Ziviler und militärischer Atom- Müll im Endlager ewig vereint?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ziviler und militärischer Atom- Müll im Endlager ewig vereint?

Gerne wird in bestimmten interessierten Kreisen seit den Ostermärschen des Kalten Krieges der Blocksysteme in Ost und West der Fünfziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts, gleichermaßen, im Hüben wie Drüben, die strikte Unterscheidung der zivilen und militärischen Nutzung der Atomkraft als politisch korrekte Errungenschaft, als Nonplusultra des Fortschritts, gepriesen.

Für Iljitsch Wladimir Lenin war der Sozialismus die gelungene Verbindung vom Massenorganisation und Elektrizität.

Da war es klar, dass der revolutionstheoretische Philosoph Ernst Bloch sein „Prinzip Hoffnung“ mit der erfolgreich weltweiten Verbreitung der Entwicklung der friedlichen Nutzung Kernenergie verband, die es allen Menschen weltweit, in Land, Dorf, Städten ermöglichen sollte, billig Strom zu beziehen.

Gerade unter fortschrittlich eingestellten Politikern/innen in Ost wie West, galt es als Ei des Kolumbus, die friedliche Nutzung der Kernenergie zu fordern und u fördern, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, einmal den Aufbau einer zentral regulierbaren Stromwirtschaft als gemeinsam wegweisendes Projekt zu organisieren, einmal, ganz nebenbei, die horrenden Kosten für die Forschung, Konstruktion und Produktionvon Atomwaffen durch die friedliche Nutzung der Kernenergie über die Verbraucher/innen mit zu finanzieren.

Dieser vorstellbare Zusammenhang der Finanzierung der atomaren Bewaffnung der neun Atomaaten über die globale Verbreitung des Know Hows der friedlichen Nutzung der Kernenergie istbis heute kaum erhellt.

Bei der Frage der Entsorgung von zivilem wie militärischem Atom Müll erscheint dieser Zusammenhang der Finanzierung von Zwischen- und Endlagern aber unabweisbar af die Gesellschaften, Staaten zuzukommen.

In Deutschland waren die Kanzler der amalig fortschrittlich kommunizierten Atomindustriedie Bundeskanzler Willy Brandt, Helmut Schmidt.

Es gab in Deutschland einen Bürgermeister der diesem atomaren Fortschrittsglauben Ende der Siebziger Jahre das Zwanzigsten Jahrhunderts durch seine Rücktritt als Regierender Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg beherzt entschieden Paroli bot, dieser SPD- Politiker war Hans- Ulrich Klose.

Wenn die atomaren Superstaaten, USA, Russland, voran US- Präsident Barack Obama die Vision einer atomwaffenfreien Welt an die Wand malen, ist kaum jemand vor Begeisterung geneigt, die Folgen einer atomwaffenfreien Welt für die Frage der Findung von Endlagern zu ermessen.

Heute führen die neun Atomstaaten zum Teil schrottreife atomare Waffensysteme weiter in ihren Rüstungs- Bilanzen als taktische bis strategische Atomwaffen, weil sie für die Entsorgung, die Endlagerung ihres militärisch atomaren Schrotts, zu Lande, zu Wasser in der Luft, nach wie vor, weder gemeinsam, noch für sich national,eine Lösung entwickelt haben.

Soll da die Renaissance der Verbreitung der friedlichen Nutzung der Kernenergiein vielen Schwellenländern, gar Entwicklungsländern, vorfinanziert von den Kernenergiesystem anbietenden Staaten, Konzernen, eine Lösung der Frage der Endlagerung am Freien Markt des Handels mit atomarem Schrott und Müll nach dem Gefälligkeitsprinzip herbeizwingen?:

„Wir finanzieren euch preiswert AKWs voraus, dafür entsorgt ihr auf eurem Hoheitsgebiet unseren zivilen wie militärisch atomaren Müll!“?

Durch das Ausstiegsszenarioaus der Atomindustrie der rotgrünen Bundesregierung im Jahre 2001, vertraglich mit der Atomwirtschaft in Deutschland vereinbart, wurde eher medial nachrangig registriert, dass den AKW- Betreibern die Möglichkeit des Baus von Zwischenlagern neben ihren AKWs mit finanziellen Anreizen nahe legt wurde.

Dass dadurch das Controlling von Differenzen in den Atom- Müll Bilanzen über die Zwischenlagerung des atomaren Mülls, von der staatlichen, mehr oder weniger, ganz in die Hände der privaten AKW- Betreiber, verlagert wurde, hat ganz neue Gefahrenlagen heraufbeschworen. die da sind, einmal die Gefahr von Terroranschlägen auf viele kleine Zwischenlager atomaren Mülls mit der Entfaltung der Wirkung „Schmutziger Bomben“ vor Ort, sowie die Verlockung der AKW- Betreiber über einen regen, verdeckten wie unkontrollierten Handel mit ihrem atomaren Müll, im In- und Ausland, ihr Endlagerungsproblem zu Lasten Dritter, zu Lasten anderer Regionen in unserer Einen Welt, voran in Krisengebieten, in „Failed States“ , auf wilden, halblegalen, illegalenMüll- Deponien verbrecherisch entsorgt, auf Sicht scheinbar in den Bilanzen zu minimieren.

Gleichzeitig ist die Internationale Atomwirtschaft mit ihrem einstigen Flair der Globalsteuerung der Energiewirtschaft über nationale Grenzen, ja Blockgrenzen hinaus, bis heute nicht in der Lage, noch finanziell willens, den am 26. April 1986 havarierten Block III des AKWs Tschernobyl verantwortlich mit einem dauerhaft haltbaren Sarkophag zu versehen, die dortigen Schäden in der Umwelt, in den Organismen der Menschen, Tiere, Pflanzen auch nur hinreichend zu dokumentieren.

Die International hoch organisierte Atomwirtschaft hat sich, wie die UdSSR durch Auflösung im Jahre 1991, aus der Verantwortung für die Folgen des GAU des AKW von Tschernobyl am 26. April 1986 gestohlen und die Ukraine und deren Bevölkerung als NGO durch Organisationsverschulden alleine gelassen.

Von diesem globalen Versagen der Atomwirtschafteinmal abgesehen, passt die Atomtechnik der friedlichen Nutzung der Kernenergie nicht mehr in die intelligenten Systeme der heraufdämmernden erneuerbaren Energieanlagen und deren Vernetzung, weil AKWs außerstande sind, regelmäßig den Grundbedarf bedienend, der Grundlast folgend,herauf bzw., heruntergefahren zu werden, ohne eine vorzeitige Werkstoffermüdung hervorzurufen.

JP

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden