zöglinge verausgabt, galt das gewiss nicht seiner Profession aus der Warte eines Elfenbeinturmdaseins gemäß.

Alles wendet sich im Verlauf des Romans für Törleß, als der jüngere Kadett und Kamerad in ihrem Bunde Basini, nicht nur des Kameraden- Diebstahls am Kamerad Reiting, sondern auch noch weiteren überführt scheint. Von da an gerät Törleß, heillos überfordert, in dunkle Verstrickungen scheinbar sozialer Verantwortungszwänge.

Gemeinsam beraten Reiting, Beineberg und Törleß zum Tribunal, zur Wahrheitskommission selbstermächtigt "verschworen und vergattert", wie dem ertappten und entlarvten Basini gegenüber disziplinarisch strafend beizukommen und zu verfahren sei.

Törleß kann sich in seinem bis zu diesem Zeitpunkt intakt klarem Unrechtsempfinden zunächst nichts anderes vorstellen, als den beschuldigten Basini öffentlich bei der Kadettenanstaltsleitung anzuklagen, damit man ihn, gemäß der Hausordnung, zumindest als unzumutbar für die Kameraden vom Konvikt entfernt.

Der Romanfigur Basini bleibt sein Recht auf Anhörung über seine Tatmotive als Bestandteil seines Rechtes auf Verteidigung. trotz aller gegenläufigen Bekundungen, in Wirklichkeit von allen Dreien versagt.

Für Reiting und Beineberg liegt der Fall jedoch ganz anders, in ihnen keimen ganz andere, dunkle Gelüste auf, nämlich ihre persönlich gefärbten Machtbestrebungen an einem vertrauten Menschen zu erproben. Deswegen überstimmen die beiden Törleß in einem dem Schein nach demokratischen Verfahren und schon beginnen sie ihr destruktiv erpresserisch infames Übergriffs- und Folterhandwerk.

Reiting steigt hierbei mit Elan in die Rolle eines von niederen Instinkten angetriebenen Sadisten, Beineberg schlüpft ein wenig umständlich und doch dabei forsch in die Maske des Pseudo- Wissenschaftlers, der scheinbar leidenschaftslos und unvoreingenommen den Tiefseegrund Basinis Seelenmeer um der Sache des Fortschritts der Menschheit Willen uneigennützig auszuforschen sucht.

Die Folge: Basini, den Dreien wehrlos ausgeliefert, sich seinem Schicksal ergeben, wird nun regelmäßig in einer geheimen Kammer des Konvikts nächtens rituell mißhandelt. Reiting und Beineberg mißhandeln ihn physisch mit demütigend gewaltätigen Züchtigungen und in überschießenden Handlungen auch sexuell. Törleß zieht demütigende Misshandlungen auf psychische Weise vor, so als ob er als frühreifer Sigmund Freud Adept mehr über die Beweggründe und das Innere des Delinquenten "psychoanalytisch" auf angesagt moderne Weise insistierend erfahren möchte.

Ob alle drei Romanfiguren irgendwelche suchtfördernden Stimulanzien der damaligen Zeit, z. B. alkoholische Getränke, Tabak, legal allerorten erhältlich, öffentlich in Zeitungen beworbenes, Kokain einnehmen, darüber gibt der Roman keinerlei Auskunft

Die Misshandlungen entwickeln eine dramatische Eigendynamik hin zur Eskalation, die sich dem Leser, Seite um Seite, mehr und mehr atemlos aufblättert.

Nicht wenige Rezensionen, Rezeptionen dieses Tobert Musil Romans heben bis heute darauf ab, dass sich hier mit und in den Verwirrungen des Zöglings Törleß und seiner Kameraden mit dem Zerfall der Monarchien in Europa, Kleinasien, des Russisches Zarenreiches, Deutschen Kaiserreiches, der k. u. k. Donau- Monarchie, des Osmansichen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg, die strukturelle Gewalt aufkommenden Faschismus bereits wie in einem Brennglas, systemisch verdichtet, irrlichternd abbildet.

Ob diese Sichtweise.dem Roman Robert Musils im Ganzen gerecht wird, kann gut begründet bezweifelt werden Auch wenn Faschismus, Nationalsozialismus, wie im Roman Musils die Figuren gleichermaßen nicht für Rechtsstaatlichkeit, ordentliche Gerichtsverfahren unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit beim Urteil und Strafmaß, sondern für eine Gesellschaft des schwebenden Verdachts stehen.

Verdächte auszuräumen, gar gerichtsfest zu begründen ist nicht wirklich Gegenstand dieses administrativ willkürlichen Schaltens und Waltens sondern diese zu nähren bis hin, mit Wirkung der Nürnberger Rassengesetze 1935 im Dritten Reich, den Auskehr einer Gesellschaft der zwei Staatsbürgerschaften zu exekutieren, einer des exclusiv gehobenen Reichsbürgers, sowie einer des herabgesetzt niederen Deutschen Staatsbürgers, des Juden, mit der absehbaren Folge der Reichspogromtage um den 9, November 1938, auf dem Weg zum Zweiten Weltkrieg, in den Holocaust.

Haben wir es mit diesem Roman nicht darüberhinaus mit einem entwicklungspsychologisch grundlegend anthropologischen Komplex zu tun?, nämlich dem niedrigschwellig anschwellenden Drang eines jeden Menschen zum Genuß, in einem asymmetrisch aufgebrochenen Beziehungsgeflecht nach Kriegen, Umbrüchen, Wenden, Revolutionen aus vermeintlicher und wirklicher Schuld und Sühneanspruch, durchaus unter anfänglichen Gewissenbissen, aber per historischer Selbstermächtigung, ohne Furcht vor dem "Herrn", der Einrede durch legitimierte Instanzen der Wahrheitsfindung und Wahrung der Verhältnismäßigkeit beim Urteil, beim Strafmaß, im Habitus von Law and Order hin zum absolutistisch "Erhaben Reinen" in der Gesellschaft auf schändliche Weise, unter Immunität straflos gestellt, Machtwillkür in einem rechtsfreien Raum über andere Menschen, Völker, Regionen, Wirtschaftsräume. Währungen ausüben zu können?

Insbesondere heranwachsende Menschen, wie die Romanfigur Törleß, die einen solchen inneren Drang zum sinnlichen Genuß von Macht, Willkür, Selbstherrlichkeit gegenüber Gleichaltrigen, gar Jüngeren, empfinden, senden bewusst, unbewusst in Gestus, Mimik, Körpersprache, Attitüde, Habitus Signale, Botschaften aus, die sie möglicherweise frühzeitg selber als Opfer von Macht und Willkür, Kindesmissbrauch ausweisen.

Meist geschieht das, wissenschaftlich inzwischen valuiert, an Orten, in einem familiar geschützt abgeschotteten Umfeld, wo es um kindgemäß bedingungslos annehmende Liebe, Achtung, uneingeschränkte Wertschätzung der Person eines Kindes, eines Heranwachsenden geht, aber allerorten in Kitas, Schule, Lehre, Internaten, Bundeswehr, Exellenz- Hochschule zu fehlen scheint, ohne dass Heranwachsende über Begriffe für das Fehlende, das Leid, die Pein verfügen, die ihnen widerfuhr, die sie in die Lage versetzt, über das Fehlende laut und vernehmlich gegenüber Personen ihres Vertrauens ihr Recht auf Anhörung wahrzunehmen und erhört Zeugnis abzulegen?

Wie z. B. gegenüber dem Wehrbeauftragten der Bundewehr als unveräußerlichem Institution der "Inneren Führung", des Konzeptes vom Soldaten als Büger in Uniform des Bundeswehrgenerals Graf Wolf von Baudissin (1907- 1993) seit Gründung aller Waffengattungen der Bundeswehr 1956.

Was auf dem Hintergrund mutmaßlicher Selbstjustiz unter Bundeswehrangehörigen, sich selber überlassener Einsatzgruppen, im konkreten Fall, insbesondere bei Auslandseinsätzen, angesichts steigender Selbstmordraten, postraumatisiert heimkehrender Soldaten/innen nur reiner Euphemismus sein kann.

Vorstellbar ist gleichermaßen eine Selbstjustiz ohne Maß unter rekrutierten IS- Kämpfern aus aller Welt im Nahen, Mittleren Osten, im Kaukasus, in Afrika. die wg. Bagatellen, wie eigens dazu erfundener Delikte wie "Majästätsbeleidigung" nicht wirklich nachvollziehbar gemaßregelt, verurteilt, sondern, unter demonstrativer Missachtung des Völkerrechts, Kriegsrechts, der Genfer Konvention, der Haager Landkriegsordnung, unter schwebendem Verdacht gestellt bleiben, fortgesetzt sadistisch zur Teilnahme an Raub, Vermögensentzug, Schändung von Kulturdenkmälern, Massakern an der Zivilbevölkerung gruppendynamisch gezwungen werden, Angst und Schrecken zu verbreiten.

- "Ein Gedanke preßte Törleß am ganzen Körper zusammen. Sind auch die Erwachsenen so? Ist die Welt so? Ist es ein allgemeines Gesetz, daß etwas in uns ist, das stärker, größer, schöner, leidenschaftlicher, dunkler ist als wir? Worüber wir so wenig Macht haben, daß wir nur ziellos tausend Samenkörner streuen können, bis aus einem plötzlich eine Saat wie eine dunkle Flamme schießt, die weit über uns hinauswächst? ... Und in jedem Nerv seines Körpers bebte ein ungeduldiges Ja als Antwort." (Quelle: Rezension von Arne-Wigand Baganz (2004-10-15) -

So heißt es in obiger Textstelle des Romans, die mir erhellend erscheint. Die Welt der Erwachsenen wird von Törleß nicht wirkich in Frage gestellt, sondern von direkter Frage verschont, so als ob er deren unzulänglicher Wirklichkeit gewiss, Personen, die ihm nahestehen, die er liebt, verehrt, auch wenn sie ihm seelisches, physisches Leid und sexuell gefärbt demütigende Pein angetan, so doch um seiner "Selbst Willen"? zu decken und zu schonen geneigt bleibt?

Anders gesagt:

Törleß stellt das Offensichtliche an Unrechtsgeschehen in der Welt der Erwachsenen in aller Unbekümmertheit und Unschuld mit unabdinglich´innerem Vorsatz" nicht in Frage, auch wenn er mehr als andeutungsweise als deren Opfer im Ungefähren, Unbestimmten vor den Leser tritt, das Wirkliche nie beim Namen nennt, Motivforschung nicht im auf- , sondern verrätselt im Mystisch zudeckenden Sinne betreibt, wo doch angeblich nichts ist, was zu beanstanden, zu beklagen wäre, damit geliebte, zutiefst verehrte Personen des Törleß nicht in die ungemütliche Lage geraten, sich zu Sachverhalten zu verhalten.
JP

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verwirrungen_des_Z%C3%B6glings_T%C3%B6rle%C3%9F

Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

http://www.anti-literatur.de/Rezension.Musil_Robert.65.html
Musil, Robert - Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
Rezension von Arne-Wigand Baganz (2004-10-15)

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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