Über Identität in einer fragilen Gegenwart: Wir könnten uns nicht fremder sein

Literatur Unser Autor beschreibt sich selbst als „alten weißen Mann“. Aus dieser Perspektive liest er „Wo die Fremde beginnt“ mit Gewinn. Und doch kann er der Autorin Elisabeth Wellershaus nicht ganz zustimmen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2023
Jede Person ist ein einzigartiges Individuum, das macht uns alle einander fremd
Jede Person ist ein einzigartiges Individuum, das macht uns alle einander fremd

Foto: Richard Baker / In Pictures via Getty Images

Gleich zu Beginn muss die Frage gestellt werden, die sich aufdrängt, auch denen, die sie ablehnen: Darf, soll und kann ein alter weißer Mann das Buch einer jungen schwarzen Frau rezensieren, zumal, wenn es darin um Identität in der fragilen Gegenwart geht, also offenbar doch um Erfahrungen, die dem Rezensenten fremd sein müssen, weil seine Identität eine ganz andere ist als die der Autorin? Und wenn man dazu bedenkt, dass Autorin und Rezensent sich in ihren Biografien kaum fremder sein können, unterscheiden sie sich doch nicht nur hinsichtlich Hautfarbe und Haarwuchs, Geschlecht und Alter, sondern überhaupt in allem, worin sich zwei Leute in diesem Land heute unterscheiden können.

Hohe Tatra und Andalusien

Ist die Autorin in einem hamburgischen bü