1989: Kehraus

Zeitgeschichte Kurz nach dem Mauerfall kommt unter Premier Hans Modrow die erste DDR-Koalitionsregierung ins Amt. Statt wie erhofft Reformmotor zu sein, wird sie zum Konkursverwalter
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2014

Die 10. Tagung des SED-Zentralkomitees, anberaumt für den 8. bis 10. November, würde nicht den üblichen Verlauf nehmen. Das stand von vornherein fest, nachdem es am 18. Oktober auf der 9. Tagung die Demission Erich Honeckers und die Wahl von Egon Krenz zum neuen Parteichef gegeben hatte. Einen Tag vor dem Plenum gab Ministerpräsident Willi Stoph mit seinem Kabinett auf, angeschlagen, zermürbt und diskreditiert. Wer sollte ihn beerben? Noch hatte die SED laut Verfassung ein Vorschlagsrecht und entschied sich für Hans Modrow, bis dahin Bezirkschef in Dresden.

Auf einen ersten Blick schien alles wie gewohnt abzulaufen. Das ZK hatte seinen Favoriten nominiert, die Abgeordneten der Volkskammer würden das absegnen. Stutzen ließ allerdings die Biografie des