Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!

Krieg ist einfach keine Option Der Frieden in Europa ist ein so hohes Gut, das nicht leichtfertig im medialen Säbelrasseln verspielt werden darf. Die "heilige Kuh" NATO ist genauso zur Disposition zu stellen, wie so viele andere Kühe in der Vergangenheit. Russland hören.

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„Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!“

Fast könnte man meinen, Europa sei ein niedlicher Sandkasten, in dem dumme Buben mit kleinen Holzspielzeugen Krieg spielen, während die Eltern wie abwesend am Rand auf Bänken sitzend über die nächsten Raten ihrer Hausdarlehen reden – Preissteigerungen, Inflation und so. Aber eben nur fast. In Wirklichkeit jedenfalls wollen die Völker Europas – und da gehören die Russen ja durchaus dazu – keinen Krieg.

Je – desto…

Je

mehr „man“ aber in den Medien tagtäglich über den bevorstehenden Krieg wie über eine durchaus vorstellbare Option redet,

desto

mehr gewöhnt „man“ sich auch daran, dass er wirklich stattfinden wird.

Wieder Krieg in Europa?

Vor dem ersten und auch vor dem zweiten großen Krieg in Europa schienen die Völker überrascht zu sein, wie auch die Medien. Es gab jedoch auch da schon genügend kluge Frauen und Männer, die warnten, dass es gar nicht überraschend sei, wenn Waffen die internationalen Konflikte bereinigen würden.

Wenn es aber die Völker nicht wollen, wer will er denn dann?

Banale Antwort: Der militärische Korpus samt Rüstungsinteressenten und samt Schwerindustrie existieren ja für genau diesen „Fall“. Alte, Frauen und Kinder haben da weder Stimm- noch Interventionsrecht. Es ist ein knallhartes patriarchalisches Muster, weiter nichts - also eine Kopfgeburt, eine Erfindung und kein Naturgesetz.

Auch die Sicherheitskonferenz in München redet über den denkbaren und vielleicht sogar kurz bevorstehenden Krieg. Dabei gehört die NATO längst in die Mottenkiste, sie ist ein Relikt aus dem Zeitalter des Kalten Krieges. Die USA instrumentalisieren sie für ihre Ziele, die wirtschaftliche und geo-strategische sind. „Weltmacht“ oder noch euphemistischer „Weltpolizei“: was für ein UNWORT! Die USA ist nicht mehr der "große Bruder", der nachhaltig mithalf, die Demokratie in Europa zu festigen. Dem Pentagon ist es doch nur recht, wenn es mit Hilfe der NATO die Russen ordentlich provozieren kann - und dabei die eigenen Hände in schöner Unschuld wäscht.

In den Jahrhunderten, als europäische Nationen einen als „Mission“ schön geredeten Vernichtungskrieg in Afrika, Asien und Amerika führten, verhalf ihnen dieses oft genozid-gleiche Abschlachten zu wachsendem Reichtum und Wohlstand für viele in Europa. Prächtige Landsitze und stolze Patrizierhäuser in den Städten erinnern bis heute daran und die zögerliche (oder besser doch: peinliche) Rückgabe-Politik großer Museen spiegelt nach wie vor den rassistischen Boden, aus dem das alles spross – manifest destiny.

Und als dann – wie ein Bumerang – der beinharte Konkurrenzkampf nach Europa zurückflutete, versteckte „man“ die Überseekatastrophen in einem „heiligen“ Nationalismus ( von den Kirchen gehorsam und raunend mit orchestriert!) und fanatisch schlachtete man sich nun gegenseitig ab. Flüchtlingsschiffe versanken mit abertausend Zivilisten – Frauen, Alte und Kinder zumeist – all das schon vergessen?

Seit 77 Jahren kein großer Krieg mehr in Europa. Der Frieden war eine gemeinsame Anstrengung der siegenden und besiegten Völker in Europa. Von Korea, Vietnam, Algerien, Palästina, Balkan, Irak, Syrien und Afghanistan soll hier gar nicht erst geredet werden. Da es für die meisten gemütlich betrachtbare Bilder in den Medien waren, haben sie wohl dabei das frühere, eigene Leid von Millionen Menschen in Europa vergessen.

Stellt euch doch bitte vor, ihr Völker Europas, Männer wollen wieder Krieg spielen, aber keiner geht hin! Wie sollen denn diese Patriarchen „ihren“ Krieg führen, wenn die Leute fehlen, die die Drecksarbeit für sie erledigen müssten?

Alle, die jetzt in der Krise verantwortlich die Interessen der Völker vertreten, müssen dem Frieden verpflichtet bleiben, denn sonst vertreten sie nicht die Interessen der Völker.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Johannes Seiler

Alles Erinnern ist Erfinden und alles Erfinden Erinnern

Johannes Seiler

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