1958: Großer Bruder

Zeitgeschichte Der sowjetische Parteichef Chruschtschow wird Entwicklungshelfer der DDR-Wirtschaft und billigt Reformen, mit denen Walter Ulbricht die Zentralisierung überwinden will
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2018

Als Nikita Chruschtschow Ende März 1958 nach dem Rücktritt von Nikolai Bulganin das Amt des sowjetischen Ministerpräsidenten übernahm, stand er im Zenit seiner Macht. Ein langer Weg lag hinter ihm, der Bergmannssohn aus der Ostukraine, dem es unter der Sowjetmacht möglich wurde, ein Polytechnikum in Moskau zu besuchen, begann seine Karriere 1934, als er ins Zentralkomitee der KPdSU gewählt wurde. Im September 1953, ein halbes Jahr nach Stalins Tod, stieg er als Erster Sekretär des ZK zum Parteichef auf, musste aber zunächst die Macht mit anderen teilen. Der konservative, teils stalinistische Flügel in der Parteiführung versuchte immer wieder, den hyperaktiven Reformer auszubremsen, der neue Wege einschlagen wollte und als Modernisierer auft