Rosi Braidotti: „Wir müssen den Humanismus überarbeiten“

Interview Die Philosophin Rosi Braidotti renoviert den Humanismus und überlässt das Denken nicht den Amerikanern
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2018
Italiener und ihre Esskultur sind unbedingt ein Erfolgsmodell der Migration
Italiener und ihre Esskultur sind unbedingt ein Erfolgsmodell der Migration

Illustration: der Freitag, Foto: Ivar Pel/CC BY-SA 3.0

Eine Identität sei nie eindeutig oder stabil, sagt Rosi Braidotti. Wir können weiß sein, Mittelschicht, Lesbe, je nach Kontext, in dem wir uns befinden. Migranten sind wir alle. Sowieso. Und wir sollten mit dieser Vieldeutigkeit entspannt umgehen.

der Freitag: Sie zitieren in Ihrem Buch öfter Spinoza: „Ich werde frei gewesen sein.“ Für den Philosphen ist Freiheit, die Bedingungen der eigenen Unfreiheit zu erkennen. Was ist Ihnen am Konzept der Freiheit wichtig?

Rosi Braidotti: Es ist die entscheidende politische Frage der Gegenwart. Der Populismus ist überall. Spinoza erlebte im 17. Jahrhundert den Niedergang eines Systems, nämlich den der niederländischen Republik. Als die französischen Philosophen Gilles Deleuze, aber auch Michel Fou