1990: Wechselbäder

Zeitgeschichte Bei der DDR-Kommunalwahl verliert die CDU 800.000 Stimmen. Der Glaube an eine blühende Zukunft leidet. Einheitsdrang und Existenzangst halten sich nun die Waage
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2020
Karl-Friedrich-Schinkel-Oberschule, Berlin-Prenzlauer Berg, 6. Mai 1990
Karl-Friedrich-Schinkel-Oberschule, Berlin-Prenzlauer Berg, 6. Mai 1990

Foto: Seeliger/Imago Images

Vor dem Stimmlokal Schleiermacherstraße im Bezirk Halle-Ost standen die Wähler vor verschlossenen Türen, da sich kein Wahlvorstand gefunden hatte. So mussten hier wie in Leipzig und Magdeburg Bedienstete der Stadt aushelfen, ansonsten jedoch sollte die letzte Kommunalwahl in der DDR am 6. Mai 1990 weitgehend störungsfrei verlaufen und erstaunliche Ergebnisse zeitigen. Ist Ostberlin lagen Ost-SPD und PDS mit je gut 30 Prozent gleichauf, während die Ost-CDU nur auf 17,5 Prozent kam. Beim Volkskammervotum am 18. März 1990 hatten die Christdemokraten landesweit bei 40,8 Prozent gelegen, die SPD bei 21,8 und die PDS bei 16,4 Prozent. „Der hohe Sieg der konservativen Allianz war von niemandem vorausgesagt worden. Die Wähler hatten sich weniger am neuen Pa