Pride Month: Likörchen und Butterkrem – das waren wir!

Subkultur Auch in Sachen Kulinarik gab es früher ein schwules Spiel mit den Klischees. Diese Zeiten sind vorbei. Warum das manchmal schade ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2022
Schwarzwälderkirsch und Sahnesteif, Dauerwellen und Perücken war gestern. Heute gibt’s Regenbogen für alle. Auch schön
Schwarzwälderkirsch und Sahnesteif, Dauerwellen und Perücken war gestern. Heute gibt’s Regenbogen für alle. Auch schön

Foto: Katie Rainbow/Unsplash

Mitte der 1990er Jahre zog ich als junger Mann in eine schwule WG in der Stadt. Dort war ich überwältigt von den Mengen an Sekt, die hier am Wochenende und mitunter auch werktags konsumiert wurden. Im Kühlschrank unserer stuckverzierten Altbauküche wartete immer eine gut gekühlte Flasche auf den nächsten Besuch – und der kam am Wochenende wie das Amen in der benachbarten Pfarrkirche.

Als Kind vom Land hatte ich keine Vorstellung von dieser Art mondänen Lebens. Sekt kannte ich allenfalls als Getränk, mit dem ältere Damen einander auf runden Geburtstagen und zu Silvester zuprosteten. Plötzlich war ich umgeben von Männern, die sich gegenseitig „die Schwiegermutter“ oder „die Gräfin“ nannten und das Glas i